Bild: Jede für sich oder doch schon ein Wir? Die beiden Protagonistinnen, gespielt von Profischauspielerin Jana Jungbluth (links) und Jannica Hümbert (rechts), treffen zufällig auf ihren Reisen aufeinander. , FrauWirr mit neuem Werk am MZ Bild: lor

Theater. Das eigene Potential voll ausschöpfen? Das ist das, was die von Medien gern zitierte Generation Y anstrebt. Das Künstlerinnenkollektiv „FrauWirr“ setzt sich im neuen Stück mit Fragen des Ichs in Beziehung mit sich und der Gesellschaft auseinander. 

Mehr leisten, mehr können, mehr sein: Das Credo der Konsum- und Kapitalismusmachinerie macht (bekanntlich) auch nicht beim Menschen Halt. So ist es gerade im Zusammenhang scheinbar unbegrenzter Möglichkeiten und Selbstdarstellungen in sozialen Netzwerken kein Wunder, dass unsere Gesellschaft nach Selbstoptimierung strebt. Doch wollen wir wirklich nur das Beste aus uns und unserem Leben schöpfen? Oder tun wir das doch nur, um anderen zu gefallen? Doch wenn das stimmt, bleiben wir am Ende nicht auf der Strecke? 

Das Stück „wir.über.leben.“ des studentischen Kollektivs „FrauWirr“ setzt sich mit dem von Ihnen proklamierten „Streben nach Perfektionismus“ in der Gesellschaft auseinander und rückt die Beziehung zu sich selbst, aber auch zum anderen Individuum, in den Vordergrund.

Worum es geht

So treffen die beiden Protagonstinnen (Jana Jungbluth und Jannica Hümbert) während einer Reise aufeinander. Unabhängig voneinander zwingt sie ein Sturm, in einer ansonsten einsamen Hütte Unterschlupf zu finden. „Dieser Ort bewirkt, das Beide freier reden können. Dass sie über sich reden können, über Probleme und Ängste. Es entwickelt sich ein Gespräch, das anonym bleibt. Die Beiden wissen, dass wenn sie aus dieser Hütte rausgehen, sie sich vermutlich nie wieder sehen werden“, erklärt Maike, die für den Theatertext verantwortlich ist. 

Die thematische Basis legte das vierköpfige Kollektiv, bestehend aus Jannica Hümbert, Maike Grabow, Lisa Heinz und Anna-Lena Weckesser, gemeinsam. Wie die Protagonistinnen der Geschichte positionieren sich die Mitglieder derzeit in ihrem Leben neu. „Das ist so ein Grund, warum wir das überhaupt erzählen“, so Jannica, die eigentlich für die Regie zuständig war und kurzfristig als Schauspielerin eingesprungen ist. „Wir sind alle auf dem Sprung, von der Uni weg, und wussten lange nicht, und wissen es immer noch nicht: Wohin mit mir? Ist das überhaupt richtig, was ich hier mache?“ Zudem sei die Positionierung seiner Selbst innerhalb der Gesellschaft eine wichtige Frage, so Dramaturgin und Regisseurin Lisa. 

Wer sie sind

Gefunden haben sich „FrauWirr“ innerhalb eines Seminars im Wintersemester 16/17. Schnell sei der Wunsch da gewesen, gemeinsam praktisch zu arbeiten, so Lisa. Schon in ihrer letzten Performance „WIR hören auf!“ (:bsz 1134) standen die Gesellschaft, das kollektive „Wir“ sowie deren Konstituierung im Vordergrund. Themen, die sich durch ihre gemeinsame Arbeit ziehen und sich im Namen widerspiegeln. Im aktuellen Stück gehe es eher um den kleineren Rahmen: Sind zwei Menschen bereits ein „Wir“? Haben das gemeinsame Reden, das gemeinsame Sein hinsichtlich dieser Frage eine Bedeutung? Daneben basiert die Arbeit darauf, Menschen mit ihren Themen zu berühren. Jannica fasst ihren Ansatz zusammen: „Wir wollen Sachen, die uns beschäftigen, auf künstlerische Art und Weise an Menschen weitergeben.“                         

:Andrea Lorenz

Zeit:Punkt

Freitag, 27. April und Samstag, 28. April, 19:30 Uhr. Musisches Zentrum, RUB. Eintritt frei. Karten unter 

frauwirr@gmail.com 

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