Bild: Links Container für traumatisierte Flüchtlinge, rechts Trauer an Grabsteinen: So kann es auf dem Friedhof in Bochum-Weitmar ab Herbst aussehen., Container-Lösung auf Friedhof Weitmar: Revision von Linksfraktion gefordert Foto: bent

Deutschlandweit gab es ein großes Medienecho: Die Stadt Bochum plant, Geflüchtete in Containern auf einem Friedhof in Bochum-Weitmar unterzubringen. Darüber empören sich nicht nur AnwohnerInnen und BürgerInnen. Die Fraktion der Bochumer Linken fordert, den Beschluss zu revidieren, doch Rot-Grün scheint an den Plänen festzuhalten.

Wenn man sich am Friedhof in Bochum-Weitmar umhört, schlägt einem nur Unverständnis entgegen. „Natürlich müssen sie irgendwo untergebracht werden, aber man kann doch nicht traumatisierte Flüchtlinge auf einem Friedhof unterbringen“, meint ein Anwohner, der anonym bleiben möchte. Zuletzt waren an diesem sonst so ruhigen Ort nicht nur verschiedene JournalistInnen, auch MitarbeiterInnen der Stadtverwaltung haben die Fläche bereits abgemessen.

Der Beschluss, etwa 100 Geflüchtete in Containern hier unterzubringen, wurde nach einem Antrag von Rot-Grün bereits Ende Juni vom Stadtrat beschlossen. „Grund hierfür war, dass der Platz sehr schnell hergerichtet werden könnte“, erklärt Karsten Ortmann von der Bochumer SPD-Fraktion: „Die Fläche, die sich nach einer Einschätzung der Stadt aus dem Jahr 2010 auch für Wohnungsbau eignet, ist einer von mehreren Standorten, die für die Aufstellung von Wohncontainern in Frage kommen.“ Aktuell prüfe die Stadtverwaltung nun, ob das konkret umsetzbar ist.

Nicht am, sondern auf dem Friedof: Hier sollen im Herbst ungefähr 100 Geflüchtete in Containern wohnen.  Foto: bent

„Natürlich geht so was“, meint dagegen Thomas Sprenger von der Stadtverwaltung auf Anfrage der :bsz. „Man würde das auch deutlich trennen, damit es sowohl traumatisierten Flüchtlingen als auch den Trauernden gerecht wird.“ Das läge ihm vor allen am Herzen, betonte er. Ein Blick auf das kleine Feld auf dem Friedhof, um das es geht, erweckt aber Zweifel: Nur ein kleiner Pfad liegt zwischen den Gräbern und der Fläche für die Container. Dort soll wohl ein Zaun hin.  Zwar sollen die Container hier nur eine Übergangslösung sein, betont Sprenger aber zugleich: „Wie lange wissen wir nicht, da wir auch nicht wissen, wie die Zahl der Flüchtlinge noch steigen wird.“

Linksfraktion fordert Revision des Beschlusses

„Es ist eine Peinlichkeit für den gesamten Bochumer Rat, dass der Antrag so beschlossen worden ist“, kritisiert dagegen Horst Hohmeier von der Bochumer Linken. „Natürlich ist es nicht akzeptabel, oftmals von Krieg und Gewalt traumatisierte Flüchtlinge auf einem Friedhof wohnen zu lassen.“ Die Linksfraktion fordert zudem, den Beschluss zu revidieren: „Wenn der Rat falsche Entscheidungen trifft, muss er auch bereit sein, sie zu korrigieren.“

Dafür wäre natürlich noch Zeit: „Die Friedhofsruhe wird man sonst hier auch nicht mehr einhalten können“, meint der oben erwähnte Anwohner, der nicht namentlich genannt werden möchte. Dass die Geflüchteten natürlich nichts dafür können, weiß er. Es sei doch klar, dass Kinder dann spielen wollen, Familien grillen oder die Leute einfach mal abends ein Bier trinken möchten. Das alles hat er auch schon den etlichen MedienvertreterInnen erzählt, die bereits hier waren. Dann geht er. Kopfschüttelnd. Nur noch das leise Plätschern einer Gießkanne, mit der ein älterer Herr ein Grab an diesem heißen Tag gießt, ist zu hören. Zwischen den Sträuchern, wo bald Container stehen werden, springt sogar ein Reh. Es ist still. Wie es sich auf einem Friedhof gehört. Im Herbst wird das vorbei sein.

:Benjamin Trilling

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