Bild: Das Blut auf der Klinge wird nicht trocknen! Martialische Illustrationen prägen „Darkness over Cannae“., Romandebüt „Darkness over Cannae“ zeichnet Hannibals größte Schlacht nach Illustration: © Jenny Dolfen

Nicht nur mit einer Armee überwand er die Alpen, sondern sogar mit Elefanten. Der Name Hannibal ist vor allem mit dieser logistischen Meisterleistung verbunden. Der karthagische Feldherr besiegte die überrumpelten Römer darauf in mehreren Schlachten. Die berühmteste, die Schlacht bei Cannae 216 v. Chr., hat Jenny Dolfen in ihrem Romandebüt „Darkness over Cannae“ bildgewaltig inszeniert – und das im Selbstverlag.

Für Dolfen, die an einem Jülicher Privatgymnasium Englisch und Latein unterrichtet, ist es nicht das allererste Buchprojekt. „Ich habe – wie die meisten Fantasyinteressierten – einen halbfertigen Fantasyroman in der Schublade liegen“, sagt sie.
Als Illustratorin hat sie für das Rollenspiel „Das Schwarze Auge“ gearbeitet, an Bernhard Hennens Bildband „Elfenwelten“ sowie einem Band zu George R. R. Martins „A Song of Ice and Fire“ mitgewirkt. Mit Privataufträgen vor allem für Tolkien-Fans verdient sie mit ihrem künstlerischen Hobby dazu.

Seit ihrer Jugend interessiert sich Dolfen auch für historische Figuren, hatte sich aber jahrelang zeichnerisch nicht mit Geschichte beschäftigt. Ein „grauenhaft schlechter“ Sandalenfilm hatte mit 13 ihr Interesse an Hannibal geweckt; die Lektüre von Gregory Dalys Cannae-Monografie entfachte das Interesse erneut. Dolfen wollte die Schlacht persönlicher aufbereiten und aus mehreren Blickwinkeln erzählen, als englische Illustrated Novel. Schwer zu verkaufen.

Bloß kein Bilderbuch

„Eine Erstlingsautorin hat es schwer genug“, sagt Dolfen. „Wenn das Projekt dann noch etwas ist, was in keine Schublade passt und dann noch ein sehr kleines Publikum anspricht, wird es fast unmöglich.“ Selbst für interessierte englische und amerikanische Verlage war das Projekt zu speziell. „Die Mischung aus Bild und Text wirkte abschreckend.“ Der Vorschlag, aus dem Stoff ein Kinderbuch zu machen, schien ihr wiederum befremdlich.

„An genau dem Punkt war mir klar: Es gibt den Markt. Nur bedienen musste ich ihn selber.“ Unterstützung stand bereit, von der Layout-Grafikerin über befreundete Reenactorkreise bis zum Muttersprachler-Lektorat. Das Crowdfunding sollte die Druckkosten decken, aber Dolfen hatte den Schwarm unterschätzt: Schon nach 17 Stunden waren die angepeilten 2.000 Euro beisammen; am Ende war es fast das Sechsfache. Dank Überfinanzierung konnten die UnterstützerInnen der ersten Stunde, besonders Fans aus der englischen Tolkien ­Society, sich über kleine Geschenke freuen. Dazu kam noch eine 400-Euro-Spende für ein Elefantenwaisenhaus in Sambia.

Lentulus aus Darkness over Cannae. Copyright Jenny Dolfen

Pingelige MäzenInnen

Nach gesicherter Finanzierung war intensives Quellenstudium angesagt. Besonders Rüstungen und Waffen recherchierte Dolfen gründlich; den Look unhistorisch aufzupeppen kam für sie nicht in Frage: „Meine Reenactment-Leserschaft war immer wieder sehr froh über meine Bemühungen um Authentizität.“ Die 76 meist farbigen Illustrationen erzeugen zusammen mit den sieben fesselnd geschriebenen Blickwinkeln ein dynamisches Schlachtengemälde. Gut und Böse gibt es nicht, alle Personen sind überzeugt, richtig zu handeln. Die raschen Perspektivwechsel zwischen Römern und Karthagern verdeutlichen dabei die Wirren einer Schlacht, in der jeder nur einen begrenzten Ausschnitt wahrnimmt. „Darkness over Cannae“ veranschaulicht zudem, wie Geschichte sich aus vielen Perspektiven zu einem Mosaik zusammensetzt.
Die eigene Interpretation der Ereignisse fiel Dolfen dabei nicht leicht: „Das größte Problem ist die teilweise extrem pingelige Leserschaft.“ Diese unterstelle pauschal Unkenntnis, auch bei sorgfältig abgewogenen Interpretationen. Dolfen bewertete Details, die Geschichtsschreiber Livius berichtete, als unhistorisch und ließ sie weg. „Aber der liviuskundige Leser unterstellt mir unbesehen, ich hätte schlampig recherchiert, weil ich dieses Faktum offenbar gar nicht kannte.“

Das Gegenteil beweist Dolfen auf ihrer Webseite, wo sie die Entstehung des Buches sowie ihre Sicht auf die Schlacht von Cannae ausführlich beschreibt; zum Schnuppern wie als Begleitmaterial geeignet.

:Johannes Opfermann
 

J. N. Dolfen:
„Darkness over Cannae“

Darkness over Cannae. Copyright Jenny Dolfen
2014 im Selbstverlag erschienen.
142 Seiten, 76 Illustrationen, Taschenbuch, 15 Euro
Weitere Infos unter
www.darknessovercannae.com
 

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