Zur Jungen Union kam Stefan vor knapp eineinhalb Jahren. Damals hielt ihm sein bester Kumpel Ralf in der großen Pause die Einladung zum Koma-Saufen unter die Nase. „Rot-Grün muss weg“, stand auf dem orangenen Flyer, und: „Jeder Xuxu/Waldmeister-Shot nur 2 EURO“. Was Stefan letztendlich überzeugte, war ein Angebot, das er nicht ablehnen konnte: „15 Euro zahlen/40 Euro trinken“. Also ging er an diesem Abend des 22. August ins Bochumer Playa zur Wahlparty des JU-Kreisverbands.
Schon damals hatte es Stress mit den linken Spießern gegeben: Die Sesselfurzer aus der SPD-Fraktion hatten eine Absage der Party verlangt. Hat nix geholfen, richtig knülle ist Stafan trotzdem geworden an diesem Abend. Und denen mit ihrer Political Correctness hat er kräftig vor den Notarztwagen gekotzt.
Was aber viel wichtiger war, seit diesem Abend hatte Stefan neue Freunde. Schnell wurde Stefan zweiter Schriftführer im JU-Ortsverband, und an den Wochenenden ging es kräftig auf Tour: Mal zum Landestag der Schülerunion, und mal zur Grillparty des Bochumer Oberbürgermeisterkandidaten Lothar Gräfingholdt. Einmal musste Stefan schon morgens trinken. Da ging es nämlich zum „Politischen Frühschoppen“ mit der Pressesprecherin des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Der bisherige Höhepunkt war aber der „Deutschlandtag“ der JU in Potsdam. OK, Merkel, die linke Spießerin, war auch da. Aber als Horst Seehofer vom Rednerpult aus in die Menge schrie: „Multikulti ist tot!“ und „Wir wollen nicht zum Sozialamt für die ganze Welt werden“, da gab es auch von Stefan Standing Ovations – und das will schon was heißen, schließlich konnte er sich nach den zwei Tagen mit seinen JU-Kumpels eh kaum noch auf den Beinen halten.
So sollte es weiter gehen. „Wir fahren nach Berlin – gegen Linksextremismus!“ stand vor wenigen Wochen auf der Veranstaltungsankündigung der JU Köln. Stefan hatte sich sofort angemeldet, denn das Programm klang vielversprechend. Zum Beispiel die Party „mit unseren Freunden des JU-Deutschlandrates“ in der Berliner Nobeldisco Felix – „ein Ort, an dem man sehen und gesehen werden möchte und in pulsierender Clubatmosphäre elegant und ausgelassen feiert“. Ja, Geld sollte auf dieser Tour nicht so die Rolle spielen. Sein JU-Kreisverbandsvorsitzender hatte ihm erklärt: Familienministerin Kristina Schröder sei zwar eigentlich auch eine linke Spießerin, aber immerhin hatte sie diesen Fördertopf gegen Linksextremismus aufgelegt, aus dem die Berlinfahrt bezahlt werden sollte.
Aber jetzt wird es doch nix mit dem „Ausflug in das Berliner Nachtleben“, und auch nicht mit dem „Besuch in einem besetzten Haus“, bei dem Stefan die dreckigen Punks aus dem Schutze seiner JU-Kameraden mal so richtig anpöbeln wollte. Denn die linken Systemmedien sind hinter den geschickten Finanzierungsplan für die Sauftour gekommen, und die linke Spießerin Kristina Schröder hat einen Rückzieher gemacht.
Aber Stefan weiß: Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Im Oktober, da wird er anfangen zu studieren. WiWi, Jura, Tiermedizin, scheißegal. Hauptsache in einer Stadt, in der es noch eine zünftige Verbindungsszene gibt. Und wenn er sich mal hochgearbeitet hat vom Fuchs zum echten Bundesbruder, dann wird ihn nichts und niemand mehr aufhalten können beim Saufen gegen links.

 

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