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Besonders hart ist die Fakultät für Ostasienwissenschaft betroffen. Hier fehlt im kommenden Semester ohnehin eine Menge Geld, weil die MasterkandidatInnen im Fach Wirtschaft Ostasiens nun an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften studieren. „Damit haben wir gerechnet. Mit dem Verwaltungsfehler allerdings nicht“, sagt Andrea Halbmeyer, Sachbearbeiterin an der OAW-Fakultät. Das Problem: „Das Geld ist längst weg. Wir haben in den letzten Semestern mehr bekommen als uns zusteht und dieses Geld vollständig ausgegeben, wie vom Rektorat gefordert.“ Jetzt entschloss sich die Verwaltung trotzdem, den Berechnungsfehler nachträglich zu korrigieren, um die entstandenen Fehlzuweisungen auszugleichen. „Die Fehler der letzten Semester werden nun gegengerechnet. Für uns kommt also alles auf einmal“, so Halbmeyer. Die Folge: Um die grundständige Lehre aufrecht erhalten zu können, werden Hilfskraftstellen gestrichen, neue Bücher gibt es vorerst auch nicht.

Geschwister: Besser, man hat sie

Von Studierendenseite wird der Vorgang kritisiert. „Es kann nicht sein, dass einige Fakultäten den Berechnungsfehler der Verwaltung tragen müssen“, sagt Sina Wunderlich, Sprecherin der FachschaftsvertreterInnen-Konferenz (FSVK). Es liege schließlich keine Fehlplanung seitens der Fakultäten vor. Offenbar hängt die Mittelzuweisung davon ab, wie viele Geschwister sich in den vergangenen Semestern eingeschrieben haben. Große Fakultäten mit einer hohen Zahl von Geschwistern profitieren erheblich von dem Berechnungsfehler der Verwaltung: Sie erhalten hohe zusätzliche Beträge, teilweise sogar im sechsstelligen Bereich. Fakultäten, in denen sich in den vergangenen Semestern weniger befreiungsberechtigte Geschwister eingeschrieben haben, müssen dagegen die Ausfälle der anderen nachträglich kompensieren. Oder einfacher ausgedrückt: Pech gehabt.

„Tut uns leid“

Beeinflussen können die Fakultäten die Zahl ihrer Geschwister allerdings nicht. Ohnehin „kosten“ Studierende an den Fakultäten gleichmäßig viel, ob Einzelkind oder nicht. Trotzdem will die Univerwaltung ihren Berechnungsfehler nun auf Basis der Geschwisterzahlen der letzten Semester ausgleichen. Dass die Fakultät für Ostasienwissenschaften angesichts des Wegfalls der Wirtschaft Ostasiens und einer zufällig sehr geringen Geschwisterzahl nun vor erheblichen finanziellen Problemen steht, hatte man in der Verwaltung zwar bemerkt, aber nicht berücksichtigt. „Wir bitten um Entschuldigung“, hieß es in einem Informationsschreiben an die OAW lediglich. Das reicht aber nicht: Die Fakultät will nun über alternative Lösungsvorschläge verhandeln, mit denen der Verwaltungsfehler weniger auf Kosten der Studierenden ginge.

Fragwürdige Verteilungspraxis

Auch unabhängig vom Rechenfehler erscheint die Verteilungspraxis der Studiengebühren an der RUB fragwürdig. „Sinnvoll wäre es doch, die Befreiungsregelungen für Geschwister in die Gesamtmittel einzubeziehen und dann den entsprechend reduzierten Gesamtbetrag je nach Studierendenzahl auf die Fakultäten zu verteilen“, sagt Sina Wunderlich. So wären die finanziellen Planungen dort nicht davon abhängig, ob sich zufällig mehr oder weniger Einzelkinder einschreiben. Im letzten Semester vor der Abschaffung der Studiengebühren in NRW muss stattdessen ein alter Fehler ausgebügelt werden. Das mag indes in der Verwaltung dazu beitragen, dass die Abschiedstränen nicht zu groß werden. In der OAW-Fakultät wird hingegen schon mal trainiert – sollten die Kompensationszahlungen nach dem Gebühren-Aus zu gering ausfallen, weiß man hier schon ein Semester im Voraus sehr genau, wie sich Mittelknappheit anfühlt.

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