Bild: Vater-Mutter-Mutter-Kind: Ist das das Familienkonstrukt der Zukunft?, Erstes Drei-Eltern-Baby erblickt das Licht der Welt Illustration: tom

Ein kürzlich im „New Scientist“ erschienener Artikel und eine Konferenzankündigung von Dr. John Zhang, dem Direktor des New Hope Fertility Centre in New York City, sorgen für Furore – das erste Baby mit Erbgut von drei Elternteilen wurde geboren und lebt seit nunmehr fünf Monaten beschwerdefrei.

Angeblich ist es dem Mediziner gelungen, das mitochondrial vererbbare Leigh-Syndrom, das der Entwicklung des Nervensystems schadet und unter anderem zu Muskelparesen, epileptischen Anfällen und Hypotonie führen kann, mittels Spindeltransfer zu umgehen. Dabei wird der Kern der Eizelle der Mutter, deren Mitochondrien das schädliche Gen in sich tragen, entfernt. Dieser wird dann in eine gesunde Spenderinnenzelle mit gesunden Mitochondrien eingesetzt, nachdem deren eigentlicher Zellkern entfernt wurde. Anschließend findet eine In-vitro-Fertilisation statt. Auf diese Weise stellt man sicher, dass ein Großteil des Erbguts von den „normalen“ Eltern stammt, da die Mitochondrien, anders als der Zellkern, nur einen kleinen Teil des DNA-Haushalts ausmachen.

Medizinische Revolution

Das Paar entschied sich für ebendiese Methode, nachdem zuvor beide ihrer Kinder der Nervenkrankheit erlagen. Im Laufe der Behandlungen wurden mit dieser Technik fünf Embryonen gezüchtet, von denen sich nur einer normal entwickelte. Dieser eine Embryo wurde sodann der Mutter implantiert und erblickte im April diesen Jahres das Licht der Welt. Dem „New Scientist“ zufolge sei das Kind bisher gesund, stünde aber weiterhin unter akribischer Beobachtung, sollte sich die Erbkrankheit doch noch ausbilden.

In Europa ist die Methode bisher nur in Großbritannien zugelassen, auch Zhang musste für das Unterfangen, da es auch in den USA verboten ist, mit der Familie nach Mexiko reisen. Er ist sich aber sicher, dass die neue Drei-Eltern-Methode einen medizinischen Meilenstein setzt: „Ich glaube daran, dass diese Technik die menschliche Reproduktion revolutionieren und verändern wird.“ Näheres wird auf dem American Reproductive World Congress am 13. und 14. Oktober bekannt gegeben.

:Tobias Möller

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