Bild: Eröffnungsfilm des Frauenfilmfestivals: Der Berlinale-Gewinner „Stella“. , Internationales Frauenfilmfestival vom 14.–19. April in Dortmund Foto: Moritz Shyltheiss

Ausgerufene Themen können bei Filmfestivals auf unterschiedlichste Weise umgesetzt werden: ironisch, spielerisch, kritisch. So beispielsweise beim diesjährigen Internationalen Frauenfilmfestivals, das vom 14. bis 19. April in Dortmund stattfand.  Komfort war der Themenschwerpunkt, der auf der Leinwand abgearbeitet wurde – nicht selten mit der Kehrseite der Medaille: Denn neben Fragen nach utopischen und anderen Lebensentwürfen gab es auch kritische Beiträge über Armut und Ausbeutung. Hier eine Auswahl der Festivalbeiträge.

„Wo sie stand, stand kein anderer“: Retrospektive zu Elizabeth Wilms

Es sind nur noch die Konturen einer Stadt: Häuserwände, die aus Trümmerfeldern ragen, Menschen, die diese Trümmerberge mit Schubkarren wegfahren und der Wind, der im Winter durch alle Winkel der Häusersilhouetten zischt. Nach dem zweiten Weltkrieg ist die Stadt Dortmund fast vollständig zerbombt und kaum wieder zu erkennen. Die Dortmunder Dokumentarfilmerin Elizabeth Wilms hielt das mit ihrer Kamera fest. Herausgekommen ist die Doku „Alltag nach dem Krieg“, die das bittere Leben in der Ruhrpott-Stadt im Jahr 1947 einfängt. Es sind Bilder, die gar nicht aufgenommen werden durften, wie der Filmhistoriker Paul Hofmann erläuterte: „Es gab von den Alliierten eine Abgabepflicht von Kameras, die sie unterlaufen hat.“ Elizabeth Wilms galt vielen als Querkopf: Die Regisseurin, die mit ihrem Mann eine Bäckerei betrieb, wurde in der Presse als „filmende Bäckersfrau“ abgestempelt.
Doch auch ihre anderen Filme halten spannende Facetten ihrer Stadt Dortmund fest. Gezeigt wurde in dieser Ruhr-Lokal-Rubrik auch der Wilms-Film „Gestatten Dortmund“, ein Werbefilm für die Stadt, der heute herrlich trashig erscheint. Auch hier ist Dortmund kaum wieder zu erkennen. Gut, dass Elizabeth Wilms es festgehalten hat.

Mit Filmen für eine bessere Welt?„No Land no Food no Life“ von Amy Miller

Die Regisseurin Amy Miller hat ein ehrgeiziges Credo, wie Moderatorin Betty Schiel bei der Deutschlandpremiere ihres Dokufims „No Land no Food no Life“ erwähnt: „Sie glaubt ganz fest daran, dass man Leute, die informiert sind, zu politischer Aktivität bewegen kann.“ Und bewegend ist ihr Film allemal: Gezeigt wird die Beschlagnahmung und die gewaltsame Usurpation von Land armer Bauern durch globale Konzerne.  Miller lässt vor allem die betroffenen Menschen zu Wort kommen. Die Erkenntnis ist eindeutig: Die Ausbeutungspolitik von EU und anderen kapitalistischen Staaten führt zwangsläufig wie systematisch zu Menschenrechtsverletzungen. Das zeigt die Doku-Filmerin sehr eindringlich. Es scheint also nur noch die politische Aktivität zu fehlen.

Familiendrama über Magersucht: Der Eröffnungsfilm „Stella“

Mit Problemfilmen ist es manchmal so eine Sache: oft werden sie aus staatlichen Geldquellen bezuschusst, mit dem Ziel, einen Film zu erhalten, der sich didaktisch mit gegeben sozialen oder gesellschaftlichen Problemen auseinandersetzt. Die deutsch-schwedische Ko-Produktion ist dagegen ein sehr spannendes wie eindringliches Familiendrama über Wettbewerbsdruck und Schönheitswahn. Der diesjährige Berlinale-Gewinner des gläsernen Bären zeigt, wie eine Familie zusammen halten kann, um eine Krankheit, die vor allem junge Frauen betrifft, zu überwinden.

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