Bild: Viel dazu lernen: In Workshops werden TeilnehmerInnen in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit und Projektplanung geschult. , Das Projekt „Globale Solidarität – vor Ort“ im Bahnhof Langendreer geht in die zweite Runde Foto: Karina Lange

Soziale Gerechtigkeit. Am 19. Oktober heißt es zum zweiten Mal „Globale Solidarität – vor Ort“. Dieses Mal steht bei dem vom Bahnhof Langendreer gestarteten Projekt das Thema „Clean Clothes“ im Fokus.

Das Projekt für politisches Engagement will für jüngere Menschen, die sich gerade in der Berufsausbildung oder im Studium befinden, einen Ort schaffen, der dazu dient, „sich auszutauschen und einzubringen in Fragen globaler Gerechtigkeit und Solidarität“, heißt es im offiziellen Ausschreibungstext. Gefördert wird das Projekt von der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW.

Im Mittelpunkt des einjährigen Projekts, das monatliche Gruppentreffen, Wochenend- und Tagesseminare, Crashkurse (zum Beispiel in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit oder Fundraising), gemeinsame Exkursionen, Kongressbesuche und ein selbst gestaltetes kreatives Öffentlichkeits-Projekt umfasst, steht in diesem Jahr das Thema „Clean Clothes“. Dieser Oberbegriff sei dem Namen der Clean Clothes Campaign entnommen, sagt Projektkoordinatorin Karina Lange, und erklärt: „Die Kampagne für Saubere Kleidung ist eine Nichtregierungsorganisation, die sich für Rechte der Arbeiter_innen und eine Verbesserung von Arbeitsbedingungen in der internationalen Textil- und Bekleidungsindustrie und in der Sportartikelindustrie einsetzt.“ Großteile der Bekleidungsindustrie, unabhängig davon, ob es sich um Marken- oder Discounterware handelt, ließen ihre Produkte billig und zu menschenunwürdigen Konditionen herstellen. „Dazu zählen Löhne, die nicht zum Überleben reichen, Überstunden, keine Sicherheitsvorkehrungen, gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen, keine Arbeitsrechte, das Verbot von Gewerkschaftsgründungen und Gewalt am Arbeitsplatz.“ Die Kampagne unterstütze ArbeiterInnen zum einen juristisch, biete aber auch Hilfestellung bei der Gründung von Gewerkschaften sowie in Hinsicht auf Schulungen der ArbeiterInnen bezüglich ihrer Rechte.

Globale Solidarität in der Praxis

„Das erste Projekt lief sehr gut“, erinnert sich Lange. Viele motivierte Leute hätten sich schon zum ersten Treffen eingefunden. Die Idee zum Projekt sei entstanden, weil viele junge Menschen die regelmäßigen politischen Veranstaltungsangebote des Bahnhof Langendreer wahrnahmen und sich daraufhin erkundigten, wie sie sich politischen engagieren könnten. Die Idee habe darin bestanden, einen Raum zu schaffen, in dem sich „inhaltlich mit Themen rund um globale Solidarität, Weltwirtschaft, Menschenrechte und Alternativen“ auseinandergesetzt wird. Zeitgleich sollten die TeilnehmerInnen lernen können, „wie man sich als politische Gruppe organisiert, Öffentlichkeitsarbeit macht, Projekte plant und Gelder beantragen kann“. Neben den monatlichen Gruppentreffen sah das Projekt eine Menge anderer Weiterbildungsangebote vor. „Das Angebot wurde gut angenommen und es kamen im Verlauf des Projektes neue Leute hinzu“, sagt Lange. 2016 wurde zum Thema Lebensmittel gearbeitet. Die Gruppe führte im Ergebnis eigene Öffentlichkeitsprojekte durch: sie spielten verstecktes Theater in Supermärkten, gestalteten kreative Flyer und eine Webseite mit Informationen rund um Lebensmittelproduktion.

Lange resümiert: „Die Gruppe wuchs eng zusammen und wollte auf jeden Fall weiter arbeiten und auch wir hielten das Projekt für sehr gelungen und wollen dauerhaft einen Ort anbieten, an dem jungen Menschen sich austauschen können, zu politischen Themen diskutieren können, sich engagieren und kreativ ausprobieren können.“

Und 2017?

Am neuen Projekt werden TeilnehmerInnen aus dem vergangenen Jahr mitwirken, als MultiplikatorInnen, die ihre Erfahrung weitergeben. Das Thema Fair Trade und Textilien sei, so die Projektkoordinatorin, ein Punkt, der „viele Menschen anspricht und einen guten Zugang zu den übergeordneten Themen globaler Gerechtigkeit, wirtschaftlicher Ausbeutung und dem Finden von Alternativen gibt“. In der zweiten Projekthälfte werde man sich daher auch mit dem Themen Postwachstum und Alternatives Wirtschaften beschäftigen.

Das Ziel des Projektes bestehe darin, viele neue Leute zu einer Teilnahme zu bewegen, über menschenunwürdige Produktionsbedingungen zu informieren (welche nicht nur die Textilbranche betreffen) und Alternativen zu betrachten. Auch dieses Jahr sind natürlich Öffentlichkeitsprojekte vorgesehen. Lange erklärt ihre Motivation so: „Ich finde es wichtig, diese Themen nicht nur in geschlossenen Räumen zu diskutieren, wo nur eine bestimmte Zielgruppe hinkommt, sondern niederschwellige Aktionen zu machen und die Zivilbevölkerung anzusprechen und so immer mehr Menschen auf globale Ungleichheitsstrukturen aufmerksam zu machen und ihnen konkrete Handlungsoptionen anzubieten.“

Das erste Treffen findet am 19. Oktober um 19 Uhr im Bahnhof Langendreer statt. Am 26. November ist dann zu einem offenen Siebdruck-Workshop geladen, zu dem alle Interessierten am besten ein eigenes T-Shirt mitbringen. Im Anschluss daran klärt im endstation.kino um 18 Uhr der Film „MACHINES“ über die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie auf. Die Veranstaltungen können selbstverständlich auch dann besucht werden, wenn man nicht am Jahresprojekt teilnimmt.

Für weitere Information könnt ihr Karina Lange über folgende Mail-Adresse erreichen:
karina.lange@bahnhof-langendreer.de

:Tobias Möller

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