Bild: Musik: Kino für die Ohren., Musiker:innen und ihre Rechte Bild:kiki

Musikrechte. Am 1. Februar machte ein Tweet von dem Deutschrapper Sierra Kidd die Runde, in dem er schrieb, dass er seine Musik frei nutzbar machen würde. Was das für die Musikindustrie allgemein bedeutet, erfahrt Ihr jetzt.  

Dass schon seit längerem etwas im Musikgeschäft falsch läuft, ist offensichtlich. Durch die Weiterentwicklung von Popmusik und dem immer größer werdenden Markt, der durch populäre Musik entstand, entwickelte sich Musik zu einer Industrie im 20. Jahrhundert. Wo vor hundert Jahren noch mehrere Labels miteinander in Konkurrenz standen, um die Vorherrschaft auf dem Markt, lässt sich heutzutage relativ genau sagen, dass drei Labels hauptsächlich für den Vertrieb von Musik verantwortlich sind. Diese wären: Warner Music Group, Universal Music Group und Sony Music Entertainment. Es ist zwar so, dass unter diesen Labels verschiedene relativ unabhängige Labels stehen, die alle selbstständig Musik vertreiben können, aber trotzdem Teil einer dieser drei genannten Vertriebe sind. In der Geschichte der Popmusik hat dies immer wieder zu Interessenkonflikten zwischen Künstler:innen und Label geführt, sodass Künstler:innen durch einen Wechsel des Labels keine Rechte an eigenen Liedern hatten, wie Taylor Swift bei den 2019 American Music Awards mitteilte, oder dass Künstler:innen verklagt werden, wenn sie Musik anderer Künstler:innen interpretieren, wie im Fall Juice WRLD und Sting bei dem Song „Lucid Dreams“. Das Problem dabei ist, dass vor allem aufkommende Musiker:innen, die nicht die Ressourcen großer Labels haben, oftmals in Bedrängnis geraten oder gezwungen sind, schlechten Bedingungen zuzustimmen, um größere Reichweite zu erhalten. Doch was hat das mit Sierra Kidds Tweet zu tun? 

Durch das Abtreten an den Rechten zu seinen Songs, stellt Sierra Kidd in Frage, inwiefern Copyright und der Vertrieb von Musik heutzutage noch Relevanz haben. Durch das Entstehen neuer Plattformen und die Möglichkeit kleinerer unabhängiger Unternehmen, den Vertrieb ihrer Musik in die eigene Hand zu nehmen, stellt sich die Frage, welche Rolle, Strukturen aus dem letzten Jahrhundert, in der heutigen Musikindustrie haben müssen. Spotify, Apple und Co. geben vielen Künstler:innen die Möglichkeit, den Vertrieb ihrer Musik günstig selbst in die Hand zu nehmen. Die Rechte bleiben somit in der Hand kleinerer Betriebe, die selbst entscheiden können, inwiefern sie mit dem Copyright ihrer Künstler:innen umgehen und Künstler:innen können im besten Fall selbst entscheiden, ob sie auf ihre Rechte verzichten oder nicht. Musik ist also nicht mehr Teil einer von drei Firmen geleiteten Industrie, sondern es ist die Entscheidung einzelner Musiker:innen, ob sie die Rechte ihrer Musik abtreten möchten oder nicht. Im Fall von Sierra Kidd wird sich wahrscheinlich noch zeigen, ob der Verzicht zu weniger Einnahmen führen wird oder nicht. Feststeht, dass die Bezahlung von Musiker:innen für ihre Dienstleistung verhältnismäßig schlecht ist und oftmals mindestens eine Tour im Jahr nötig ist, um überhaupt Geld zu verdienen. Hinzu kommt im Durchschnitt alle ein bis zwei Jahre ein neues Album mit den dazugehörigen Kosten. Auf Rechte eigener Songs zu bestehen ist insofern also nicht lohnenswert, da die meisten Einnahmen kleinerer Künstler:innen nicht durch den Vertrieb ihrer Musik kommen, sondern durch Live Auftritte. 

Sierra Kidd ist definitiv nicht der erste Künstler, der seine Rechte abgetreten hat, jedoch zeigt sich ein Trend, der weg von alten Label-Strukturen hin zu immer kleineren Unternehmen in Eigen-Verantwortung geht. Dies heißt auch mehr Verantwortung für Künstler:innen aber auch mehr Entscheidungsmacht über die eigene Kunst. Was mit der eigenen Musik passiert, sollte logischerweise abhängig von Musiker:innen sein und nicht von deren Buchhalter:innen.                                      

:Gerit Höller

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