Bild: Protest am vergangenen Sonntag: „Euer Gesetz bricht unsere Rechte“. , PolInnen gegen Verschärfung des Abtreibungsgesetzes Foto: Zorro2212 / Wikimedia commons

Der polnische Sejm in Warschau hat in seiner ersten Lesung dem Antrag zur Verschärfung des ohnehin schon strengen Abtreibungsgesetzes zugestimmt. Sowohl auf den Straßen als auch im Netz formiert sich breiter Widerstand gegen diese Pläne.

Massen schwarzgekleideter Frauen schieben sich durch die Straßen der Städte – überall im Land. Auf den Plakaten zu lesen: „Wir brauchen Behandlungen durch Ärzte, nicht vom Vatikan“ und „Fuck off Fanatics!“ So und über den Hashtag #czarnyprotest (schwarzer Protest) lehnen sich Frauen gegen die Pläne auf, das Abtreibungsgesetz zu verschärfen. Die Gesetzesvorlage sieht vor, dass Frauen unter keinen Umständen abtreiben dürften – wer es trotzdem tue, müsse mit einer fünfjährigen Gefängnisstrafe rechnen. 

In erster Lesung dafür

Der von der nationalkonservativen Partei PiS (Recht und Gerechtigkeit) dominierte Sejm, eine der beiden Kammern der Nationalversammlung, hat am 23. September in seiner ersten von drei Lesung für die Verschärfung gestimmt. Angestoßen wurde die Debatte von der Organisation „Stop Aborcji“ (Stopp Abtreibung), die eine von mehr als 500.000 Menschen unterschriebene Petition eingereicht hatten. Ähnlich wie die katholische Kirche im Land lehnen sie Abtreibungen in beinahe jedem Fall ab. Nur wenn Frauen unmittelbar gesundheitlich gefährdet seien, sei Abtreibung vertretbar. 

Landesweiter Frauenstreik

Schon jetzt herrscht ein „Abtreibungstourismus“. Und obgleich Abbrüche in drei Fällen (Inzest oder Vergewaltigung, Gefährdung der Mutter und Fehlbildung des Kindes) erlaubt sind, verweigern polnische Ärzte und Ärztinnen zuweilen den Eingriff. Frauen suchen auch deswegen Behandlung im Ausland. Die Kosten belaufen sich dann pro Abbruch auf 1.300 Euro. Schätzungen gehen von 200.000 illegalen Schwangerschaftsabbrüchen jährlich aus.

Am 3. Oktober fand in Polen der erste Frauenstreik statt: Frauen wurde angehalten zuhause zu bleiben oder, wenn sie dennoch arbeiten gewesen sind, schwarze Trauerkleidung zu tragen. 

:Andrea Lorenz

0 comments

You must be logged in to post a comment.