Bild: Das Thema „Latinumspflicht“ sorgt für großes Interesse und vollen Hörsaal., Erfolgreiche Podiumsdiskussion des AStA Foto: Björn Jadzinski

Am Freitag, den 19. April 2013, veranstaltete der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Ruhr-Uni eine Podiumsdiskussion zur Abschaffung der Latinumspflicht. Nachdem bereits der Senat einer vom AStA und den Fachschaften erarbeiteten Resolution zur Abschaffung der Latinumspflicht für Lehramtsstudiengänge zugestimmt hatte, sollten bei der Podiumsdiskussion auch VertreterInnen aus der Politik Position beziehen. Durch die Bank waren sich alle DiskutantInnen darüber einig, dass die Latinumspflicht in der jetzigen Form zumindest stark reformbedürftig ist.

Der Hörsaal 40 im HGB war bis auf den letzten Platz gefüllt, als die Diskussion begann. VertreterInnen von Parteien, Gewerkschaften, Wissenschaft und Studierende waren eingeladen, um über ein Thema zu diskutieren, das in den letzten Monaten immer mehr an Fahrt aufgenommen hat.

„’Romanes eunt domus!’ – wie heißt es richtig?“, eröffnete Moderator Uli Schröder die Diskussion. Latein-Professor Reinhold Glei konnte nicht nur die richtige Version bringen, sondern stellte auch sofort klar, dass die derzeitige Lateinpflicht zu weit gehe. Das Ziel müsse die Vermittlung metasprachlicher und kultureller Kompetenzen sein. Dies sei allerdings mit einer deutlich abgespeckten Lateinpflicht auch zu erreichen, denn „Sallust aus dem Stegreif übersetzen“ müssten nur LateinlehrerInnen können. Gegen eine generelle Abschaffung des Lateinischen als Pflicht für Lehramtsstudierende sprachen sich auch die Vertreter des FR Klassische Philologie und der CDU aus. Währenddessen waren sich die VertreterInnen von SPD, Grünen und GEW einig, dass die Lateinpflicht an sich ein nicht mehr zeitgemäßes Relikt sei. Dass die Lateinpflicht für viele Studierende eine studienverlängernde Wirkung habe, ohne dass ein Mehrwert für die spätere berufliche Tätigkeit erkennbar wäre, wurde durch die zahlreichen studentischen Wortmeldungen aus dem Publikum deutlich. Die eindringlich geschilderten Probleme der vom Lateinzwang „geschädigten“ Studierenden verfehlten ihre Wirkung auch auf die Podiumsgäste nicht. 

Erfolgreiche Intervention der Studierenden

Die VertreterInnen aus der Politik machten deutlich, dass sie die Bochumer Resolution der Studierenden als Anstoß für die Debatte unisono begrüßen. So sei deutlich geworden, dass es hier Handlungsbedarf gebe. Auf die Frage, wann dann mit einer Änderung der Richtlinien zu rechnen sei, blieben die PolitikerInnen leider etwas vage. Der AStA will die Sache auf jeden Fall weiterverfolgen. 
Als nächste Adressatin für das Anliegen ist die für die Lehrerbildung zuständige Ministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) angedacht. „Wir haben jetzt die Öffentlichkeit mobilisiert und von Politik, Gewerkschaften und Professoren Rückendeckung für unser Projekt bekommen. Wir werden jetzt dranbleiben, bis die Politik diese längst überfällige Reform umgesetzt hat“, resümiert Moritz Fastabend (Jusos) vom Referat für Hochschulpolitik.

Der „Peak Latin“ scheint überschritten

Klar ist, dass Latein als Pflichtfach für diverse Lehramtsstudiengänge seinen Zenit überschritten hat. Niemand in Politik und Universität will den gegenwärtigen Stellenwert dieses Faches aufrechterhalten. Es bleibt die Frage, welche abgespeckte Funktion Latein außerhalb der Fachwissenschaft erhalten wird. „Für die VertreterInnen des AStA erscheint ein angemessenes studienbegleitendes Modul etwa im Rahmen von 5 CP als völlig ausreichend“, fasst HoPo-Referentin Kathrin Jewanski (Jusos) zusammen. Ob damit der nötigen metasprachlichen und kulturellen Kompetenz genüge getan ist, wie zum Beispiel von Professor Glei gefordert, wird die weitere Diskussion zeigen.

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