Lenin hielt es für eine Fälschung des Militärs, als er die Meldung in der neuesten Ausgabe des SPD-Organs „Vorwärts“ las: Die Reichstagsfraktion der SPD hatte am 4. August 1914 den Krediten für den Ersten Weltkrieg zugestimmt (78 Abgeordnete dafür, 14 dagegen). Für die zweite Internationale war es das Ende, für die ArbeiterInnenbewegung eine Tragödie. Denn zwei Jahre zuvor hatte die Internationale angesichts des lauter werdenden Kriegsgeheuls in Europa den 17. November 1912 zum internationalen Antikriegstag ausgerufen. Tausende Menschen gingen gegen das drohende Gemetzel auf die Straßen; in Paris waren es sogar Hunderttausend. Man beschloss, im Falle einer Kriegsdrohung von oben auf Generalstreik und Aufstand zu setzen. Am Ersten August hielten jedoch nur noch die Wenigsten etwas davon. „Burgfrieden“ hieß es nun bei den Kautskys und Scheidemanns in der SPD-Führung. Der Internationale Antikriegstag verpuffte in der Kriegseuphorie von 1914. Der 17. November ist zwar kein Feiertag, aber er ist Meilenstein und Mahnung zugleich. Er steht dafür, gegen den Krieg zu kämpfen und warnt zudem vor der korrumpierten Anpassung ans kriegshetzerische Establishment. „Regierungsbeteiligung“ heißt das heute bei manchen Linken, etwa in Thüringen. Immerhin: Lenin hatte daraus gelernt.

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