Wir schreiben das Jahr 2018. Es ist ein schöner Tag im Sommersemester und die Wiesen zwischen den Universitätsgebäuden der Republik sind voll mit Studierenden, die sich die Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Es wird Cola geschlürft und Bier getrunken, denn nicht wenige Hochschulen verfügen mittlerweile über eine Campusbrauerei. Die Studierenden sind entspannt, denn sie können stolz auf sich sein. Sie haben dafür gesorgt, dass Bund und Länder in Sachen Bildung zusammenarbeiten können und so der massiven Unterfinanzierung der Schulen und Hochschulen ein Ende bereitet wird.

Damit haben Tausende von Kräften im Forschungs- und Lehrbetrieb ihre Arbeit behalten können – was sich letztlich positiv aufs Studium auswirkt. Mehr Betreuung, größeres Lehrangebot, kleine Seminare – da kann man schon mal auf der Wiese ein Bierchen zischen. Natürlich sind das Studium und der Zustand der Uni noch immer nicht nur eitel Sonnenschein. Es gibt immer was zu tun. Aber die Lage ist entscheidend besser als damals vor vier Jahren, im Sommer 2014. Ja, die Studierenden haben viel erreicht in jenem Jahr, als sie zu Zehntausenden auf die Straße gingen, um gegen die Bildungsmisere im Land aufzubegehren.

Wo protestieren sie denn?

Als sie bitte was? Studierendenproteste in diesem Jahr? Ja, so etwas wie den „Bildungsstreik 2014“ gibt es tatsächlich. In Berlin, in Halle, in Frankfurt. In Greifswald wurde ein Besuch von Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) zum Anlass einer 600-köpfigen Demonstration. Der 21. Mai wurde zum Baden-Württemberg-weiten Aktionstag „Weiter sparen heißt schließen – Universitäten in Not“ erklärt, an dem sich die neun Universitäten dieses Bundeslandes beteiligten. In Heidelberg demonstrierte sogar das Rektorat gemeinsam mit den Studierenden dafür, dass die Politik ihren Versprechen auch endlich Taten folgen lassen sollte. In Münster gab es bereits am 15. Mai eine Demo durch die Stadt.

Manche dieser Aktionen waren mal mehr, mal weniger erfolgreich; an die Zehntausende TeilnehmerInnen des 2009er Bildungsstreiks gegen Studiengebühren kam allerdings bei weitem keine Aktion ran. „Zeit Online“ titelte so einfallslos wie treffend: „Stell dir vor, es ist Bildungsstreik und keiner geht hin.“ Aber in Bochum, ja in Bochum …

Das neue Hochschulzukunftsgesetz (HZG) für NRW ist auf dem Weg und durch die hochschulpolitische Landschaft der RUB geht ein empörtes Raunen, so laut und wirkungsvoll wie ein unterdrückter Furz im Seminarraum.

Handeln statt reden!  Aber auch reden tut kaum jemand

Die Fachschaften der RUB diskutieren derzeit, ob sie die bundesweite Resolution „Studierende gegen die Kürzungspläne im Bildungsbereich – Aufruf zum Bildungsstreik 2014“ unterzeichnen und sich am Bildungsstreik beteiligen wollen. Allerdings sind der FachschaftsvertreterInnenkonferenz (FSVK) als beratendes Gremium des AStA nur eingeschränkte Handlungsmöglichkeiten beschieden. (Anm.d.Red.: nach Redaktionsschluss votierte die FSVK am 2.6. für eine Unterstützung des Aufrufs)

Bleibt noch das Protestplenum, die außerparlamentarische Opposition an der RUB, AktivistInnen statt „PragmatikerInnen“, HüterInnen von Demokratie und Freiheit. Auf mehrfache Nachfrage der :bsz zum Thema „Wie bringt Ihr den Bildungsstreik in Bochum in Fahrt?“ kam nicht einmal ein Furz zurück.

Bochum? Klopf, klopf! Jemand zu Hause? Was ist los mit Euch? Wollen wir wirklich mit ansehen, wie die Universitäten vor die Hunde gehen? – Bis auf die Teile natürlich, die von privaten InvestorInnen unterstützt werden. Wenn Exotenfächer geschlossen werden, ist das eine schlimme Sache, aber mancheR wird das nachvollziehen können. Aber dass das Historische Institut bei uns bald womöglich nicht mehr arbeitsfähig ist, weil am falschen Ende gespart wird – wollen wir das zulassen? Können wir zulassen, dass das Land das letzte Wort bei den Finanzen der Studierendenschaft behält?

Raffe Dich auf, organisierte, verfasste und „einfache“ Studierendenschaft! Noch ist es nicht zu spät! Für gute Bildung, eine unabhängige Wissenschaft und ein hochwertiges Studium!

1 comments

  1. Da wurd wohl was gemacht
    Die Liste Bier wollte doch sowas gemacht…war das nicht gestern? wobei man bei denen ja nie weiß, wer sich da noch so alles rumtreibt. Mit Intriganten wie Mielke ist nicht zu spaßen.

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