Bild: Katar deckt ein: Ein Tisch voller orientalischer Köstlichkeiten — leider nur als Plastik. , In zehn Stunden quer über die Kontinente? Katar deckt ein: Ein Tisch voller orientalischer Köstlichkeiten — leider nur als Plastik. Foto: kac
Wie sieht die Expo 2015 mit dem Thema „Den Planeten ernähren, Energie für das Leben“ in Mailand eigentlich so aus? Diese Frage stellte ich mir schon vergangenes Jahr im Dezember und buchte sogleich eine möglichst günstige Reise dorthin. Mailand ist zwar bekannt für seine BankangestelltInnen, aber vor allem für Mode. Dank der Weltausstellung ist Milano jetzt auch dafür in aller Munde.
 
Direkt am Hauptbahnhof Stazione Centrale stieß ich frontal auf eine Demonstration gegen die Expo zu. Die Menschen zogen quer durch die Stadtmitte, um ihr Missfallen an der Ausstellung offen zu zeigen, da es Anzeichen für Korruption gab.  
Da ich nicht der Fan von typischen Touristenstrecken bin, entschied mich ich für eine alternative Route durch Mailand und war zunächst erstaunt, dass ich keinerlei Obdachlosen oder AlkoholikerInnen begegne – dabei sind das meist die ersten echten EinwohnerInnen, die mir bei Reisen über den Weg laufen. Erst als ich komplett die Innenstadt verlassen hatte und mich am Rand des Stadtteils Moscova auf eine Bank setzte, bemerkte ich, wie Männer und Frauen hinter Gebüschen lagen und tranken. Es machte den Anschein, dass Mailand für seine Touris die Stadt „gesäubert“ und diese Menschen dorthin vertrieben hat, wo normalerweise Reisende nicht hingehen.

Im Flughafenstil zur Ausstellung gelangen

Das Gelände der Expo befindet sich circa 15 Kilometer vom Stazione Centrale, mit der Metro in 40 Minuten erreichbar. Beim Eingang zur Ausstellung kam ich mir vor wie am Flughafen. Gürtel, Schmuck und alles aus den Hosentaschen musste in einen Plastikbehälter gelegt werden. Wasserflaschen bekamen einen eigenen. Als ich durch die Schranke ging, wurde ich direkt von einem Sicherheitsmann auf Italienisch angesprochen, dass ich einen Schluck aus meiner Flasche trinken soll. Brav wie ich bin, erledigte ich dies. Er starrte mich einige Sekunden an und ich entgegnete, dass ich noch lebe und kein Gift trinken würde. 

Architektur top – Inhalt flop

Der erster Pavillon, den ich besuchte, war der tschechische, er grenzte von der Optik her an einen Club. Die Fassade schimmerte silbern, vor ihr befanden sich Liegestühle. Schon um 10 Uhr morgens tranken die BesucherInnen das landestypische Bier und sonnten sich. Innen wurde der Prozess von Pflanzenwachstum dargestellt: wie lange diese brauchen, um ausgereift zu sein. Als nächstes schaute ich mir Baharain und den Sudan an. Tolle Bananenbäumchen-Gärten schmückten die offen gehaltenen Gebäude.
Süd-Korea zeigte sich von seiner technologischen Seite. Zwei Roboterarme fuhren große LCD-Monitore aus, die Filme über Fallobst zeigten. Im nächsten Raum konnte ich Tongefäße anschauen, in denen auf koreanische Art Lebensmittel eingelagert wurden, um diese haltbar zu machen. An den Geruch musste ich mich aber erst gewöhnen. 
Moldavien, Belgien, Vietnam, Weißrussland, Litauen, Thailand, Ungarn, Iran und Deutschland enttäuschten zwar nicht mit ihrer Architektur, jedoch mit ihrem Inhalt, nämlich gar keinen zum eigentlichen Expo-Thema. Ein paar Pflänzchen hier und da, ansonsten nur Restaurants, wo man überteuert hätte essen können. Besonders enttäuscht war ich von Deutschland. Mit dem 4900 Quadratmeter großen Pavillon setzte man wohl nur auf Ästhetik und nicht auf Inhalt. Von so einem reichen Land würde man erwarten, dass es sich dazu äußert, wie Ernährung sinnvoll produziert und konsumiert werden kann – das tat es jedoch nicht. 

Was mich überzeugte

Mein Lieblingsgebäude war das von Brasilien. Es gab zwei Wege, um in die Ausstellung hineinzugelangen. Entweder man nahm die langweilige Treppe oder man kletterte auf ein Netz, das in mehreren Metern Höhe aufgespannt war. Selbstverständlich wählte ich das Netz und hüpfte mit vielen anderen BesucherInnen nach oben, um mich über brasilianische Ernährung zu informieren.
Auch wenn der Pavillon von Turkmenistan nicht fertig war, so beeindruckte mich das Gebäude. Es sah aus wie ein bunter LED-Teppich-Würfel aus 1001 Nacht. Da machten der Oman und Katar architektonisch mit. Ersterer zeigte sich in Form einer orientalischen Festung und Katar hatte in seiner Festung einen geflochtenen Riesenkorb.
Inhaltlich gesehen gefiel mir Kasachstan am besten. Die Wartezeit in der Schlange am Eingang von 40 Minuten wurde den BesucherInnen mit landesüblichem Gesang oder Tanz versüßt. Direkt im ersten Raum hat eine Sandkünstlerin live die Geschichte Kasachstans gestreut. Im nächsten Raum wurde der Umgang mit Pferdezucht und Fischen gezeigt. Das Land demonstrierte seine Entwickelung der letzten Jahre. Als Begrüßungsdrink gab es einen Shot Pferdemilch. Bis heute bin ich mir unsicher, ob es mir geschmeckt hat.       
 
 :Katharina Cygan
 

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