Bild: Angeregt bei anschließender Diskussion über einen möglichen europäischen Islam: Dr. Friedmann Eißler. , Vortrag und Diskussion mit Dr. Friedmann Eißler Bild: sat

Politische Bildung. Gehört der Islam zu Europa? Darum drehte sich der Vortrag von Dr. Friedmann Eißler, Theologe und Referent des EZW. Zu diesem lud das Referat für politische Bildung (PoBI) am Donnerstag und klärte das Thema in der anschließenden Diskussionsrunde. 

Woher kommt der Islam in Europa, wie ist der momentane Stand zur Debatte und gibt es überhaupt einen europäischen Islam? So lässt sich der Vortrag von Dr. Friedman Eißler, Wissenschaftlicher Referent der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) in Berlin, in drei Bereiche gliedern.

Bereits zur ersten Frage, ob der Islam zu Europa gehöre, positioniert sich Eißler klar: Die „muslimische Präsenz und Lebenspraxis in ihren differenzierten Ausformungen sind natürlich Teil Europas.“ Dazu skizziert er die Ansiedlung von MuslimInnen in Europa seit 711 nach muslimischer Zeitrechnung und zeigt, dass der Islam nicht erst mit den „GastarbeiterInnen“ seine Anfänge nahm. Besonders in Bosnien entwickelte sich im Osmanischen Reich von 1463 bis 1878 eine europäisch-muslimische Identität. 

Alkohol, Algebra und Algorithmus: Seit Jahrhunderten haben ursprünglich arabische Wörter in der deutschen Sprache ihren Gebrauch und zeugen von einem ehemaligen Austausch. So erläutert Eißler, dass das Arabische einst Wissenschaftssprache war und ein reger Wissensaustausch zwischen Menschen jüdischen und christlichen Glaubens herrschte. Er warnt davor, den Islam abzugrenzen und nur von einem „christlichen Abendland“ und einem „orientalischem Islam“ zu sprechen. Denn so sprechen auch MuslimInnen von einem „Islam in Europa, der sich behaupten muss“, aber nicht von einem Euro-Islam. 

Politische AkteurInnen

Insgesamt gibt es 53 Millionen MuslimInnen in Europa – in Deutschland lebe mit knapp 5 Millionen eine muslimische Minderheit. Eißler weiter: „Dass der Islam als gesellschaftlicher und politischer Faktor in Europa an Gewicht gewonnen hat und weiter zunimmt, steht außer Zweifel. Und dass externe Akteure bei den Beziehungen der Migranten zu ihren Herkunftsländern und damit bei globalen Effekten eine Rolle spielen, ist ebenso unstrittig.“ Daher sei es wichtig, „das Feld nicht den Ausgrenzern zu überlassen“. Damit meint der Theologe diejenigen, die die muslimische Präsenz in Europa verneinen – dazu gehören europäische RechtspopulistInnen, aber genauso muslimische Sichtweisen, die sich auf „den Islam“ berufen und daher Europäische Werte ablehnen und „rechtliche Enklaven“ ausrufen. 

Säkularität ungleich Säkularismus

Für diese Spannungen liefert Eißler eine Lösung: „Die Einheit muss in einer gemeinsamen dritten Bezugsgröße liegen und das ist hier zu Lande der säkulare Rechtsstaat.“ 

Die Anzahl der AusgrenzerInnen, sowohl von der muslimischen als auch der rechten Seite, nehme nach Einschätzungen von Dr. Eißler zu. Zusätzlich spricht Eißler den bitteren Beigeschmack an, als Theologe über einen „Euro-Islam“ zu sprechen und betont, dass der Diskurs vor allem von den MuslimInnen initiiert werden müsse.

Beweggründe für die Einladung sah PoBi-Referentin Zeynep-Fatma Dikman in der zunehmenden Medienpräsenz: „Allgemein wird das Thema Euro-Islam in der Öffentlichkeit und Politik kontrovers disktuiert.“ Außerdem habe die RUB viele muslimische Studierende und diese kamen in der Vergangenheit immer wieder in Verdacht, dem Salafismus nahe zu stehen. Den „Euro-Islam“ gebe es laut Eißler noch nicht. Doch er könne sich vorstellen, dass dieser trotz einer muslimischen Minderheit in Deutschland entstehen kann.                  

 :Sarah Tsah

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