Bild: Schöpfungsakt im Bunker: Das Rundlauf-Festival belebt alte Gebäude neu., Rundlauf Bochum auf Pfingsten verschoben – Generalprobe am 1. bis 3. Mai braucht Hilfe Foto: joop

Stimmen sind zu hören, irgendwo aus den Eingeweiden des Hochbunkers an der Haldenstraße, aber woher sie kommen, bleibt zunächst rätselhaft. Erst nach einigem Irren durch verschiedene Räume treffe ich auf das dreiköpfige Aufräumkommando, das einen der Kellerräume für Video- und  Lichtin­stallationen freiräumt. Bühnenelemente, Kisten und Holzpaletten von vorherigen Ausstellungen müssen weggeräumt werden; Bauschutt muss beseitigt und alte Kabel müssen eingesammelt werden. Kulturarbeit ist eben auch Maloche, gerade in Spielstätten wie dem Hochbunker oder der Alufabrik an der Robertstraße, die ebenfalls für das Rundlauf-Festival aufgeräumt wird. Am Samstag hätten sie zu sechst gearbeitet, am Sonntag nur zu dritt, verraten Samira Yildirim und Julia Nitschke vom Organisationsteam. Die Zeit wird knapp, denn am Mittwoch sollen Bauamt und Feuerwehr den Bunker für den Rundlauf ab dem 1. Mai inspizieren. Dabei stand das Festival noch vor wenigen Tagen vor der Absage.

Das Rundlauf-Festival in der sogenannten Speckschweiz, dem Viertel westlich des Bergbaumuseums zwischen Dorstener, Herner und Feldsieper Straße, geht in die fünfte Runde, erlebte dabei aber in den letzten Wochen sein verflixtes siebtes Jahr; zwei Jahre zu früh.
Trotz bewilligter Fördermittel und akquirierter KünstlerInnen stand der Rundlauf vor wenigen Tagen plötzlich ohne Gemehmigung da. „Für uns ist es ein Scheitern, weil wir sieben Monate daran gearbeitet haben“, sagt Guy Dermosessian, einer der OrganisatorInnen, über die Verschiebung des Festivals. Er wirkt immer noch fassungslos, als er die Verkettung unglücklicher Umstände schildert. Man habe sich ab November um Förderung bemüht, im Februar mündliche Zusagen gehabt, aber die verbindlichen eben erst Anfang April. Zu diesem Zeitpunkt wurden auch die Anträge beim Bauordnungsamt eingereicht, einschließlich eines Brandschutzgutachtens. Doch da eine Bearbeitung bis Mitte April nicht mehr möglich war, wurde der Rundlauf nicht für Anfang Mai genehmigt. Absurderweise machten die eingehenden Fördermittel den Rundlauf genau einen Tag nach der Absage finanziell handlungsfähig.

Das Warten auf die öffentlichen Gelder war möglicherweise ein Faktor in dem unglücklich verlaufenen Prozess. „Wir werfen uns halt vor, uns so stark von Versprechen abhängig gemacht zu haben“, gibt sich Dermosessian im Nachhinein selbstkritisch. „Wir hätten den Rundlauf auch wie immer machen können, low budget bis zum Geht-nicht-mehr.“ Aber es sei ihnen auch angesichts der Selbstausbeutung gerade in der freien Kunstszene darum gegangen, die Arbeit der KünstlerInnen angemessen zu honorieren.

Probelauf statt Absage: Notlösung für Ursprungstermin

Da sie aber nun über diese öffentlichen Gelder verfügten und mit KünstlerInnen bereits Verträge geschlossen waren, entschieden sich die OrganisatorInnen nach ein paar hektischen Tagen, den Rundlauf am kommenden Wochenende noch auf irgendeine Weise zu retten. Doch dazu brauchen sie Hilfe. Der Rundlauf findet nämlich nach wie vor statt, wenn auch anders als ursprünglich geplant. Es gibt ihn nun quasi in zwei Teilen: Das eigentliche Rundlauf-Festival bleibt zwar auf das Pfingstwochenende (6. bis 9. Juni 2014) verschoben, aber am ursprünglich geplanten Termin findet sozusagen eine abgespeckte Version statt, eine Art Generalprobe. Vom 1. bis zum 3. Mai 2014 sollen an den Spielorten in der Speckschweiz, zum Beispiel im Hochbunker oder in der Alufabrik, Kunstinstallationen aufgebaut und Performances geprobt werden. Da einige KünstlerInnen aufgrund anderer Verpflichtungen am späteren Pfingst-Termin nicht teilnehmen können, sollen ihre Arbeiten bei der Probe filmisch festgehalten und im Juni diese Dokumentation auch als Teil des Rundlaufs präsentiert werden. Dazu benötigt der Rundlauf allerdings tatkräftige Mithilfe. Dabei geht es nicht nur um den Aufbau der Kunstwerke.

Kunstwerk werden: Hilfe bei Aufbau und Performance gesucht

„Viele Inhalte sind partizipativ“, betont Guy Dermosessian. Performances wie beispielsweise eine Klanginstallation könnten erst durch die Präsenz von Personen ihre Wirkung entfalten. Gerade das Partizipative am Rundlauf sei in den Vorjahren schließlich so positiv vom Publikum aufgenommen worden, so Dermosessian. Deswegen werden nicht nur HelferInnen für den Aufbau gesucht, sondern eben auch StatistInnen, da partizipativen Arbeiten sonst ein entscheidendes Element fehle.
Die Unsicherheit, wann und ob überhaupt der Rundlauf stattfinde, stiftete am vergangenen Wochenende auch bei potentiellen HelferInnen Verwirrung; ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als sie am nötigsten gebraucht wurden. So kam nur eine Handvoll Freiwilliger, um die Spielstätten für den Probe-Rundlauf ­vor­zubereiten, aber es bleibt noch viel zu tun.
Wer dem Rundlauf-Team helfen möchte, ob beim Aufbau oder als StatistIn in einem Performance-Kunstwerk, kann sich unter rundlaufbochum@gmail.com melden.

Weitere Informationen zum Rundlauf-Programm gibt es unter: www.rundlauf-bochum.de

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