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Das neue Mobilitätskonzept soll das alltägliche Chaos grundlegend entschärfen und verfolgt dabei vier übergeordnete Ziele: Die Nachfrage nach Parkplätzen soll erheblich gesenkt werden. Die Überfüllung der U35 und anderer öffentlicher Verkehrsmittel zu Stoßzeiten soll reduziert werden. Die zusätzlichen Herausforderungen bezüglich des doppelten Abiturjahrgangs gemeistert und die Campussanierung dazu genutzt werden, eine nachhaltige und klimaschonende Mobilitätskultur zu stärken.

Alternativen schaffen

„Wir bekommen viele Anfragen, nach mehr Parkplätzen. Jedoch ist es nicht möglich, zusätzliche Stellflächen zu schaffen“, sagt Björn Frauendienst, Koordinator des Mobilitätskonzepts der Ruhr-Universität. Um dies doch zu gewährleisten, stand in der Diskussion, das Parkhaus West um eine Ebene aufzustocken. Doch hier würde jeder weitere Stellplatz über 15.000 Euro kosten. Derzeit verfügt die Ruhr-Universität über knapp 7.000 Parkplätze. Eine wirklich entlastende Menge an weiteren Plätzen würde also mehrere Millionen Euro kosten, über die die RUB nicht verfügt. Derzeit fehlen über neun Millionen Euro im Uni-Haushalt (die bsz berichtete). „Wir müssen intelligente Alternativen zum Autoverkehr finden, anstatt neue Parkplätze zu errichten“, sagt Frauendienst. Die Staffelung der Anfangszeiten von Vorlesungen und Seminaren am Morgen könnte dabei die größte Entlastung der U35 bringen. Den schon seit Jahren angekündigten Shuttlebus zwischen dem Hauptbahnhof und den G-Gebäuden wird es hingegen aus Kostengründen nicht geben. „Wir wollen erreichen, dass etwa die Hälfte aller Kurse um 7.45 Uhr und die andere Hälfte um 8.15 Uhr beginnt sowie um 9.50 Uhr und 10.10 Uhr, dadurch könnte die U35 erheblich attraktiver werden“, sagt Björn Frauendienst. Zum Wintersemester 2013/14 könnten alle Veranstaltungen auf das neue System umgestellt werden. Im Sommersemester 2013 wird mit ausgewählten Kursen begonnen.
Laut einer Umfrage zur Mobilität an der Ruhr-Uni nutzen derzeit über 60 Prozent der Studierenden den ÖPNV und weitere knapp 30 Prozent das Auto. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommen demnach nur wenige Studis. Bei den Beschäftigten sieht es anders aus, hier kommen fast 60 Prozent mit dem Auto und 30 Prozent mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Dies entspricht jedoch nicht unbedingt den Wünschen der Befragten. „Obwohl nur 1,7 Prozent aller Befragten mit dem Rad zur Universität kommen, wollen dies eigentlich zehn Mal mehr. Deswegen müssen wir die Attraktivität des Radverkehrs erheblich vergrößern“, sagt Frauendienst. Ab dem nächsten Semester sollen deswegen acht Fahrradverleihstationen auf dem Gelände der RUB und der umliegenden Hochschulen installiert werden. Bei dem Anbieter Metropolradruhr können Studierende 30 Minuten am Tag gratis mit dem Rad fahren. Dazu muss nur die Matrikelnummer angegeben werden. Um das eigene Fahrrad an der Ruhr-Uni in der Zukunft sicher abzustellen, werden darüber hinaus Fahrradboxen eingerichtet und die veralteten Fahrradständer erneuert.
Um den Autoverkehr weiter zu reduzieren, könnten Beschäftige sowie Studierende verstärkt Fahrgemeinschaften bilden oder Park&Ride-Angebote nutzen. Auch ein Job-Ticket für die Angestellten der RUB steht in der Diskussion und könnte die Parkplatzsituation zusätzlich verbessern.

Barrierefreiheit umsetzen

Ein weiteres Problem insbesondere für Rollstuhlfahrer*innen und Radfahrer*innen ist die barrierefreie Überquerung des Uni-Geländes selbst. Dazu sollen schnell Maßnahmen getroffen werden. „Wir planen Rampen an mehreren Stellen auf dem Uni-Gelände“, sagt Frauendienst. Die Universitätsverwaltung arbeitet deswegen auch eng mit den Behindertenvertretungen zusammen. Auch der AStA, das Akafö, die Personalräte und die Stadt, die Polizei, die Gleichstellungsbeauftragten und der Allgemeine Deutsche Fahrradclub sitzen bei den monatlichen Treffen mit am Tisch.
Ein Internetportal zur Mobilität an der RUB soll zum nächsten Semester online gehen, samt Karten zur besseren Orientierung für Rollstuhl- und Radfahrer*innen. Nun ist es an der Zeit, dass die Studierenden und Beschäftigten umfassend informiert und verstärkt in die Konzeption einer gleichberechtigten Mobilität an der Ruhr-Universität einbezogen werden.

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