Bild: In Erinnerung an Benno Ohnesorg: Das Denkmal vor der Deutschen Oper in Berlin , Benno Ohnesorgs Tod als Startpunkt der 68-er Bewegung Foto: Lore Ipsum CC BY-SA 2.0 DE

68er-Reihe.  Die Ereignisse des 2. Juni 1967, der Schahbesuch und der Tod von Benno Ohnesorg, mobilisierten und radikalisierten die Studierenden Westdeutschlands mit weitreichenden Auswirkungen auf Politik, Gesellschaft und Kultur.

Während das persische Staatsoberhaupt, die politischen Größen der Bundesrepublik in der Deutschen Oper in Berlin Mozarts „Zauberflöte“ lauschen, wird draußen der Studierende Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen. Ohnesorgs Tod ist der Höhepunkt einer eskalierten Demonstration gegen den Schah und seine Frau. 

Vor den Protesten am Abend informiert der persische Exilstudent Bahman Nirumand Mitstudierende über die Willkürherrschaft in seinem Heimatland: „Schon in der Anklageschrift werden die Angeklagten schuldig im Sinne der Anklage befunden. Die Untersuchungsrichter mühen sich nicht mit langen Verhören ab. Geständnisse werden durch Folter erzwungen.“ Im Laufe des Tages kommt es zu zwei Großdemonstrationen an denen bis zu 2.000 Menschen teilnehmen und die immer wieder von sogenannten 

JubelperserInnen gestört werden. Hierbei handelt es sich um eingeflogene und angeheuerte Pro-Schah-DemonstrantInnen, die auf die Menge mit Eisenrohren und Holzknüppeln einschlagen. Die Polizei reagiert oft zu spät. 

Demo und Schüsse auf Ohnesorg

Nachdem sich am Abend die Türen der Oper hinter den StaatsgästInnen geschlossen haben, beginnt die Polizei den Vorplatz mit Hilfe der Leberwursttaktik zu räumen. Polizeipräsident Dünsing erklärt diese folgendermaßen: „Nehmen wir die Demonstranten als Leberwurst, nicht wahr, dann müssen wir in die Mitte hineinstechen, damit sie an den Enden auseinanderplatzt.“ Mit Knüppeln treiben PolizistInnen einen Keil in die Menge, die Studierende Ulrike Krüger berichtet über das Antlitz der PolizistInnen „Die hatten verzerrte, entfesselte Gesichter.“ Während dieser Phase befindet sich Benno Ohnesorg in einer Seitengasse, wo er zunächst von PolizistInnen attackiert und dann von einem Zivilpolizisten erschossen wird. ZeugInnen hören nach dem Schuss ein Gespräch zwischen dem Täter und einem anderen Polizisten. „Bist du denn wahnsinnig, hier zu schießen? – Die ist mir losgegangen.“ Die Schüsse auf Ohnesorg verändern das Gesellschaftsgefüge der BRD nachhaltig. Sie politisieren eine Generation junger Menschen und machen diese empfänglich für gesellschaftliche Gegenentwürfe.

Die Folgen des 2. Juni beleuchtet auch eine Veranstaltung im Bahnhof Langendreer (siehe Termin:Tipp S.7) zu der auch der Politikwissenschaftler Wolfgang Kraushaar geladen ist.

Gastautor :Jan Freytag

 

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