Bild: Trotz aller Kritik: Der Oscar gilt weiter als das Maß aller Preise. , And the Hybrid - Oscars goes to... Bild: hakl

Preisverleihung. Die Oscarverleihung 2021 steht wie gewohnt ganz im Zeichen politischer Aufklärung, diesmal folgen darauf sogar Preise.  

Ein Großteil der nominierten Filme war in Deutschland bisher wegen seit mittlerweile einem halben Jahr geschlossenen Kinosälen noch gar nicht zu sehen. Lediglich die Vertreter:innen, die ihre Premiere auf Streaming-Plattformen feierten, wie beispielsweise der Jazz-Animationsfilm „Soul“, das Drama über Gehörverlust „Sound of Metal“ oder „Mank“, der sich im Glanz des alten Hollywoods zu sonnen versuchte, konnte der:die gewöhnliche Filmliebhaber:in auf legalem Wege bisher zu Hause sichten. Dabei machen einige der ausgezeichneten Werke wie „Nomadland“ von Chloé Zhao mit Preisen für Beste Regie und Bester Film oder „Minari“ von Lee Isaac Chung große Sehnsucht nach den verstaubten Kinosesseln, denn ihre Bildgewalt schreit nach der großen Leinwand, ohne die sie wohl kaum ihre volle Wirkung entfalten könnten. „Watch this film on the largest screen you know!“, insistierte Nomadland-Hauptdarstellerin Frances McDormand, die ihren bereits dritten Oscar mit nach Hause nehmen durfte. 

Während die Golden Globes vor einigen Wochen noch lediglich eine aufgepeppte Zoom-Sitzung mit wenigen Gästen live vor Ort sein musste, konnte man bei den Oscars wegen der verbesserten Infektionslage in Amerika schon etwas mehr riskieren. Nicht wie gewohnt in einem Kinosaal, sondern in einem Setting, das eher an einen klassischen Nachtclub erinnert, saßen die Stars von vor und hinter den Kulissen in Grüppchen und mussten so kaum etwas vom Glamour einbüßen. Was in diesem Jahr jedoch aufgefallen ist, war das immens hohe Augenmerk auf Inklusion, das sich durch den ganzen Abend zog und wohl auch unter Beweis stellen sollte, dass man es ernst meint mit den neuen Regelungen, die ab 2024 ein gewisses Maß an Mitarbeit von Minderheiten an einem Film fordern, um sich für die Kategorie „Bester Film“ zu qualifizieren. So wurden beispielsweise einige Kategorien in Gebärdensprache oder eine andere von Preisträger Bong Joon-ho in koreanischer Sprache mit anschließender Übersetzung verlesen.  

Außerdem war die Zahl an nicht-weißen Künstler:innen unter den Ausgezeichneten außergewöhnlich hoch, was in erster Linie „Judas and the Black Messiah“ von Shaka King, für den Daniel Kaluuya als Bester Nebendarsteller gekrönt wurde, und „Minari“ lag, in dem die Beste Nebendarstellerin Yoon Yeo-jeong mitwirkte. Überraschend gewann jedoch nicht der verstorbene Chadwick Boseman post mortem den Preis als Bester Hauptdarsteller, wie viele erwartet hatten. Stattdessen kann sich nun Anthony Hopkins als ältester Mensch, der jemals einen Schauspiel-Oscar gewinnen konnte, bezeichnen, denn der 84-jährige gewann für seine Darstellung in „The Father“ seinen zweiten Oscar. Als Bester Fremdsprachiger Film wurde der dänische Beitrag „Der Rausch“ von Thomas Vinterberg ausgezeichnet, in dem Mads Mikkelsen einen Lehrer spielt, der mit seinen Freunden versucht, permanent ein gewisses Level an Alkoholisierung nicht zu unterschreiten. 

Die diesjährige Verleihung war mal wieder ein Beweis dafür, dass auch Veranstaltungen dieser Größe unter den erschwerten Bedingungen durchaus umzusetzen sind, denn der Ablauf verlief für die Zuschauenden überraschend reibungslos. Das Pathos, das wohl unvermeidlich war, klopft mit tränenunterdrückenden Stimmen stolz auf Schultern und man nickt sich wohlwollend zu, denn die Checkliste der anzusprechenden Missstände ist abgehakt. Ach, die Oscars… man kann eigentlich nicht mit ihnen, will aber auch nicht ohne sie.

                                          :Henry Klur

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