Bild: Das Ende vor Augen: Über zehn Jahre kämpfte der Opel-Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel für den Standort Bochum und dessen Belegschaft. Jetzt schließt das Werk endgültig., WDR5-Podiumsdiskussion: Opel geht – aber was kommt? Foto: tims

Am 5. Dezember 2014 läuft der letzte Opel im Werk vom Band. Nach 52 Jahren und gut 13 Millionen produzierten Autos wird der Standort Bochum geschlossen und rund 3.300 Arbeiterinnen müssen sich einen neuen Job suchen. WDR5 lud am vergangenen Donnerstag VertreterInnen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zu einer Podiumsdisskusion im Bahnhof Langendreer ein. Der Tenor des Abends: Endlich ist die Gewissheit da und der Kampf zu Ende!

Rund 50 BesucherInnen fanden sich am Donnerstag ein, um bei der Podiumsdisskusion live dabei sein zu können. Unter ihnen auch einige OpelanerInnen, die von der Schließung hautnah betroffen sind. Wer sich auf einen emotionalen Schlagabtausch gefreut hatte, wurde von allen Beteiligten enttäuscht: Den Herrschaften auf dem Podium aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft war anzumerken, dass sie der  Arbeitskampf mit General Motors viel Kraft gekostet hatte und die Stimmung zwischen Resignation und verhaltenem Optimismus schwankte. Die Moderatoren des WDR, Olaf Biernat und Thomas Koch, fragten nach: Opel geht, was kommt?

Bochum Perspektive 2022 als Chance

Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz von der SPD habe die gesamte Entwicklung seit 2004 „hautnah“ miterlebt und leide mit den Betroffenen, da der Zeitpunkt der Schließung „brutal nahe“ komme. Sie sehe die Unsicherheit für viele ArbeitnehmerInnen, verbreitete aber Zweckoptimismus: „Es bewegt sich viel im Ruhrgebiet! Mit der Initiative ‚Bochum Perspektive 2022’ wird über die Opel-Flächen entschieden und wir werden im neuen Jahr schnell Entscheidungen treffen können!“ Ob die Politik versäumt habe, den Standort zu retten, verneinte die Oberbürgermeisterin; man habe „wenig Einfluss auf Unternehmensentscheidungen“, gleichwohl sollen Kommunen besseren Kontakt zur Wirtschaft pflegen und in der Verwaltung seien manchmal mutigere Entscheidungen notwendig.

„Menschen im Revier lehnen sich zurück!“

Ziemlich einsam stand Ferdinand Dudenhöffer, Automobilexperte der Uni Duisburg-Essen, mit der Meinung da, dass die Menschen im Revier immer auf Arbeit warteten und keine Eigeninitiative hätten. Dies sei keineswegs eine „politische Aktion“, der Automarkt in Europa sei von Überkapazitäten geprägt und zudem stünde Bochum mit seinem Werk nicht allein da. „Ford ist geschlossen worden, Antwerpen ist dicht, geht nicht mit Verbitterung in die Zukunft und lehnt Euch nicht zurück!“

„Opel muss Finanzmittel zur Verfügung stellen!“

Für Rainer Einenkel, langjähriger Betriebsratsvorsitzender von Opel in Bochum, habe sich der lange Kampf gelohnt – sonst „hätte GM schon 2004 das Werk dichtgemacht“. Wichtig sei jetzt, wie es mit den Menschen weitergehe. „Das Ersatzteillager soll kommen, doch GM ist nicht zu vertrauen“ – es müssen endlich verbindliche Zusagen her.

Für den ebenfalls anwesenden Bochumer ARGE-Chef Luidger Wolterhoff würden die kommenden Wochen ausschlaggebend sein: „Die geschaffene Transfergesellschaft schafft Qualifizierungsmaßnahmen und eine Brücke für die Älteren, die in Rente gehen. Das erste halbe Jahr wird entscheidend sein und die ARGE wird alles tun, um den Weg in die Arbeit wieder zu ermöglichen.“

Viele der Anwesenden stehen der Zukunft skeptisch gegenüber und sie können den Optimismus nicht ganz teilen. Die Perspektiven der über 50-Jährigen sehen nicht so gut aus. Was bleibt, ist die Hoffnung und die Solidarität der Belegschaft, damit aus der Perspektive 2022 keine Seifenblase wird.

:Tim Schwermer
 

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