Bild: Feiern gehen: Der Spagat zwischen Kultur und Exzess. , Kleiner Anfang, große Auswirkung Bild:kiki

Kultur. Am 15. Juni wendete sich die Diskothek am Hauptbahnhof an ihr Publikum mit der Nachricht, dass sie schließen würde. Was anfangs nur wie ein weiterer Betrieb erscheint, der aufgrund der aktuellen Lage schließen muss, macht jedoch ein größeres Thema auf. Hier erfahrt Ihr, wieso. 

Wir befinden uns im dritten Monat der Beschränkungen, verursacht durch die laufende Pandemie. Die ersten Öffnungen in gewissen Bereichen führen uns langsam zurück zu einem gewissen Alltag. Wir können wieder einkaufen und auch wieder Bars oder Restaurants besuchen. Alles scheint einigermaßen unter den Auflagen zu funktionieren. Die einzige Ausnahme scheinen Clubs zu sein. Das Problem: Clubs und andere Kulturbetriebe, die Veranstaltungen wie Partys abhalten, können laut vieler Expert:innen nicht garantieren, dass die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie eingehalten werden können. Was hat das mit der Schließung von Jacks Partyzentrale zu tun? 

Jacks Partyzentrale hatte versucht während der Beschränkungen eine Art Barbetrieb einzuführen, um weiterhin Einnahmen zu bekommen und nicht schließen zu müssen. Das scheint aber leider nicht funktioniert zu haben, denn letztes Wochenende fand vorerst die letzte Veranstaltung der Diskothek statt. Es stellt sich also die Frage: Warum? Ein Grund kann sein, dass nicht genug Gäst:innen erschienen sind und die Einnahmen zu gering waren. Ein anderer kann sein, dass die Maßnahmen zum Schutz solcher Kulturbetriebe fehlen. Zwar erließ die Bundesregierung mit ihrem „Corona-Schutzschild“ eines der „größten Hilfspakete in der Geschichte Deutschlands“, jedoch lassen sich schnell Probleme in diesem Paket erkennen. Zum einen sind viele weitere Maßnahmen den einzelnen Bundesländern überlassen, was heißt, dass der Standort ein massiver Faktor ist, inwieweit einzelne Förderungen auf einen zutreffen. So werden in Berlin wahrscheinlich Kulturbetriebe bessere Förderungen erhalten als zum Beispiel in anderen Bundesländern, da die Interessenvertretung für diese Unternehmen im Vergleich um einiges größer ist. Zum anderen fallen die direkten Finanzhilfen an Betriebe sehr gering aus. Für Betriebe mit bis zu maximal fünf Mitarbeiter:innen gibt es für die nächsten drei Monate 9.000 Euro, selbst für Betriebe mit bis zu maximal zehn Mitarbeiter:innen sind es dann nur 15.000 Euro. Was vielleicht erstmal wie viel Geld wirkt, kann nach abzuziehenden Kosten, wie Miete und Strom, schnell erheblich weniger werden – wobei das auch wieder abhängig vom jeweiligen Standort des Clubs ist. Auch lassen sich Problematiken am Steuerkonzept des Schutzschildes erkennen. Zwar lassen sich Steuervorauszahlungen fürs erste zurückerstatten, müssen aber irgendwann nachgezahlt werden. Da das Hilfspaket für die nächsten drei Monate vorgesehen ist, heißt das, dass nicht genau klar ist ab wann solche Zahlungen wieder verlangt werden. Hinzu kommt die Prognose, dass vor allem Clubs erstmal bis zum nächsten Jahr geschlossen bleiben sollten. Was passiert also nach den drei Monaten? 

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation in nächster Zeit entwickelt. Feststeht, dass Clubs erstmal nicht mit weiteren Lockerungen rechnen können. So sollte es aber auch in der Verantwortung der Bundesregierung liegen, ein klares Konzept vorzulegen, wie man mit der Ausnahmesituation, die im Fall von Clubs vorliegt, umgeht, um auch diese Betriebe zu schützen. Das Fehlen von Räumen, die in vielen Fällen eine wichtige Rolle in der Identitätsstiftung einzelner Städte bilden und Institutionen der Kulturszene sind, wird auf die ein oder andere Art und Weise bemerkbar werden. Somit sollte die Schließung von Jacks Partyzentrale eine Warnung an uns alle sein, kulturelle Einrichtungen mit geringem wirtschaftlichem Mehrwert nicht zu vergessen und den gesellschaftlichen Wert anzuerkennen.   

                                          :Gerit Höller

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