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„Nachdem die Stadtverwaltung die Pläne für das Exzenterhaus vorgestellt hat, versicherte man im selben Atemzug, dass das Exzenterhaus erst dann gebaut werde, wenn mindestens die Hälfte aller Flächen vermietet sind“, sagt Benjamin Sadowski, Fraktionsvorsitzender der Grünen in der Bezirksvertretung Bochum-Mitte. Im Zuge der Entscheidungsfindung hatten sich Grüne und Linke BezirksvertreterInnen zuvor gegen den Bau ausgesprochen, obwohl die Stadtverwaltung angekündigt hatte, den Bau an eine Vermietungsfortschrittsvereinbarung zu binden. Die SPD enthielt sich in der Frage, CDU und FDP hingegen stimmten dem Bau zu.
Auf der Homepage des Exzenterhaus ist vom „Zukunftsstandort Bochum“ als einem „der attraktivsten Immobilienanlagen des Ruhrgebiets“ die Rede. Es gehöre darüber hinaus zu den „wachstumsstärksten Regionen Deutschlands“. Eine Einschätzung, die nicht nur durch die Negativschlagzeilen über das Nokia- und Opel-Werk sachlich falsch ist, sondern auch angesichts von Verschuldung und klammer Haushaltskassen geradezu albern wirkt. „Das Exzenterhaus ist architektonisch gelungen, aber auch sehr teuer“, sagt der Bochumer Immobilienmakler Kay Mengelbier.
Thomas Durchlaub koordiniert die Vermietung der Flächen im Exzenterhaus. Er ist auch für den Fortschritt in Sachen Mieten zuständig. Auf Nachfrage berichtet Durchlaub, an wen bisher im Exzenterhaus vermietet wurde: „Die bisherigen Etagen wurden an Rechtsanwälte, Steuerberater, Unternehmensberater, Dienstleister und Ingenieure vermietet.“ Auf einer der fünf vermieteten Etagen entsteht eine Business-Lounge. Durchlaub sagt: „Der Exzenterhaus Business Club zieht auf 60 Meter Höhe mit Rundblick über das gesamte Ruhrgebiet und bietet seinen Mitgliedern eine exklusive Umgebung für ihre Begegnung und Kommunikation.“
„Der Mietfortschritt entspricht den Verhältnissen in Bochum. Hier werden Räume regelmäßig nicht vor sechs Monaten vor Bezug gemietet. Die ersten MieterInnen werden im November 2012 in das Haus einziehen.“ Der Bochumer Immobilienmakler Mengelbier teilt zumindest die Stoßrichtung dieser Einschätzung: „Bochum ist, was Wohn- und Gewerbeflächen betrifft, ein relativ stabiler Markt. Bei Büroflächen sieht das hingegen anders aus. Aber hier sind mit der Ruhr-Universität und der GLS-Bank gerade zwei große neue Nutzer hinzugekommen.“
Für Durchlaub stellt sich die kritische Frage des Leerstands nur bedingt. Aus seiner Perspektive sieht die Lage so aus: „Die Regelgeschosse 1. bis 10. stehen für Mietinteressenten noch zur Verfügung.“ Damit drückt er genau den Optimismus aus, der für das Problem des Bauens und Leerstands im Ruhrgebiet symptomatisch zu sein scheint. Das bringt Bauvorhaben wie dem Exzenterhaus den Vorwurf ein, die Verhältnisse auf dem Vermietungsmarkt zu verkennen – zumindest in Sachen Büroflächen. Denn im Ruhrgebiet werden die seit einiger Zeit gar nicht erst oder anders gebaut. Das Gewerkschaftshaus am Westpark wird gerne als Flop-Beispiel angeführt. „Das wurde jedoch zu einer Zeit erstellt, als Bochum noch mitten in einer Krise war. Hinzu kommt auch der Ruf der Alleestraße und die ungünstige Aufteilung der Flächen, bei der die Betriebskosten auf alle Mieter umgelegt werden. Und nicht jeder möchte sich in ein Gewerkschaftshaus einmieten“, so Mengelbier. Das Exzenterhaus soll bis September fertiggestellt sein. So bleiben noch fünf Monate, um weitere Mietverträge abzuschließen, bis es dann im November an die MieterInnen übergeben wird.

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