Bild: Rock it like it’s 1874! So sehen dampfbetriebene Rock-Opern mit Coppelius und Ulrike Schwab als Candida aus., Der Welt erste Steampunk-Oper in Gelsenkirchen: „Klein Zaches, genannt Zinnober“ Foto: Pedro Malinowski

Karten für „Klein Zaches, genannt Zinnober“ sind so gefragt, dass das Musiktheater im Revier (MiR) einige Zusatztermine eingerichtet hat. Die von Sebastian Schwab und der Rockband Coppelius in bühnen- und musiktaugliche Form gebrachte Erzählung von E. T. A. Hoffmann weiß zu begeistern.

Missgestaltet, zu kurz geraten, ein Außenseiter, den selbst die eigene Mutter nicht ausstehen kann: Das ist Klein Zaches (Rüdiger Frank). Kein beneidenswertes Leben ist es, das er führt. Eine gute Fee erbarmt sich schließlich seiner und macht einen richtig tollen Hecht aus ihm. Professor Mosch Terpin und seine Kollegen sind fasziniert von seiner Intelligenz und Wortgewandtheit. Auch die schöne Tochter des Professors, Candida (Ulrike Schwab, die auch die Fee spielt) ist ihm total verfallen – sehr zum Leidwesen des Studenten und Dichters Balthasar. Was finden alle an dem?, fragt er sich, denn eigentlich ist der Kurze ein ziemliches Arschloch. Er kommt zu dem Schluss dass man Zaches’ magischer Aura auch nur mit Magie beikommen kann und sucht Rat bei dem Zauberer Prosper Alpanus.

Rollen- und Instrumentenwechsel

Sämtliche anderen Rollen spielen die Mitglieder von Coppelius, der Berliner Band, die schon immer einen Hang zum Theatralischen hatte. Da springen sie in einem Moment noch als Zauberer herum, um im nächsten Augenblick auch schon am Cello zu rocken.

Ja, Coppelius rocken, sie sind für den Punk in Steampunk zuständig. Klarinetten statt Gitarren, der Bass ist kontra, nicht E. Eine Oper im herkömmlichen Sinn darf man also nicht erwarten. Das Orchester eröffnet und schließt das Stück mit großen filmmusik-ähnlichen Stücken, dazwischen ist die Klangwelt rhythmisch und orchestral-rockig statt klassisch. Man könnte von einem Musical sprechen, gäbe es da nicht den Begriff der Rock-Oper. Und Oper passt einfach besser zum romantisch-mechanischen Setting als Musical.

Freude durch Technik

Größter Star und Träger der Steampunk-Atmosphäre ist das bewegliche Bühnenbild. Was sich da alles bewegt, was da leuchtet – ein wahres Dampfmaschinenmonstrum, das die Technik des 19. Jahrhunderts ehrfurchtgebietend überzeichnet.

Fantastikaffine werden ihre Freude haben. Wer die Mischung aus Rock und Klassik mag, ebenfalls. Voraussetzung ist: den Ernst ablegen. Vor allem in der zweiten Hälfte ist die Klamaukdichte ziemlich hoch. Da hätte man die eine oder andere pop- und subkulturelle Referenz vielleicht doch auf die erste Hälfte auslagern sollen. Für die Story kann man allerdings getrost Hoffmanns Erzählung lesen. Für einen spektakulären Abend geht man ins MiR.

 
:Marek Firlej

 

ZEIT:PUNKTE

Premiere feierte das ungewöhnliche Projekt nach zwei Jahren Arbeit bereits im November 2015.

Dies sind die nächsten Darbietungen:

10.5., 11 Uhr 

11.5., 11 Uhr 

12.5., 19:30 Uhr

15.5., 18 Uhr

• Musiktheater im Revier, Gelsenkirchen. Eintritt zwischen 13,32 Euro und 46,92 Euro, ermäßigt zum halben Preis.

 
 

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