Ein Bielefelder Juraprofessor nahm an Veranstaltungen von Querdenken teil, sieht sich zu Unrecht verurteilt. Was wird die Uni unternehmen? 

Dass Bildung oder „Intelligenz“ vor Verschwörungsglauben und menschenfeindliche Ansichten schützt, ist eine Annahme, die primär an einem Hindernis scheitert: der Realität. Lehrer:innen und Dozierende, Akademiker:innen allgemein, sind nicht automatisch immun gegen Desinformation oder diskriminierendes Gedankengut, sondern verbreiten beides in genügend Fällen selbst. Sucharit Bakhdi, ein deutscher Mediziner, ist Schlüsselfigur in der Querdenken-Bewegung. Ein neueres Beispiel gab es nun an der Universität Bielefeld. Juraprofessor Michael Schwab war offensichtlich schon länger aktiv beim „Corona-Ausschuss“, einer Online-Plattform und -Sendung von und für Verschwörungstheorien und ihre Anhänger:innen. Seine Auftritte auf diesem Kanal sendete er wohl teilweise auch aus seinem Büro an der Universität. Er bestätigte dies sogar, fühlte sich und die Corona-Protest jedoch „in die rechte Ecke [gedrängt]“, wie er dem WDR mitteilte. Die Uni selbst will die Vorwürfe nun prüfen. Was dabei herumkommt, und ob es über eine Distanzierung hinausgeht, ist noch offen. In der Vergangenheit blieb es oft bei solch oberflächlichen Maßnahmen. 
Alles in allem nichts Neues, was nicht bedeutet, dass man es nicht thematisieren und anprangern sollte. Dass man in die „rechte Ecke“ nur gedrängt (wird), ist ein oft gehörtes Argument. In Anbetracht der Tatsache, dass Holocaust-Verharmlosung, antisemitische Verschwörungstheorien sowie aktive Rechtsradikale und Neonazis omnipräsent unter den „Maßnahmengegnern“ sind, hält diese Aussage keiner näheren Betrachtung stand. Neben dem Corona-Ausschuss stand Schwab außerdem zur Bundestagswahl 2021 auf der Landesliste der „Basisdemokratischen Partei Deutschland“, bekannt als „dieBasis“. Diese distanziert sich von Extremisten, Reichsbürgern und Gewalttätern, setzt diese Distanz jedoch kaum um. Ein großer Teil der Partei soll sich jedoch tatsächlich aus ehemaligen Mitgliedern der Grünen, aber auch vielen anderen Parteien rekrutieren. Die politische Ausrichtung und die Ansichten der Menschen, die sich unter dem „Querdenken“-Banner vereinen, sind seit längerem bekannt, und werden mittlerweile auch von Behörden und der Regierung anerkannt. Man sollte auch deshalb nicht als Ignoranz bezeichnen, was aus Überzeugung geschieht. 

 :Jan-Krischan Spohr

 

 

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