Bild: Der Vorhang bleibt zu: Weicht der Kinosessel dem heimischen Sofa? , Die Streaming-Sturmflut ist längst da cc0

Film. In den Kinos war dieses Jahr nur wenig ereignisreich, doch auch grade deshalb könnte sich eine unglückliche Zukunft für die Filmbranche abzeichnen.

Die Zahl der relevanten Streamingdienste ist bald nicht mehr überschaubar. Wo sich Interessierte Interesseierte vor einigen Jahren nur zwischen Netflix, Prime Video und Sky entscheiden mussten, geht der Trend durch die Vielzahl an neuen Angeboten, die den Markt unter sich aufteilen müssen, dahin, dass ein einziger Anbieter für viele Nutzer:innen nicht mehr ausreicht. Laut einer Studie der Growth from Knowledge sind Konsument:innen im deutschsprachigen Raum durchschnittlich dazu bereit ca. 23 Euro im Monat für Streamingdienste auszugeben, was, je nach Angebot, Budget für zwei bis drei verschiedene Anbieter bedeutet. Natürlich geben gibt die Pandemie und das damit verbundene Gebot zu Hause zu bleiben Zuhausebleiben noch mehr Menschen den Anstoß sich mit Video on Demand vertraut zu machen, während die Kinos unter den Regelungen der Lockdowns stark leiden. Man befürchtet, dass sich viele einstige Kinogänger:innen auf diese Weise an die bequemere Variante gewöhnen und deshalb auch nach dem Ende der Einschränkungen weniger in den Kinos zu finden sein könnten. 

Eines der größten Probleme für die Kinos war und ist das Fehlen von großen Publikumsmagneten, da diese von den Studios, aus Angst vor geringen Einnahmen an den Kinokassen, größtenteils zurückgehalten werden oder, wie im Fall von „Mulan“, direkt auf einem Streamingdienst erscheinen. Bei dieser Gelegenheit nutzen die Filmstudios auch ihre Chance, um auszutesten, wie lukrativ der direkte Streaming-Start für ihre Produkte auch in der Zukunft sein könnte, da Kinos einen wesentlich höheren Anteil an den Einnahmen erhalten als die Portale im Internet. Der erste große Blockbuster, der dieses Jahr den Schritt zur Veröffentlichung wagte, war der Agenten-Thriller „Tenet“ von Christopher Nolan, der immerhin noch 350 Millionen US-Dollar einspielen konnte. Das ist mit Blick auf die stark erschwerten Bedingungen, unter denen der Film erschien, zwar immer noch ein sehr gutes Ergebnis, von dem sein Studio Warner Bros. sich aufgrund der hochkarätigen Besetzung und des weitreichenden Marketings wohl aber trotzdem einiges mehr versprochen hatte. Nolan selbst zeigte sich glücklich mit den Zahlen und der Tatsache, dass er seinen Film dennoch auf die große Leinwand bringen konnte, befürchtet aber trotzdem, dass dies nicht ausreichen wird, um das Kino als Institution des Filme- Schauens zu schützen. Warner Bros. zeigten mit ihrer neuesten Bekanntgabe, dass er dabei Recht behalten könnte, denn auf der Plattform HBO Max sollen ab der zweiten Hälfte des Jahres 2021 ihre Filme immer schon parallel zum Kinostart zum Streaming verfügbar sein. Damit überschreitet man eine Grenze, die für den Schutz des Kinos eigentlich heilig war, denn eines seiner größten Argumente für das breite Publikum war seine exklusive Aktualität. 

Nach dem Erfolg von Disney+ wollen nun immer mehr große Konzerne ihre eigenen Plattformen schaffen, denn noch winken die Profite. Jedoch bedeutet jeder neue Anbieter auch ein schwächeres Angebot für jeden einzelnen, denn die Verteilung der Exklusiv-Rechte ist ein erbitterter Überbietungskampf. Wer nicht dazu bereit ist, immer mehr neue Abos abzuschließen, wird irgendwann merken, dass man weniger bekommen wird für sein:ihr Geld. In dieser Voraussicht produzieren die großen Anbieter auch schon seit geraumer Zeit am laufenden Band Originals, doch es bleibt abzuwarten, ob das Publikum Filme irgendwann wieder als zu würdigendes Ereignis versteht und vom Tablet wieder zur Leinwand aufschaut.

                                    :Henry Klur

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