Bild: Viva La Revolution: Bis das Volk siegt!, Venceremos! Bild: kiki

Kommentar. Ungebremster Kapitalismus, Korruption oder einfach jahrelange Unterdrückung: Irgendwann ist es genug. Die Bürger*innen setzen sich zur Wehr und fordern ihr Recht.

 Ob jetzt Iran, Irak, Chile, Hongkong, Haiti, Kolumbien, Äthiopien, Ecuador, Bolivien, Libanon oder wahrscheinlich noch viele mehr, die Bürger*innen dieser Welt revoltieren. Es ist das immer gleiche Spiel zwischen Unrecht und dem letzten Tropfen, der das Fass zum überlaufen bringt. Regime, die über Jahre ihre Länder, die sie schworen zu schützen, in miserable Zustände gebracht haben, müssen nun Rechnung tragen. Ob nun Geldgier oder Machtgier. Besessene Menschen ohne Sinn für das, was ihre Aufgabe ist, wirtschafteten die, deren Arbeit ihr Land erhalten hat, zu lange runter. Mit jedem neuen Versprechen, eine neue Hoffnung. Mit jedem neuen Herrscher, ein neues Versprechen. All diese inhaltslosen Floskeln der Jahre türmen sich auf und zerfallen in der Revolution.

Die Unterdrückung weicht der Wut. Die Angst dem Mut. Doch der Staat wehrt sich. Er lässt die eigenen Bürger*innen gegeneinander kämpfen. Gibt den einen Waffen und lässt diese ihre eigenen Leute töten. Denn alle oben genannten Proteste haben eine Sache gemeinsam. Tote. Und so ist es auch keine Überraschung, dass sich der*die Unterdrückte wehrt. Es werden Waffen gebaut. Molotowcocktails gegen Panzer, Laserpointer gegen Hubschrauber, Katapulte gegen Maschinenpistolen. Es sind die kleinen Antworten auf die große Gewalt, der man als Revolutionär*in jeden Tag gegenübersteht. Ein genialer Ausdruck der rohen Verzweiflung, der man sich stellen muss, nur weil man ein besseres Leben fordert. Der Protest wird zur Straftat, sobald er nicht mehr erwünscht ist. Sobald er etwas fordert, das den Staat aus seiner Gemütlichkeit lockt und tatsächliche Veränderung für die, die mehr mit überleben als leben beschäftigt sind, ermöglichen muss. Die Solidarität sollte bei denen sein, die sich wehren und nicht angreifen. Diejenigen, die nicht Macht bestreben, sondern Ideale. Wie viele Forderungen müssen gestellt werden, bis man Gehör findet? Wie können wir den Menschen des Protests Gehör geben?
Je lauter wir sind, desto lauter sind die Revolutionen dieser Welt. Und umso besser kann unsere Welt vielleicht werden. Das Zeitalter der Information gewährt uns Zugriff. Es lässt uns an dem teilhaben, was vor ein paar Jahrhunderten im Verborgenen stattfand. So müssen wir jedes Verbrechen dokumentieren, das getätigt wird. Jede vom Staat getötete Person. Jede Kriegshandlung gegen
den Protest. So sollte auch unsere Bundesregierung den Druck auf diejenigen erhöhen, die anstatt zuzuhören lieber zuschlagen. Der Angriff auf die eigenen Bürger*innen sollte genauso sanktioniert werden wie die nicht-Einhaltung wirtschaftlicher Abkommen. Der Schutz des Protestes sollte ein selbstverständliches menschliches Abkommen sein und dessen Einhaltung Pflicht aller.

Es bleibt also abzuwarten, wie eine weitere Protestwelle in unseren Geschichtsbüchern gelehrt wird und wie eine weitere Welle für Demokratie endet. Ein weiteres Jahr voller Forderungen, deren Antwort ein Panzer ist. Ein weiteres Mal zusehen und hoffen, dass diesmal das, was daraus folgt, eine Verbesserung dessen sein wird, was ist. Die Zeit der Tyrannen läuft ab. Die Veränderung wird immanent sein – wobei wir natürlich nur das Beste hoffen. Also rufen wir aus: Venceremos!

:Gerit Höller

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