Bild: Le Monde Diplomatique: „Comics zur Lage der Welt“, „Comics zur Lage der Welt“: Supervielfalt! Cover: Reprodukt

Was bewegt die Welt? Was bewegt die Menschen, die auf ihr herumtrampeln, walten und wüten, lachen und träumen? Die „Comics zur Lage der Welt“, eine Sammlung von bildlichen Kommentaren aus der internationalen Monatszeitung „Le Monde diplomatique“ der letzten vier Jahre, beziehen auf vielfältigste Weise Stellung zu diesen Fragen. Nicht immer liefern sie eine Antwort; sie zeigen neue Perspektiven, geben Denkanstöße oder werfen einfach Rätsel auf.

Ein weiblicher Zentaur führt ein Pferd am Zügel, beide galoppieren schnell. Erst im dritten Bild taucht ein Jockey auf, er kann nicht mit dem Pferd mithalten. Im vierten Bild resigniert er. Sehr symbolträchtiger Comic. Doch was genau er bedeutet, bleibt der Intepretationskraft der Leserinnen und Leser überlassen. Ist das dann noch Comic? Und ob! Wer sagt denn, dass Comics platt und plakativ sein müssen? Viele der fünfzig Einseiter spielen jedoch mit typischen Comicsujets, allen voran natürlich mit Superhelden. Den Einstieg liefert ein nicht nur lose an Judge Dredd angelehnter Zukunfts­cop, der sich an die Logopädenbesuche in seiner Kindheit erinnert, anderswo bejammern Superhelden ihre Midlife Crisis; eine Pubertät sei ja wohl genug. Ganz andere Beiträge wiederum fassen den Begriff Comic nicht ganz so eng und stellen eher Karikaturen, ja ganz allgemein Illustrationen dar.

Die Vielfalt ist die große Stärke des Sammelbandes: Die Lage der Welt ist keineswegs eindeutig, eine Sicht nie die einzig richtige. Klar, Flüchtlinge sind arm dran, GroßkapitalistInnen fies und Umweltzerstörung unverantwortlich, doch auch innerhalb dieses Weltbildes gibt es eine Vielzahl von Blickwinkeln und Ausdrucksmöglichkeiten. So unterschiedlich die Themen sind – von Zukunftsvisionen von Robotern, die uns die Arbeit abnehmen über emotionale Befindlichkeiten einzelner bis hin zu der Kriminalität in Mexiko – so unterschiedlich sind die Ausdrucksmöglichkeiten und Zeichenstile. Damit ist das Buch nicht nur eine soziale, ökologische und politische Bestandsaufnahme, sondern auch eine künstlerische.
 

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