Bild: Weil die Uni in Kasachstan kein Geld hat: Die Neurowissenschaftlerin verschaffte sich – und allen anderen Menschen – kostenlosen Zugang zu Millionen von Fachpublikationen. , Webseite kämpft für freien Zugang zu Informationen Screenshot: Twitter/sci-hub
Eine allzu bekannte Situation: Nach einigen Gesprächen mit dem Dozenten oder der Dozentin steht das Thema für die Hausarbeit endlich fest. Viel Literatur gibt es dazu nicht … Da findet sich auf einmal in einer Fußnote der eine Aufsatz, der drei Tage Forschung mit einem Schlag abnehmen könnte, doch ausgerechnet diese Zeitschrift ist von der RUB nicht abonniert. Gedruckt gibt es sie im ganzen Ruhrgebiet natürlich auch nicht. Die Seite Sci-Hub will Abhilfe und dabei eine Welt des freien Informationsaustauschs schaffen.
 
Auf der Seite sci-hub.cc bezeichnet sich das Projekt selbst als „pirate website“. Gibt man auf der Seite den URL eines Artikels von der Seite eines Verlags oder einem anderen Portal wie Elsevier, Springer oder JSTOR ein, sucht sie nach einem offenen Zugang und umgeht so die Paywall – die PDF steht kostenlos bereit. Gleichzeitig wird eine Kopie in die Sci-Hub-Bibliothek geladen, sodass beim nächsten Mal die PDF direkt heruntergeladen werden kann. Auf diese Weise hat Sci-Hub schon über 47 Millionen Publikationen gesammelt.
 
Legal ist das Projekt nicht. Doch die Frau steht offen zu ihrem Projekt, denn wie bei vielen Piratenseiten lässt sich auch ihr Server nur schwer auf rechtlichem Wege abschalten: Alexandra Elbakyan hat Sci-Hub 2011 ins Leben gerufen, weil sie die Preispolitik der Wissenschaftsverlage für unverschämt hält. Medien bezeichnen sie als „Robin Hood der Wissenschaft“, die von den profitorientierten Verlagen nimmt und denen gibt, die das Wissen brauchen: WissenschaftlerInnen und Studierenden.
 
„Wir kämpfen gegen die Ungerechtigkeit des Zugangs zu Wissen in der Welt“, heißt es auf ihrer Webseite. „Wissenschaftliches Wissen soll jedem Menschen zugänglich sein, unabhängig von seinem Einkommen, seiner sozialen Stellung, seiner geografischen Position et cetera.“

Verlage sind profit-, nicht wissensorientiert

Mit ihrer Kritik an der Praxis der Wissenschaftsverlage ist Elbakyan nicht allein. Öffentlichkeitswirksam hat die Harvard-Universität 2012 erklärt, kein Geld mehr für Paywalls auszugeben. Damit spart die Elite-Uni nicht nur 3 Millionen Euro pro Jahr, sondern setzte auch ein Zeichen für Open Access, also freien Bildungszugang. Manche Zeitschriftenabos kosten 35.000 Euro im Jahr.
 
Besonders der niederländische Branchenriese Elsevier steht immer wieder in der Kritik. Knapp 16.000 WissenschaftlerInnen haben sich einem Elsevier-Boykott angeschlossen, darunter 25 von der RUB. Sie wollen keine peer review für den Verlag übernehmen, dort nicht publizieren und teilweise nicht einmal die dort erschienene Literatur zitieren.
 

 

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