Bild: The Once and Future Rector: Amtsinhaber Elmar Weiler (l.) und sein frischgewählter Nachfolger Axel Schölmerich im Gespräch über die Zukunft der RUB. , Der neue RUB-Rektor Prof. Axel Schölmerich sprach mit der :bsz über Exzellenz, Auslandssemester und Onlinekurse Foto: joop

In den kommenden sechs Jahren wird Prof. Axel Schölmerich der Ruhr-Universität Bochum vorstehen. Nach seiner Wahl zum Rektor hat die :bsz mit ihm gesprochen.

:bsz: Sie sind vergangenen Montag zum Rektor der Ruhr-Uni gewählt worden. Erst einmal herzlichen Glückwunsch dazu. Mit was für Zielen gehen Sie in Ihr neues Amt?

Schölmerich: Es geht darum, die Ruhr-Universität Bochum im Sinne der in den letzten Jahren entwickelten Perspektiven weiter voranzubringen. Zentral sind für uns weitere Erfolge in der Spitzenforschung, sowohl in der Vielfalt einzelner Projekte als auch der mächtigen Kombination thematischer Verbünde. Von den Erfolgen in der Forschung hängt die Realisierbarkeit weiterer Ziele wie hervorragende akademische Lehre, internationale Orientierung und Sicherung der Stellung der RUB im Land NRW ab.

Welche Aufgaben werden Sie nach Ihrem Amtsantritt zuerst angehen? Worauf freuen Sie sich, worauf weniger?

Zunächst gilt es, die Übernahme des Amtes zu gestalten. Voraussichtlich wird ein Mitglied des jetzigen Rektorats auch dem künftigen angehören, wir werden bis dahin ja auch eine neue Kanzlerin oder einen Kanzler haben, und das Team wird sich dann kennenlernen und zusammenwachsen. Dann gilt es, die Rahmenbedingungen der nächsten Exzellenzinitiative, über die wir bis dahin hoffentlich mehr wissen, auf die spezifischen Chancen der RUB zu untersuchen. Schon bis zum Amtsantritt werden sicher viele intensive Gespräche zu führen sein, auf diese freue ich mich. Auf unvermeidbare Konflikte freue ich mich weniger, allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich an der RUB mit aufeinander Zugehen und Vernunft die meisten Probleme lösen lassen, und das ist ja die Aufgabe eines Rektorats.

Sie saßen mehrfach im Senat der RUB, waren auch dessen Vorsitzender. Waren die Zusammenarbeit und Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Statusgruppen, gerade auch mit den Studierenden, eine gute Vorbereitung für Ihre neue Aufgabe?

Man kann das als Vorbereitung, sozusagen ein persönliches Training betrachten, ich sehe allerdings eher den Effekt in einem hohen Ausmaß an Vertrauen, das ich mir in dieser Zeit bei allen beteiligten Gruppen erworben habe, und das ein ganz entscheidender Vorteil für die Arbeit in der Zukunft ist.

Viele Studierende sahen Ihren Vorgänger Prof. Elmar Weiler sowie die unter ihm vorangetriebenen Exzellenzinitiativen kritisch. Wie wollen Sie für die kommende Exzellenzinitiative, deren Fokus auf Verbünden und Kooperation liegt, gerade bei solchen KritikerInnen werben?

Eine Universität hat zwei vorrangige Aufgaben, die Forschung und die Lehre. Forschung braucht heute enorme Ressourcen und Investitionen, auch hier entwertet die Zeit vorhandene Infrastruktur schnell. Der Wettbewerb ist scharf, und sich bei einmal eingetretenen Verlusten wieder nach vorne zu arbeiten, ist sehr schwer. Der Einsatz von Rektor Weiler und seinen Mitarbeitern für die Exzellenzinitiativen haben die ganze Universität motiviert und mobilisiert. Letztlich stellen einzelne Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Forschungsanträge, die dann gegebenenfalls kombiniert werden, was ebenfalls durch einzelne Personen geschieht, die hier große Leistungen vollbracht haben und dafür Anerkennung verdienen. Hinsichtlich der Auswirkung auf die Lehre verstehe ich das vor allem von Studierenden vorgebrachte Argument, dass von den Investitionen in den Laboren im Hörsaal wenig ankommt, durchaus. Eine Universität muss allerdings sehr darauf achten, ihre Unterschiedlichkeit von anderen Bildungsinstitutionen sichtbar zu machen, und der Marktwert eines Abschlusszeugnisses einer für ihre wissenschaftliche Leistung sehr anerkannten Einrichtung ist spürbar höher als das einer weniger anerkannten. Auch steht und fällt die Attraktivität der Universität für junge, engagierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die ihre Studenten begeistern können, mit der Forschungsleistung. Auch etablierte Kolleginnen und Kollegen mit besonderen Verbindungen in der internationalen Forschungsszene sind letztlich für Studierende von besonderem Wert.

Infobox: Zur Person

Axel Schölmerich wurde 1952 in Marburg geboren. Er studierte Erziehungswissenschaften und Psychologie an der Uni Mainz, wo er – nach der Promotion in Osnabrück – auch in Psychologie habilitierte. Nach einer Station an der Uni Halle-Wittenberg trat er 1996 an der RUB die Professur Entwicklungspsychologie an. Von 2006 bis 2007 war er Dekan der Fakultät für Psychologie, seit 2007 gehört er dem Senat der RUB an, 2012 bis 2014 als Vorsitzender.

Sie haben die RUB vor Ihrer Wahl so umschrieben, dass sie in einigen Fächern Spitzenuniversität, in anderen lehrorientierte Massenuni sei. Sie sind für weitere interne Differenzierung, hin zu mehr Exzellenz in Forschung und Lehre. Wie verhindern Sie da Ungleichgewichte, auch finanziell?

Alle Bereiche der Universität müssen angemessen ausgestattet sein, oder sie sind nicht zu halten. Ein zahlenmäßiges Gleichgewicht zwischen Fakultäten ist Unfug, die Ausstattung muss bedarfsgerecht sein. Wenn eine Lehreinheit besondere und sichtbare Leistungen in innovativer Lehre bringt, ist das auch ein Beitrag zur Leistung der Universität, der wahrgenommen werden sollte. Mittelfristig müssen die Indikatoren weiterentwickelt werden.

2017 endet Phase III des Hochschulentwicklungsplans unter dem Stichwort Internationalisierung. Was möchten Sie auf diesem Gebiet bis dahin erreichen? Wie sehen Sie der danach beginnenden letzten Phase – Abschluss der Campussanierung – entgegen?

Die Phasen der Hochschulentwicklung sind niemals als zeitlich abgeschlossene Einheiten gesehen oder geplant worden, sondern in Form von unterschiedlicher Intensität der Verfolgung bestimmter Ziele. Die Internationalisierung ist aufgrund der gestiegenen Sichtbarkeit und Bekanntheit der großen Forschungsprojekte sehr gut vorangekommen. Wir brauchen eindeutig mehr Möglichkeiten für Studierende, Auslandssemester in ihr Studium zu integrieren. Das ist nicht einfach, insbesondere wenn der Austausch mit dem englischsprachigen Ausland gefragt ist. Das setzt nämlich voraus, dass auch wir für diese Partner interessant sind, und dabei geht es nicht ohne englischsprachige Lehre, die idealerweise auch in ein dann anzubietendes „Austauschsemester“ in den Studienplänen verankert werden könnte. Voraussetzung und gleichzeitig Ergebnis der Internationalisierung ist die Stellung der Ruhr-Universität Bochum in Rankings, diese werden nämlich sowohl von potentiellen Studierenden aus dem Ausland als auch von Stipendienorganisationen häufig für ihre Entscheidungen genutzt.

Wieviel Mitspracherecht sollten Studierende haben, wenn es wie beim HEP oder Exzellenzinitiativen um die langfristige Entwicklung der RUB geht?

Die Rechte sind in Gesetzen geregelt. Unsere neue Verfassung räumt Studierenden Mitspracherechte deutlich über das bisher vorhandene hinaus ein. Der Hochschulentwicklungsplan wird auch im Senat unter Beteiligung der Studierenden diskutiert, er hat allerdings eine Laufzeit, die die Dauer einer Legislaturperiode der studentischen Mitglieder überschreitet. Die Entscheidung über Investitionen oder die Einreichung von Anträgen in einer Exzellenzinitiative liegt bei der Hochschulleitung. Jenseits der formalen Regelungen erscheint es mir viel bedeutsamer, dass eine wirksame Kommunikation mit den Studierenden besteht, und zwar auf vielfältigen Wegen statt exklusiv mit gewählten Vertretern in einem einzigen Gremium. Es gibt so viele Gelegenheiten, sich in Entscheidungen auf den unterschiedlichen Ebenen einzubringen, und die Universität profitiert von diesem Engagement sehr.

Infobox: Rektorat

Das Rektorat leitet die Uni und besteht neben einem/r vorstehenden RektorIn aus einem/r KanzlerIn und drei ProrektorInnen. Zu den Aufgaben gehört die Weiterentwicklung der Lehre, die Profilbildung in der Forschung sowie die weitere Internationalisierung und Modernisierung der RUB.

 

Sie sprechen sich für mehr neue Vermittlungswege in der Lehre aus, z.B. internetbasierte Kurse. Wie wollen Sie diese Methoden an der RUB vorantreiben? Was erhoffen Sie sich?

Die Möglichkeiten der akademischen und wissenschaftlichen Bildung verändern sich grade sehr deutlich. Für viele Themen gibt es bereits wirklich didaktisch hervorragend aufbereitete Kurse, die im aktiven Selbststudium bearbeitet werden können, und auch mit einer Prüfung und Zertifizierung abschließen. Führende Universitäten auf der Welt vermarkten ihre Angebote auf diese Weise, und daran können sich nach meiner Überzeugung die besten Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum beteiligen. Zunächst kommen spezialisierte Themen in Frage. Bei entsprechender Qualität kommen Investitionen in die Erstellung durch Einnahmen aus Nutzung wieder herein, für Angehörige der RUB kann das kostenfrei geschehen, und es ist mit kontaktorientierter Vertiefungslehre kombinierbar. Ich erwarte mehr Qualität, flexiblere Gestaltung, und einen Gewinn der Bekanntheit und damit Attraktivität der RUB.

Sie sind auf sechs Jahre gewählt. Wie sieht die RUB im Jahr 2021 am Ende dieser Amtsperiode aus? Wie unterscheiden sich ihre Studierenden und DozentInnen von den heutigen?

Die Campussanierung wird uns bis dahin ein deutlich besseres und schöneres Arbeitsumfeld bieten, mit einem Schub für die Produktivität. IC, ID und die neu erbauten Sportwissenschaften zeigen, dass Investitionen auch Leistung erzeugen können. Der Campus wird auch durch die Forschungsbauten architektonisch interessanter, es gibt mehr Kultur und Leben auf dem Campus, so wie das durchs Q-West schon begonnen ist. Studierende und die Dozentenschaft werden weiterhin weiblicher und vielfältiger; ich hoffe, dass die Wissbegier und Innovationsbereitschaft mindestens genauso hoch sein werden wie heute.

Was wünschen Sie den Studierenden für die jetzt beginnende so genannte vorlesungsfreie Zeit und das nächste Semester?

Auch Entspannung zwischen den Klausuren, vielleicht ein Praktikum, das sie in der Fächerwahl bestätigt und erste Kontakte mit der Berufspraxis ermöglicht, und im nächsten Semester Energie und Motivation, den Platz in dem gewählten Seminar, oder die Stelle als studentische Hilfskraft, bei der man so viel auf interessante Weise lernen kann.

Das Interview führte

:Johannes Opfermann

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