Der König der abstrusen Slamtexte, Jan Philipp Zymny hat mit seinem neuen Roman „Grüß mir die Sonne“ Skurrilität auf eine neue Spitze getrieben. Darin trifft der/die LeserIn Hebers, Protagonist mit der Bürde der Übersensibilität und dem Hang, einfache Vorgänge wie das Betrachten des eigenen Gesichts möglichst kompliziert zu beschreiben. Die Fugen seiner Welt beginnen, langsam auseinander zu brechen. Mit Milton, dem blauen Huhn, das sich weigert, in bestimmte Genderrollen gedrängt zu werden, wird Hebers mit seinem eigenen Ich konfrontiert. 

Das im Lektora Verlag erschienene schmale Heftchen ist voll sonderbarer Wirrungen, wie man sie aus den Slamtexten des Wahl-Bochumers und zweimaligen Deutschen Meisters im Poetry Slam zu Genüge kennt. Der Spagat zwischen Quatsch und treffender Analyse der Realität glückt. Dennoch: Zymnys wahres Können wird erst auf der Bühne, mit all seiner Gestik, Mimik und Intonation sichtbar. Also: Bloß keine Lesung verpassen, denn erst dann wird das Potential dieses Buches vollständig ausgeschöpft.

:lor

 
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