Bild: Mofas Traumlabor“: Audio-visuelle (Alb)Traumlandschaft im Fluss. , Die_kategorische_Soirée: Zeitzeug_Festival begrüßt das neue Jahr Foto: lux

Los ging es mit guter Laune und viel Glitzer: In entspannter Atmosphäre lud das zwölf-köpfige Zeitzeug_Team am 23. April zur Soirée im Freibad. Junge KünstlerInnen stellten sich hier zum Teil erstmals mit ihren Projekten der Öffentlichkeit. Ein buntes Potpourri bestehend aus vier Programmpunkten plus Rahmenprogramm gab einen Vorgeschmack auf das im November stattfindende studentische Theaterfestival.
Die KünstlerInnen von „Mofas Traumlabor“ (Moritz Anthes, Fabian Neubauer und Claire Carnin) feierten mit einer audio-visuellen Performance ihren ersten Auftritt: Posaune und Piano webten den Klangteppich, auf den live kreierte Bilder projiziert wurden. Overhead-Projektor, Pinsel, Tusche, Wasser, Strohhalm, Sterne, Klarsichtfolie, Papiertücher und vor allem viel Kreativität – mehr brauchte es nicht. Mal fröhlich-verspielt, mal düster-bedrohlich aber vor allem der ständigen Veränderung unterworfen konkurrierten oder harmonierten die Entwürfe der Malerin Claire mit den Instrumenten. Deren Spiel miteinander und mit verschiedensten Variationen von dissonant und schwer verdaulich über melancholisch, jazzig bis hin zu plaudernder Kaffeehausmusik ging mit den Bildern eine (alb)traumhafte Verbindung ein.

15 Minuten im Bunker mit Marina

„Dear Marina, I am delivering a baby now and as usual I don’t want to write to you“, so hieß es bei der dramatischen Lesung von Briefen an Marina Abramovic. In drei Sprachen führte uns Mim Kunz durch ein reiches Gefühlsspektrum: fröhlich, neutral, bitter, wütend, ungeduldig, resigniert, erheiternd – vor allem aber fesselnd. Das Klavier begleitete die Künstlerin auf ihrer Reise durch das Leben von „Draga Marina“, das alleine durch eine Reihe performativ vorgetragener Briefanfänge greifbar und erlebbar gemacht wurde – interessanterweise ohne auch nur eine Antwort der Adressatin mit einzubeziehen: „God only knows why you don’t write to me“.

„Manchmal heißt zusammen sein auch einfach nur, gemeinsam die Zeit totzuschlagen, in der Erwartung, dass irgendwas passiert“ – dieser Erkenntnis hatte nur die stetig tickende Eieruhr etwas hinzuzufügen. Clara Gohmert und Michael Zier vom Armada Theater nahmen das Publikum mit ihrer Performance „15 Minuten“ mit auf die Suche nach dem, was „zusammen sein“ wirklich bedeutet. Kudos an das engagierte Paar, das auch vor großen Emotionen und Zwiebelhälften im Auge nicht zurückschreckte!
Den Abschluss des offiziellen Programms bildete das Guerilla-Filmprojekt „Bunker AT“, das seinerzeit zum Weltuntergang (wer erinnert sich nicht an die Ereignisse des 21.12.2012?) innerhalb einer Nacht gedreht wurde. „Angst vorm Weltuntergang“ – oder doch eher Lust drauf?

Die Toilette spricht

Nebenbei gab es ein vielfältiges (und teils unerwartetes) Rahmenprogramm. Lustigerweise wurden wir auf der Toilette von einer Stimme begrüßt, die sich bei genauerem Hinhören als akustische Installation entpuppte: „Was ich vorspreche ist nicht aufgeschrieben, es kommt direkt wer-weiß-woher­ …“ Außerdem konnten MP3-Player mit dem Hörspiel „Auf ein Bier mit Charles  – Filmriss im Fahrwasser der Vernunft“ von Susanna Wolf ausgeliehen werden. Visuell beeindruckend war Jens Eike Krügers zeichnerische Live-Dokumentation der Geschehnisse, die mittlerweile zu einer Zeitzeug_Tradition geworden ist. Das Spektrum seiner Bilder ging dabei vom künstlerisch ausgestalteten Megafon bis zum karikaturistischem Kommentar der Performances („Deer Marina“). Die Ergebnisse des letzten Jahres gab es auch zu bewundern.

Stattfinden wird das Zeitzeug_Theaterfestival 2015 übrigens vom 12.-15. November an den unterschiedlichsten Spielstätten fernab klassischer Bühnen; das genaue Programm wird noch bekannt gegeben. Einsendeschluss ist voraussichtlich im Juni. Interesse, Euch zu beteiligen (künstlerisch, als HelferIn, mit (Sach)Spenden oder Unterkünften)? Weitere Infos gibt es hier: zeitzeug.net.
 

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