Bild: Idylle und Protest: G7-GegnerInnen auf der Demo in Garmisch-Partenkirchen. , Proteste gegen G7-Gipfel in Elmau: Eine kurze Reportage Foto: Philipp Adamik

Tausende AktivistInnen im Protest-Camp: Trotz enormen Polizeiaufgebots und Repressionen gegen die Großdemo herrschte im Camp ein solidarisches und friedliches Miteinander. Ein Erfahrungsbericht.

 Sigrid Meierhöfer, die Bürgermeisterin von Garmisch-Partenkirchen war über die Entscheidung des Verwaltungsgerichts München nicht erfreut. Die Stadtverwaltung wolle kurzfristig entscheiden, ob sie doch noch Rechtsmittel gegen das Protestcamp des Aktionsbündnisses „Stop G7 Elmau“ einlegen werde. Obwohl sie natürlich die Entscheidung des Gerichts respektiere, stelle es für sie weiterhin eine Keimzelle der Gewalt dar.  

Einen Tag vor der ersten großen Demonstrationen der GipfelgegnerInnen war von dieser Gewaltbereitschaft im Camp nichts zu spüren. Selbst die Loisach, der Fluss dessen Überschwemmungspotential das Verbot des Camps begründete, rauschte friedlich vor sich hin.

Am Rande von Garmisch-Partenkirchen hatte das Aktionsbündnis eine 7000 Quadratmeter große Wiese als Zeltfläche für etwa 1000 AktivistInnen angepachtet. Donnerstag Abend schlugen im Tal mit Panoramablick 900 vorwiegend deutsche, österreichische, britische und italienische AktivistInnen ihre Zelte auf.

Trotz der kurzen Vorbereitungszeit und vieler Auflagen gelang es den OrganisatorInnen, ein problemlos funktionierendes Camp aufzubauen. Um möglichst vielen AktivistInnen einen sicheren Schlafplatz zu bieten, wurden die Zelte dicht an dicht aufgebaut.  Ein gutes Dutzend Dixi-Klos wurden ebenso bereitgestellt wie eine Wasserstelle für Brauchwasser und zahlreiche Bierzeltgarnituren. In einem der größeren Zelte war eine sogenannte Volxküche untergebracht, in der – gegen eine freiwillige Spende – veganes Essen und bis ein Uhr Nachts Bier ausgegeben wurde. In anderen Zelten wurden politische Veranstaltungen zu Themen wie der Griechenlandkrise abgehalten. Ohne eine solche hätte das gesamte Camp noch stärker an ein unkommerzielles Festival erinnert.  Abends saßen die Leute in gemütlichen Runden vor der Volxküche. Manche spielten auf ihren Gitarren, andere diskutierten über politische Themen und das Verhalten der Polizei. Niemanden überraschten die zahlreichen Kontrollen auf der Autobahn und dem Weg zum Camp,  das bis dahin vorwiegend freundliche und sogar hilfsbereite Verhalten der Polizei allerdings schon.  

Großdemo wegen Regen abgebrochen

Bei der ersten Großdemonstration innerhalb Garmisch-Partenkirchens zeigte sich am Samstag, dass die Verwunderung über das freundliche Verhalten der Polizei durchaus berechtigt war. Die Demonstration, an der laut Angaben der VeranstalterInnen 4.500 Menschen teilnahmen, wurde durch mehrere schwer bewaffnete Hundertschaften der Polizei abgeschirmt. Als während einer Zwischenkundgebung ein Theaterstück aufgeführt wurde, schien die die Polizei in dem Aufstellen von Zelten, die als Requisiten dienten, einen Grund sehen, in die Demonstration einzugreifen. Ohne erkennbare Vorwarnung griffen die BeamtInnen die AktivistInnen mit Schlagstöcken und Pfefferspray an und verletzten mehrere Dutzend von ihnen. Trotz dieses massiven Angriffs wehrten sich die DemonstrantInnen nur verbal. Der einzige verletzte Polizist sprühte sich bei einer Attacke selbst etwas Pfefferspray ins Auge. Um die Situation zu beruhigen, kehrte der Zug wenig später um und sagte wegen des einsetzenden Starkregens auch die Abschlusskundgebung ab. So kehrten die AktivistInnen frühzeitig in das friedliche, wenn auch durchnässte Camp zurück.

:Gastautor Philipp Adamik

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