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Vom französischen „carton“ (Pappe) abstammend, steht der Begriff „Cartoon“ für eine Graphik, die auf eine komische, meist satirische Art die Pointe zu einer Geschichte liefert. Mittlerweile gehören Cartoons zum Tagesgeschäft wie Ovo-Lacto-VegetarierInnen oder Rauchen trotz Chemotherapie. Doch seitdem die britische Satirezeitschrift „Punch“ (gegründet 1841) die ersten Cartoons veröffentlichte, ist viel Wasser durch die Wupper geflossen. Der Begriff der Ironie ist eben auch immer kulturhistorisch bedingt.

In Deutschland hat der Cartoon eine lange Tradition. Satiremagazine wie der „Kladderadatsch“ (gegründet 1848) oder der „Simplicissimus“ (gegründet 1875) zeugen von einem Gespür für globale Trends, das in jenen Tagen auch in Deutschland nicht unbekannt war. Oft waren es deutsche Zeichner, die vor dem restaurativen Wahn der Hohenzollern nach Amerika geflohen waren, und dort in den Tageszeitungen den Cartoon (und folglich den Comic) etablierten.

 

Aber Schatz, doch nicht die Motorsäge

Mittlerweile hat sich im deutschsprachigen Raum eine Szene etabliert, die sich vor allem auf den schwarzen Humor spezialisiert hat. Herausgegeben von Dieter Schwalm liefert „Fiese Bilder 2“ eine Art Werkstattbericht: Der Vater hat sich auf die Schienen der Modeleisenbahn gelegt, somnambul lächelnd. Der Zug kommt nicht weiter. Das Kind mit der Steuerung in der Hand jammert: „Maaami! Papa nervt wieder mit seinen Depressionen.“ Ein kleines Meisterwerk von adam (Adam Trepcynski), dem Computerspezialisten, der seit Ende der 90er Cartoons zeichnet. Seine Werke bestechen vor allem durch eine puristische Farb- und Formgebung. So gemahnt seine Simplifizierungsweise an den Stil der beliebten Comics von Katz und Goldt.

Aber auch der Großmeister Michael Holtschulte ist in dem Sammelband vertreten. Der Cartoonist, Karikaturist und Illustrator Holtschulte, der exklusiv für die bsz Cartoons zeichnet, gehört zu den profiliertesten VertreterInnen seiner Generation. Seine Website www.totaberlustig.de wird von mehr als 40.000 BesucherInnen im Monat besucht. Kaum einer versteht es, abstrakte Zusammenhänge mit so leichter Federführung auf den Punkt zu bringen wie er. Verständlich, dass die Funktionseliten der RUB jeden Mittwoch aufs Neue bangen, nicht von ihm aufs Korn genommen worden zu sein:

Der Prüfer: „Sie haben den Idiotentest bestanden.“
Junger Mann: „Heißt das, dass ich jetzt wieder fahren darf?“
Der Prüfer: „Nein. Das heißt, dass Sie ein Idiot sind.“

Dieter Schwalm (2010): Fiese Bilder 2, Oldenburg: Lappan Verlag, 9,95 Euro

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