Bild: Ein Magazin über Drogen und andere Substanzen – klingt erst einmal anrüchig, aber tatsächlich verändern wir unser Bewusstsein jeden Tag mit Kaffee, Alkohol und Zigaretten. , Neues Magazin „Lucy’s Rausch“ für einen hedonistisch-vernünftigen Umgang mit Drogen Foto: mar

„Legalize it!“, rufen die einen (und werden immer mehr erhört), „Absolutes Rauchverbot!“, skandieren die anderen. Auf der Wohnheimparty kommt Deine Freundin zu dem Schluss, dass Drogen „absolut nichts“ für sie seien; drei Cocktails später huldigt sie würgend dem Porzellangott, während Deine Freunde sich über „Fear and Loathing in Las Vegas“ beömmeln. Und in diese Gesellschaft, die nicht weiß, was sie von Drogen halten soll, platzt nun ein Magazin, das klar Stellung bezieht: „Lucy’s Rausch“.

„Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur“ nennt sich das Blatt „Lucy’s Rausch“, das Ende April in seiner ersten regulären Ausgabe erschienen ist. Mit seinem minimalistisch psychedelischen Cover in Schwarz und Rot fällt es im Bahnhofsbuchhandel auf: Hier erwartet Dich eine neue Welt, aber sie hat Struktur. Eine Botschaft zieht sich durch das Heft: Der Mensch hat „ein Grundrecht auf Rausch“.

„Psychonaut? Früher hieß das Junkie!“

Meine Freunde reagierten unterschiedlich auf das Heft. Menschen auf Rauschreisen nennen sich anscheinend gerne „PsychonautInnen“, was ein Freund mit dem oben genannten Zitat quittierte. Comics über den Cannabis-Ritter Super Hempl sprechen klar eine spezielle Zielgruppe an. Das Kunstwerk „Helga, die heilige Kuh“ zum Interview mit der Künstlerin Janine Warmbier wirkt erst einmal albern, vor allem im Kontext dieses Magazins. Aber eigentlich ist dieser bunte Kuhkopf drollig und schön, nüchtern betrachtet. („Drauf“ ist er bestimmt noch toller …)

Da sind wir auch bei einem Argument, das die HeftmacherInnen immer wieder aufführen, wenn sie für einen „freien Umgang mit psychoaktiven Substanzen“ plädieren: In der „Charta für eine Kultur des Rausches“ des Herausgebers Roger Liggenstorfer heißt es am Beispiel von LSD, dass solche Substanzen zu „revolutionären Erfindungen, kulturellen Neuerungen und wissenschaftlichen Durchbrüchen geführt“ haben. Bob Marley, die Beatles, Hildegard von Bingen – und auch  ohne Hunter S. Thompsons Drogeneskapaden wäre die Party vom Anfang des Textes um einen Film ärmer gewesen.

Moleküle und Küchentipps

Eine andere Freundin von mir begeistert sich für die chemisch-biologischen Zusammenhänge der Drogenkultur. Was stellen die ganzen Wirkstoffe mit uns an, wo sind sie enthalten? Dank gewisser Stoffe empfehlen PsychonautInnen zum Beispiel Mango zum Cannabiskonsum …
Zwischen Naturwissenschaft und Gesellschaft begeisterte mich in der Pilotausgabe von „Lucy‘s Rausch“ ein Interview mit dem 2008 verstorbenen Entdecker des LSD, Albert Hofmann. Wegen dieses Gesprächs und einem mit Alien-Schöpfer H. R. Giger gefiel mir die Null-Nummer (online erhältlich) übrigens mehr als die aktuelle Erstausgabe.

Ich merkte immer wieder: So fremd ist diese Drogenkultur gar nicht. Sie zieht sich seit Jahrtausenden durch alle Ecken der Welt. Die gut geschriebenen Artikel zu Geschichte, Mythologie, Medizin, Gesellschaft und substanzfreier Bewusstseinsveränderung(!) überzeugten mich, denn sie zeigten mir, dass ekstatischer Rausch und gesunder Verstand sich nicht ausschließen.

:Marek Firlej

„Lucy’s Rausch“ ist erhältlich im Zeitschriftenhandel sowie online auf lucys-magazin.de. Die Zeitschrift erscheint halbjährlich. 122 Seiten, 14,80 Euro.

Noch mehr Drogen! In zwei Ausgaben starten wir mit unserer Beitragsreihe zur psychoaktiven Kultur.

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