Bild: All my KommilitonInnen are rich kids …, Das Medizinstudium muss sich grundlegend ändern Bild: Mike Mozart CC BY 2.0 flickr.com

Kommentar. Der Numerus clausus im Fach Medizin ist teils verfassungswidrig. Doch nicht nur das fehlende Einser-Abitur ist ein Problem.

Oft bleibt der Traum ÄrztInnenberuf nur ein Traum, weil der geforderte Notendurchschnitt nicht ausreicht, obwohl Qualifikation, Leidenschaft und der Wunsch, Menschen zu helfen, vorhanden sind. In Zeiten des bundesweit grassierenden ÄrztInnen-Mangels, der teilweise ganze Landkreise vor medizinische und logistische Herausforderungen stellt, ist es überaus problematisch und nicht hinnehmbar, dass an deutschen Universitäten nur 9.000 Studienplätze im Fach Medizin vorhanden sind. Es ist gut, dass Bund und Länder nun bis spätestens 2019 nachbessern müssen, um dem Status quo ein Ende zu bereiten und das Medizinstudium einem breiteren InteressentInnenspektrum zu öffnen. Die Zeit der elitären MedizinerInnenkaste gehört endlich beendet.

Weiße Wohlstandskinder 

Ein viel größeres Problem als Wartesemester und fehlende Studienplätze ist das seit Jahrzehnten starre System, das vor allem weißen Menschen aus AkademikerInnenhaushalten den Weg ins Medizinstudium und an die Kliniken ebnet. Es ist die gleiche Geschichte wie immer: MalocherInnenkinder werden von ihren KlassenkollegInnen aus AkademikerInnenfamilien abgehängt. Was spätestens mit der 16. Shell-Studie bewiesen ist, nämlich dass Bildung sozial vererbt wird, spielt gerade im Medizinstudium eine große Rolle. Selektion beginnt im deutschen Bildungssystem bereits nach der Grundschule. Obwohl das dreigliedrige Schulsystem langsam aber sicher zum Auslaufmodell wird, sind noch immer die GymnasiastInnen BildungsgewinnerInnen. Wenn die Leistungen nicht ausreichen, muss es notfalls die/der NachhilfelehrerIn geradebiegen. Ein Luxus, den sich vorrangig Besserverdienende leisten können. Im Hörsaal, spätestens in den deutschen Kliniken, wird deutlich, wessen Metier der MedizinerInnenberuf ist: Weiße Wohlstandskids, die sich nahtlos in ein hierarchisches System einfügen, um irgendwann selbst als Chefarzt/ärztin an der Spitze der Nahrungskette zu stehen.

Dabei braucht es nicht diese selbstoptimierten Systemlinge, sondern ÄrztInnen mit Fachwissen und Herz. Ersteres kann durchaus erlernt werden, letzteres findet sich auf keinem Zeugnis wieder …

:Justinian L. Mantoan

 
 

0 comments

You must be logged in to post a comment.