Bild: Einfach wunderschön: In „Ori and the Blind Forest“ begleiten wir den quirligen Waldgeist Ori auf seiner gefährlichen Reise. , Ein digitaler Augenschmaus Illustration: Microsoft

Es scheint sie doch noch zu geben – diese besonderen Spiele, die einen ohne monatliche Gebühren und nervige Zusatzinvestitionen an den Bildschirm fesseln. Mit „Ori and the Blind Forest“ haben die EntwicklerInnen der Moon Studios einen Titel abgeliefert, der mich nicht nur wunderbar unterhält, sondern auch an längst vergangene Zocker-Zeiten erinnert.

In einem rührenden Intro beobachten wir, wie das strahlende Geisterwesen Ori von seinem Baum getrennt wird. In einer regnerischen und stürmischen Nacht treiben wir als leuchtendes Blatt durch die Luft und verwandeln uns, nachdem wir den Boden berührt haben, in ein katzenartiges Lichtwesen. Geschwächt und den Witterungen ausgeliefert, könnte es das bereits für unser digitales Leben gewesen sein – gäbe es da nicht das bärenhafte Geschöpf Naru, welches uns aufliest und in seiner behaglichen Höhle gesundpflegt. Zusammen mit unserem neuen Freund erkunden wir den idyllischen Märchenwald, bis dieser schließlich von einer Katastrophe heimgesucht wird. Dann geht alles ganz schnell. Binnen kürzester Zeit verwandelt sich unser neues Zuhause in eine ausgedörrte und tote Welt, die, wie soll es auch anders sein, erste Opfer fordert.

Ohne zu viel verraten zu wollen – bereits nach diesen wenigen Minuten, in denen man nur sporadisch die Kontrolle über den kleinen Ori übernimmt, schafft das Spiel etwas, dass ich von einem Jump-’n’-Run-Titel eigentlich nicht erwartet hätte. In wunderschönen handgezeichneten Bildern, die mit einem fabelhaften und packenden Soundtrack unterlegt sind, baue ich eine emotionale Beziehung zu meinem quirligen Protagonisten auf. Damit gelingt „Ori and the Blind Forest“ etwas, was andere Titel seit Jahren krampfhaft versuchen, aber nicht schaffen. Der kleine Waldgeist wächst mir sofort ans Herz, und verlangt mir auch den einen oder anderen Seufzer ab.

Obwohl das Spiel konstant der zweidimensionalen Tradition eines Side-Scrollers (Spiele, bei denen die SpielerInnen von der Seite auf das Geschehen schauen) folgt, verliere ich mich in der atmosphärischen und liebevoll gestalteten Welt. In vier Jahren haben die EntwicklerInnen der Moon Studios ein Spiel geschaffen, welches sich kategorisch an Metroidvania, Super Mario oder MegaMan orientiert, aber durch seine Emotionalität und Tiefe einen Schritt weiter geht.

Auch technisch macht „Ori and the Blind Forest“ einiges her. Neben einer einwandfreien Steuerung punktet das Spiel insbesondere durch die spannende und durchweg anspruchsvolle Welt, die die SpielerInnen vor zahlreiche Rätsel und Herausforderungen stellt, und sich im Fortlauf der Kampagne verändert. Hierdurch macht es immer mal wieder Sinn, bereits bereiste Gebiete erneut aufzusuchen.

In Zeiten, die von Onlinerollenspielen und oberflächlichen Ballerorgien dominiert werden, ist ein Titel wie „Ori and the Blind Forest“ ein wahrer Lichtblick und ein Pflichtkauf für diejenigen, die auf klassische Jump ’n’ Runs mit einer gehörigen Portion Rätselspaß stehen. Aktuell ist das Spiel für die Microsoft-Konsolen und den PC (Windows) ab 19,99 Euro erhältlich.

 

:Christian Kriegel
 

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