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Monatelang haben sich die Lehrenden der Fakultät V, der Fakultät für Philologie, auf diese zwei Reakkreditierungswochen vorbereitet. Anträge mussten gestellt werden, Konzepte vorgestellt, Strukturen des Studiums plausibel präsentiert werden. „Es ist eine großangelegte Sache, die viele Kräfte einbindet“, sagt Tanja Anstatt, Professorin am Seminar für Slavistik/Lotman-Institut. Der Studiendekan der Fakultät, Benedikt Jeßing sagt: „Der Aufwand hat sich für die Fächer auf jeden Fall gelohnt.“
Worum geht‘s? Bei der Einführung der gestuften Bachelor-Master-Studiengänge mussten diese von sogenannten Akkreditierungsagenturen auf Studierbarkeit und Erfüllung nationaler und internationaler Hochschulkriterien hin begutachtet und eben akkreditiert – bestätigt und anerkannt – werden. Jedoch zunächst nur für einen bestimmten Zeitraum; die erneute Überprüfung der Philologien stand dieses Semester an. Die Institute präsentierten ihre Entwicklung seit der Erstakkreditierung, insbesondere diejenigen, die „nach den Studierendenprotesten 2009 und in enger Zusammenarbeit mit ihren Studierenden“ vonstatten gingen, so Jeßing. Und er versichert: „Im Vorfeld der Reakkreditierung wurden keinerlei Veränderungen in unseren Studiengängen durchgeführt, die unter Zugzwang entstanden.“ Tatsächlich nehmen die Institute der Fakultät die Belange ihrer Studierenden ernst, darin sind sich zumindest die StudierendenvertreterInnen bei der Begehung der kleinen Philologien Orientalistik, Slavistik und Klassische Philologie, die als „Block“ überprüft wurden, einig.

 

No Future with B.A.

Allein, dem B.A.-Abschluss trauen viele Studierende weiterhin nicht, der Master wird als notwendiger Bestandteil der Ausbildung angesehen. Von den Studierenden wird das zweigliedrige System infrage gestellt, von Uniseiten nicht, war doch die RUB Pionierin bei der Umstellung auf die neuen Abschlüsse. „Bologna führte zu einer Verschulung des Studiums, hat aber auch Vorteile“, sagt Professor Anstatt. „Der B.A.-Abschluss nimmt die Prüfungsangst, die sich früher oft über Jahre angestaut hat.“ Und die Agentur AQAS kritisiert den B.A. erst recht nicht, verdankt sie den Bologna-Reformen doch ihre Existenz. AQAS ist eine von vielen solcher Agenturen in Deutschland, die Studiengänge und Qualitätssicherungsysteme zahlreicher Hochschulen beurteilt und anerkennt. Die Agenturen müssen ihrerseits vom Akkreditierungsrat selbst akkreditiert werden. Dieser Akkreditierungsrat wird von der Kultusministerkonferenz und der Hochschulrektorenkonferenz bestellt. Die 2002 gegründete Agentur AQAS ist als e.V. organisiert und hat 74 Hochschulen in ganz Deutschland als Mitglieder.

Der Postmann an der Uni

Staatliche, wissenschaftliche und unabhängige Kontrolle ist also vorhanden, die Befürchtung vieler Studierender, das Schicksal aller Studiengänge läge in den Händen eines privaten Unternehmens, scheinen zerstreut. Obwohl: in der Akkreditierungskommission für Studiengänge der Agentur sitzt neben 16 ProfessorInnen und DoktorInnen und zwei Studierende diverser Hochschulen auch ein Vertreter des Entwicklungszentrums des Autoherstellers Ford. In der Kommission für Qualitätssicherung findet sich jemand von der Deutschen Post AG.
Studiendekan Jeßing beurteilt die Akkreditierung durch eine private Agentur nicht als problematisch: „Es ist gut, daß eine neutrale Agentur diesen Prozeß moderiert: Die Beurteilung der Studienangebote resultiert ja aus den Stellungnahmen der (akademischen) Fachleute.“ Es sind KollegInnen vom selben Fach von anderen Universitäten, die die Begutachtung durchführen, externe AnglistInnen sehen sich die Bochumer Anglistik an. Bis November verfasst die Agentur dann auf dieser Grundlage das endgültige, offizielle Gutachten. Professor  Anstatt sieht die Schwierigkeiten des Prozesses auch eher bei den GutachterInnen als bei der Agentur: „Eine peer review ist eine gute Sache, wenn die Gutachter objektiv sind. Sowas kann gut laufen oder schlecht, aber es gibt kein Entrinnen, eine bessere Möglichkeit gibt es nicht.“ Das Ergebnis lässt noch ein paar Monate auf sich warten, und es wurden „wertvolle Verbesserungsvorschläge gemacht“, so Jeßing, aber um die Anerkennung seines (zukünftigen) Abschlusses muss sich wohl keine Studentin und kein Student Sorgen machen.

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