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Das Ganze scheint sich zunächst nahtlos in die Überwachungsvorstöße der letzten Monate einzureihen, spricht aber eine durchaus ernste Bedrohung an: Die Sorglosigkeit und technische Unbedarft­heit zahlreicher Zeitgenossen, die in Zeiten dauervernetzter Computer auch für andere ein echtes Problem werden können.

Cyber-Rackets

Dies ist der Fall, wenn viele von Schadsoftware befallene Rechner zu einem sogenannten Botnetz zusammengeschlossen werden. Dabei handelt es sich um ein Netzwerk oft mehrerer tausend gekaperter Rechner, die von einem zentralen Punkt aus ferngesteuert werden und so für kriminelle Machenschaften wie das Versenden von Spam-Mails und Angriffe auf andere Computer benutzt werden können. Bei solchen Attacken wird das Opfer von vielen angreifenden Computern so lange mit Unmengen von  Anfragen überhäuft, bis es schließlich unter der Last zusammenbricht. Das Geschäft mit den Botnetzen ist dabei durchaus lukrativ. Nicht nur, dass sich damit natürlich die Daten auf den befallenen Rechnern ausspähen lassen – die virtuellen Schlägertrupps kann man auf dem Schwarzmarkt auch mieten: So wurde im vergangenen Jahr ein Teil einer Internetseite, auf der für eine Demonstration gegen einen Naziaufmarsch in Dortmund geworben wurde, Ziel eines solchen Angriffs und musste zeitweilig vom Netz genommen werden. Antifaschisten vermuten die Auftraggeber in der lokalen Neonaziszene.

Verschlafene User

Die Entstehung von Botnetzen kann nur verhindert werden, wenn ihnen die Grundlage entzogen wird: Die offenbar zahlreichen verwahrlosten und unsicheren Computer unter den Schreibtischen zu Hause. Das größte Problem dabei ist, dass es oft nicht als Problem wahrgenommen wird. Die scheinbar langsame Internetverbindung und das nicht mehr enden wollende Blinken der Aktivitätsanzeige am heimischen Router – obwohl man gar nicht vor der Kiste sitzt – wird entweder nicht bemerkt oder hingenommen.

Der Gedanke, bei Zeitgenossen, die auch nach Hinweisen und Mahnungen nicht reagieren, notfalls den Stecker zu ziehen – und damit massiv in die Kommunikations- und Beteiligungsmöglichkeiten einzugreifen –, ist dabei eher ein Ausdruck der Hilflosigkeit, mit dem man dem Problem gegenübersteht.

Man könnte einen Vergleich mit dem TÜV bei Autos bemühen: Schrottkisten mit kaputten Bremsen werden aus dem Verkehr gezogen, damit andere nicht überfahren werden. Abgesehen davon, dass die Folgen in der virtuellen Welt in der Regel nicht ganz so fatal sind, hinkt der Vergleich dennoch: Wenn der Wagen beim TÜV zur Inspektion kommt, sitzen nicht alle Leute darin, mit denen man sich unterhalten hat. Der Online-TÜV, der kaputte Computer über ihre Internetaktivitäten ausfindig macht, könnte aber genau das sehen.

Vor diesem Hintergrund scheint ein anderer Weg deutlich besser: Problembewusstsein wecken, zum Beispiel durch Awareness-Kampagnen. Eine solche läuft gerade auch recht erfolgreich an der Ruhr-Uni. Mehr Infos hierzu gibt es unter: www.sicher-gehts-besser.rub.de

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