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Eine digitale Tragödie

Nachdem das Netzwerk im Juli 2005 vom Medienkonzern News Corporation, einem der weltgrößten Medienkonglomerate unter der Führung von Rupert Murdoch, für 580 Millionen US-Dollar gekauft wurde, krempelte man das Konzept um. Übereilt wurden neue Funktionen integriert, die den sozialen Aspekt von MySpace fördern sollten. Die gewünschten Effekte blieben jedoch aus. Von da an ging es nur noch bergab. In den Folgejahren versuchte man das Netzwerk durch zahlreiche Anpassungen attraktiver zu gestalten. Diese Absicht wurde jedoch durch den rasch wachsenden Konkurrenten Facebook erschwert, der Innovationen schneller und benutzerfreundlicher umsetzen konnte. Folglich wechselten zahlreiche NutzerInnen zu Facebook. Für Murdoch und seine News Corporation war MySpace längst zu einem Millionengrab geworden. 2010 holte man dann zu einem letzten Befreiungsschlag aus. Unter der Führung von Mike Jones versuchte man das sterbende Netz-werk zu revitalisieren. Um zu überleben, wich man der direkten Konfrontation mit Facebook aus und verlagerte den Schwerpunkt auf das Teilen von Informationen. Das Sammeln von Freunden und die soziale Interaktion rückten in den Hintergrund. Vermutlich führte man deshalb auch einen Button ein, der die Anmeldung via Facebook auf MySpace ermöglichte. Aus heutiger Sicht vermutlich einer der Gründe, der den Sinkflug von MySpace beschleunigte.
Viele Elemente und Funktionen, die MySpace ausgemacht hatten, fielen dem Rotstift zum Opfer. Die bunte Vergangenheit und die leicht zu individualisierenden Profil- und Bandseiten wichen einer geordneten und sterilen Oberfläche, die sich nur noch geringfügig anpassen ließ. Damit verlor MySpace seinen individuellen Charakter und einen Großteil seiner verbliebenen NutzerInnen. Innerhalb von sechs Jahren reduzierte sich deren Zahl auf gerade einmal 63 Millionen. Die Folge waren weltweite Entlassungen und die Schließung des deutschen Standorts. 2011 wurde schließlich bekannt gege-ben, dass MySpace für 35 Millionen US-Dollar an das kalifornische Werbenetzwerk Specific Media und Justin Timberlake verkauft werde. Zeitgleich wurde angekündigt, dass man MySpace von Grund auf neu gestalten und wiederbeleben wolle.

Glattgebügelt

Rein optisch hat  das neue MySpace gute Chancen einen erfolgreichen Neustart hinzulegen. Das statische Gerüst wurde durch eine interaktive und dynamische Oberfläche ersetzt, die weitestgehend über Kacheln bedient werden kann. Neben der vertikalen Navigation (Scrollen) wird nun auch horizontal navigiert. Das könnte besonders für mobile Geräte von Vorteil sein. Im Hintergrund laufen bildschirmfüllende Videos oder es sind hochauflösende Fotos zu sehen. Allgemein rücken Medien auf der gesamten Plattform ins Zentrum des Geschehens. Insgesamt wirkt das neue MySpace dadurch sehr modern und zeitgemäß. Abgerundet wird diese Optik durch zahlreiche Funktionen, die anderen Netzwerken oder Plattformen entlehnt sind. Im direkten Vergleich mit dem „hässlichen“ Facebook könnte das neue MySpace somit zu einer hübschen Alternative werden.

Die Frage ist, was bleibt

Fakt ist, dass MySpace mit 42 Millionen Songs über den größten Musikpool aller Onlinedienste verfügt. Nicht einmal spezialisierte Anbieter wie Spotify oder Rdio schaffen es über die 20 Millionen Marke. Zudem hat man mit Justin Timberlake einen einflussreichen Künstler im Boot, dessen Verbindungen zur Musikbranche die Chancen für einen erfolgreichen Neustart steigern. Obwohl sich das Netzwerk in den vergangenen Jahren sehr gewandelt hat, hat sich die Zielgruppe von MySpace nur geringfügig geändert. Auf der offiziellen Seite wird darauf hingewiesen, dass alle Kreativen Teil der Community werden können. Fans natürlich auch. Ob MySpace zu einem sozialen Netzwerk der Kreativwirtschaft werden kann, wird die Zukunft zeigen.
Die Chancen stehen nicht schlecht.

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