Bild: Grüne Hochschulgruppe beantragt Aberkennung seiner Ehrenprofessur: Peter Scholl-Latour. , Pro: Scholl-Latour sollte die Ehrenprofessur entzogen werden Foto: wikimedia commons

Peter Scholl-Latour war ein mutiger junger Mann. Sein Onkel ist im KZ Sachsenhausen wegen seiner jüdischen Herkunft ermordet worden. 1944 schloss er sich der französischen Partisanenarmee an, um gegen Nazideutschland zu kämpfen. Warum also lasse ich ihm nicht seine Ruhe? Im Herbst 2014 wollte die FDP-Fraktion in Bochum Scholl-Latour die Ehre zukommen lassen, eine Straße nach ihm zu benennen. Daraufhin beschäftigte ich mich näher mit ihm. Am Ende sah die FDP den Antrag als erledigt an – wohl auch aus der Angst, Applaus von ganz Rechts zu erhalten. Ich stieß dann auf die Ehrenprofessur Scholl-Latours an der Ruhr-Uni. Sein Wirken passt jedoch so gar nicht zu ihrem Motto „menschlich – weltoffen – leistungsstark“, denn Scholl-Latour verbreitete rassistische, verschwörungstheoretische und homophobe Thesen. Nur ein kleines Beispiel aus seinem Bestseller „Tod im Reisfeld“: „Die dunkelhäutigen Khmer-Mädchen mit dem leicht gelockten Haar unterschieden sich von ihren vietnamesischen Schwestern durch ein animalisches Naturell (…) diese kupferhäutigen Menschen mit den kaum geschlitzten Augen, die angeblich der polynesischen Rasse zuzuordnen waren, wurden als Moi, das heißt als Wilde bezeichnet…“

Er sprach allen Muslim*innen aufgrund einer angeblichen Rassenzugehörigkeit ab, Demokrat*innen zu sein; sie bräuchten immer eine starke Führung. Neben seinen rassistischen Äußerungen, Klischees und großdeutschen Phantasien hat er sich offen der rechten Szene angenähert. So fungierte er als Kommentator, Interviewpartner und Aushängeschild der rechten Jungen Freiheit (JF), deren Ehrenträger er auch ist. Er trat selbst bei der rechtsradikalen österreichischen FPÖ sowie mehrmals beim rechten Verschwörungstheoretiker Jürgen Elsässer auf, wo er zum Beispiel mit Thilo Sarrazin und Eva Herman gegen die Homoehe und die multikulturelle Gesellschaft hetzte. Er verbreitete auch selbst Verschwörungstheorien: Mehrmals behauptete er, dass die Anschläge am 11. September so nicht stattgefunden hätten und die gesamte Medienlandschaft in der Bundesrepublik von vier bis fünf Personen kontrolliert würde. Wie er dann seine Thesen millionenfach unter die Leute bringen konnte, wird immer sein Geheimnis bleiben.

:Gastautor Karsten Finke
 

0 comments

You must be logged in to post a comment.