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Es ist der große Traum einer noch größeren Koalition im Rat: Für insgesamt 33,2 Millionen Euro sollen ein Konzerthaus für mindestens 850 ZuschauerInnen, ein musikalisch nutzbarer Mehrzwecksaal sowie Verwaltungsräume für die Bochumer Symphoniker entstehen – und zwar auf dem Parkplatz an der Viktoriastraße und in der daneben liegenden Marienkirche. Millioneninvestitionen in einen Prestigebau, während die Stadt auf der anderen Seite bei bestehenden Kultur- und Sozialeinrichtungen empfindlich kürzen will: Klar, dass es Protest gibt. Die BefürworterInnen der Pläne argumentieren dagegen, die Stadt selbst übernehme nur 2,4 Millionen der auf gut 33 Millionen Euro festgesetzten Baukosten. 16,6 Millionen Euro kommen demnach vom Land NRW und aus EU-Fördermitteln. Der Rest der Summe, 14,3 Millionen Euro, soll durch Spenden abgedeckt werden, welche die Stiftung Bochumer Symphonie sammelt.
Dass diese Rechnung aufgeht, bezweifeln KritikerInnen massiv, unter anderem wegen der üblichen Kostensteigerungen bei solchen Projekten während des Baus. Beispiele für städtische Fehlkalkulationen gibt es schließlich genug: Erst im vergangenen Herbst musste die Verwaltung einräumen, dass die Kosten für einzelne Stadtumbau-West-Projekte auf bis das Achtfache der ursprünglich genannten Summen angestiegen sind. Selbst wenn es beim Musikzentrum nicht so extrem kommen sollte: Es wäre eine große Überraschung, wenn die Stadt nicht auch hier auf Mehrkosten sitzen bleiben würde.
Auch unabhängig von bisher nicht einkalkulierten Kostensteigerungen steht jedoch bereits jetzt fest, dass die Stadt in Wirklichkeit weit mehr belastet wird als nur durch die öffentlich kommunizierten 2,4 Millionen Euro. Schließlich kommen zwei weitere Millionen Euro, die offiziell als Spenden verrechnet werden, von den Stadtwerken und der Sparkasse – also städtischen Tochterunternehmen, die ihre Überschüsse an die Kommune abführen müssen. Damit fließen mindestens 4,4 Millionen städtische Euro in den Bau – mit Risiken deutlich nach oben.
Was die KritikerInnen allerdings noch weit mehr umtreibt als die Millionen, die für den Bau aufgewendet werden müssen, das sind die Folgekosten. Da sind zum einen die Betriebskosten von 650.000 Euro jährlich – auch hier liegt das Risiko von Kostensteigerungen bei der Stadt. Darüber hinaus will sich der Bochumer Rat auf einen folgenschweren Deal mit dem Land NRW einlassen: Die eingeplante Fördersumme für das Musikzentrum soll nämlich nur fließen, wenn die Stadt Bochum im Gegenzug die Jahrhunderthalle zeitnah als Eigentümerin übernimmt. Eigentlich hatte der Rat genau das im Sommer 2010 für die kommenden zehn Jahre aus Angst vor den hohen Folgekosten bereits abgelehnt. Für die Jahrhunderthalle fallen derzeit in etwa jährliche Kosten in Höhe von 2,3 Millionen Euro an. Während Bochum davon bisher 400.000 Euro trägt, stellt die Übernahme der Halle angesichts der klammen Kassen ein weit größeres Risiko dar. Schließlich sind Zuschüsse durch den Regionalverband Ruhr bisher nur bis 2016 gesichert, und auch der Vertrag mit der Ruhrtriennale als Hauptnutzerin muss neu verhandelt werden.

 

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