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„Kampftag der Arbeiterbewegung“ – das ist der 1. Mai seit inzwischen 110 Jahren. Die Gewerkschaften demonstrieren noch immer: für einen gesetzlichen Mindestlohn, für bessere Arbeitsbedingungen, und für einen gerechten Sozialstaat. „Das sind alles legitime Forderungen“, sagt Werner Müller. „Trotzdem fühlen sich viele in meinem persönlichen Umfeld durch die klassischen DGB-Demos mit anschließendem Bratwurstessen nicht mehr angesprochen.“ Neben der Form liege das zum Teil auch am Inhalt, sagt Müller, der sich in der Arbeitsgemeinschaft Kritische Kulturhauptstadt engagiert. „Es geht nämlich nicht nur um Arbeiterinnen und Arbeiter. Es geht auch um die Millionen Arbeitslosen. Und um die, die als Dauer-PraktikantInnen ausgebeutet werden. Noch stärker sind MigrantInnen von der Prekarisierung betroffen, die häufig keinen sicheren Aufenthaltsstatus haben. Wir wollen aber auch die kaum bezahlte Uni-Dozentin ansprechen, die keine feste Stelle bekommt, und das Heer der scheinbar Selbstständigen, die in den kreativen Berufen häufig ohne soziale Absicherung arbeiten müssen.“ Die Vision: In einer aufmüpfigen Parade alle die zusammenbringen, die unter den Verhältnissen zu leiden haben – egal ob sie mit dem Laptop oder dem Wischmopp ihr Geld verdienen, oder ob sie schon ganz aus der Erwerbsarbeit ausgegrenzt sind. Dass das vor allem aus Spanien und Italien stammende Polit-Straßenspektakel einen ähnlichen Namen trägt wie der große Indoor-Rave Mayday in den Westfalenhallen, ist einerseits Zufall. Andererseits stammen auch viele der am EuroMayDay beteiligten AktivistInnen und DJs aus der Electroszene. Was Werner Müller und seinen MitstreiterInnen vorschwebt, das ist eine Party der Prekarisierten, die gleichzeitig auch Plattform und Ausgangspunkt für weitere künstlerische und politische Aktionen sein kann.

Alles neu macht der Mai

Einer der Ursprünge der EuroMayDay-Bewegung ist auch die Erweiterung der  althergebrachten Aktionsformen der Linken. Trotzdem ist die Bochumer Parade keine direkte Konkurrenz zu den Gewerkschaftsdemos. Los geht es um 15 Uhr am Nordausgang des Dortmunder Hauptbahnhofs – also zu einem Zeitpunkt, an dem die DGB-Kundgebungen schon beendet sind. Unter dem Aufruf findet sich neben sozialen, politischen und kulturellen Initiativen auch das Signum der ver.di-Jugend NRW, die die Parade als wichtige Ergänzung zu den klassischen Demos ebenfalls unterstützt. Der bunte, tanzende Demonstrationszug soll sich dann drei Stunden lang durch die Dortmunder Nordstadt schlängeln und ab 18 Uhr in ein großes Straßenfest auf dem Nordmarkt münden. Zwischen den DJ-Sets werden auch AktivistInnen in einer Art Live-Radio-Talkshow zu Wort kommen.

Zukunftsmusik

Ob der Plan aufgeht? Werner Müller ist guter Dinge. „Der EuroMayDay ist für das Ruhrgebiet etwas ganz Neues“, sagt der Mitorganisator des Spektakels. „Wenn wir einige hundert Menschen erreichen, die sonst zuhause geblieben wären, und dann vielleicht noch ein paar neue soziale Netzwerke entstehen, dann ist das ein toller Erfolg, auf den wir aufbauen können.“ Eines jedenfalls  steht jetzt schon fest: Dieser 1. Mai ist am DGB-Würstchenstand noch nicht vorbei.

EuroMayDay
1. Mai, 15 Uhr Dortmund Hbf
(Nordausgang)
ab 18 Uhr Straßenfest mit zwei Bühnen auf dem Nordmarkt
Aufruf und weitere Infos im Netz:
euromayday.noblogs.org

 

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