Schnell vorwärts damit. Auch wenn es ihre KundInnen nicht wahrhaben wollen. Aber das Kapital muss weiterziehen: „Indien war gestern“, versichern die Unternehmensberater  Öllers (David Striesow) und Niederländer (Sebastian Bloomberg) ihrem Klienten. Jetzt sei Pakistan oder Afghanistan hip: Bessere Anlagemöglichkeiten, billigere Jobs.

Nach Jahren im Dienste des globalen Kapitals sind die beiden Kollegen mittlerweile abgezockt: Um Firmen umzustrukturieren und damit vor allem auch die eigene Karriere gewinnbringend voranzutreiben, reisen sie durch die Stationen der dritten Welt. In immer gleich aussehenden Hotels und Konferenzräumen geht es nur ums eine: Profitmaximierung. Untermauert wird diese Zielgerade durch zynische Selbstgefälligkeit. Erst als ein Kollege den beiden in einer Beförderung zuvorkommt und danach Selbstmord begeht, gerät die Routine der beiden Machos ins Wanken. Dann stößt die junge Kollegin Bianca (Katharina Schüttler) ins Team dazu, während es in der von der Geschäftswelt ignorierten Außenwelt zu Tumulten kommt.

Was Johanners Nabers „Zeit der Kannibalen“ („Der Albaner“) von Filmen wie „The Margin Call“ unterscheidet, ist, dass er seine beißende Satire auf die neoliberalen Strippenzieher konsequent als Kammerspiel inszeniert: Isoliert von der hier nur zeichenhaften Außenwelt hocken die Protagonisten in den höchsten Etagen monotoner Hotels und Geschäftsräume, um dort die Geschäfte abzuwickeln. Was draußen geschieht, lässt sich nur erahnen; auf den Fenstern liegt aufgrund der enormen Luftverschmutzung in der sogenannten Dritten Welt eine dicke Dreckschicht. Das erinnert zuweilen an Christoph Hochhäuslers „Unter dir die Stadt“, in der diese „Übermenschen“ auch in abgeschotteten Glaspalästen thronten. Anders als die Filme der Berliner Schule glänzt Johanners Nabers Groteske mit einer bitterbösen Absurdität, wie sie in besten Momenten an Robert Altmans „Mash“ erinnert, wenn sie die zynische Hybris der Helden bloßlegt und sie ins Bodenlose fallen lässt. Damit leistet auch der deutsche Film mit ätzender Sozialkritik einen Beitrag zur Systemkrise, den man nicht verpassen sollte: Schon jetzt einer der Filme des Jahres.

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