Bild: Empfehlung der Monopolkommission schützt MonopolistInnen

Kommentar. Die Monopolkommission empfiehlt die Abschaffung der Buchpreisbindung. Davon profitieren nur die großen HändlerInnen.

Von Marktöffnung ist die Rede, von Wettbewerb und Arzneimitteln. Wenn sich WirtschaftswissenschaftlerInnen mit dem Thema Kultur auseinandersetzen, wird es zumeist bizarr. Noch bizarrer: Die Monopolkommission, ein Instrument gegen Monopolisierung, will den Weg bereiten, um unabhängige EinzelhändlerInnen über die Klippe des Existenzminimuns zu stoßen. Sie sollen den großen Haien, namentlich Amazon, Thalia oder Mayersche, zum Fraß vorgeworfen werden. Die Buchpreisbindung ist ein Eingriff in die Marktwirtschaft, so weit kann man der Kommission zustimmen. Dass die Marktwirtschaft jedoch wichtiger ist als das Kulturgut Buch und seine freie Verfügbarkeit durch ein dichtes Netz von Buchhandlungen, selbst auf dem letzten Dorf im Schwarzwald oder der brandenburgischen Einöde, ist stark zu bezweifeln, wenn nicht deutlich zu verneinen. 

Bücher im Sonderangebot, da leuchten die Augen von Onlinehandelsmogul Jeff Bezos. Die der unabhängigen BuchhändlerInnen tränen jedoch beim Gedanken an den möglichen Verlust der Existenz. Keine Einzelbuchhandlung abseits der großen Ketten könnte die Abschaffung der Buchpreisbindung überleben, zu groß ist schon heute der Druck auf dem Buchmarkt durch Global Player und die Bequemlichkeit der KundInnen. Zu verlockend die Aussicht, das Haus nicht verlassen zu müssen und Bücher direkt vor die Tür transportiert zu bekommen. Zu verlockend die Möglichkeit, den zwischenmenschlichen Kontakt zu vermeiden. Was interessiert mich schon die Meinung eines/einer Verkäufers/Verkäuferin zu den neuesten Geheimtipps oder aufstrebenden AutorInnen? Ganz ehrlich: Es gibt kaum etwas spannenderes. Die Welt der Buchhandlungen ist ein kleiner Mikrokosmos. Bestenfalls ausgestattet mit deckenhohen Regalen, Unmengen an Büchern, gern gestapelt in jeder freien Ecke, und – oh welch Traum – mit leicht knarrenden Holzdielen. Ein Paradies. Da kann kein Versandhandel, egal mit welcher Kaufkraft, mithalten. Doch auch abseits dieser Idealvorstellung gilt: Der freie Markt ist  nicht frei, wenn es der Buchhandel nicht mehr ist. Das sollten auch die Damen und Herren WirtschaftsprofessorInnen der Monopolkommission erkennen. 

:Justinian L. Mantoan

 

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