1997

November: nach spontan entstandenen Studi-Streiks gegen chronische Unterfinanzierung und Raumnot an den Unis Gießen und Marburg sowie weiteren Hochschulstreiks an bundesweit über 20 Standorten beschließt eine von etwa 3.500 Studierenden im Audimax besuchte Vollversammlung (VV) an der RUB als erster Ruhrgebietsuni am 25.11. einen uniweiten Streik; knapp 2.000 Studierende demonstrieren in der Bochumer Innenstadt (26.11.), Beginn regelmäßiger kreativer Protestaktionen in ganz Bochum; Großdemonstration mit knapp 50.000 TeilnehmerInnen in Bonn (27.11.); Ausweitung des nun vor allem gegen die geplante Novellierung des Hochschulrahmengesetzes (HRG) gerichteten Streiks auf bundesweit 63 Hochschulen bis zum Monatsende

Dezember: Erweiterung der Proteste auf außeruniversitäre Bildungseinrichtungen auch in Bochum; bestbesuchte VV in der Geschichte der Ruhr-Uni mit etwa 5.000 Studierenden in der RUB-Mensa verlängert den Streik (2.12.); NRW-weite Studierenden- und SchülerInnen-Demonstration in Düsseldorf mit über 45.000 TeilnehmerInnen (4.12.); Komplettverbarrikadierung der RUB (17.12.); bundesweite Großdemonstration in Bonn mit ca. 60.000 TeilnehmerInnen (18.12.)

1998

Januar: Zusammenbruch des Streiks an der RUB und bundesweit; nur noch einige hundert RUB-Studierende auf letzter Streik-VV im Audimax-Foyer (5.1.)

Februar: studentische Besetzung des Bochumer Rathauses mit knapp 100 TeilnehmerInnen am Tage der Verabschiedung des HRG (12.2.)

Mai: hochschulpolitische Protestwoche auf dem RUB-Campus

1999

April: hochschulpolitische Aktivitäten gegen Stellenstreichungen im Zuge des sog. ‚Qualitätspakts‘ mit den NRW-Hochschulen; bundesweites Aktionsbündnis gegen Studiengebühren (ABS) in Krefeld gegründet (18.4.)

Juni: Erklärung von 29 europäischen BildungsministerInnen zur Einleitung des „Bologna-Prozesses“ mit der Folge einer durchgreifenden Studienreform durch die schrittweiseEinführung gestufter BA-/MA-Studiengänge sowie eines Kreditpunktesystems (16.6.)

Oktober: Rektorat beschließt sogar noch weit über die Qualitätspakt-Vereinbarungen hinausreichende Streichung von 221 Stellen an der RUB

2000

Februar: ABS überreicht Bundesbildungsministerin Bulmahn mehr als 120.000 Unterschriften gegen jegliche Form von Studiengebühren

Mai: Kultusministerkonferenz (KMK) beschließt Empfehlung einer bundesweiten Einführung von ‚Studienzeitkonten‘

2001

April: 1.500 TeilnehmerInnen an Demonstration gegen Demontage der NRW-‚Bildungslandschaft‘ in Düsseldorf

November: Start der (auch bundesweit und international anlaufenden) Kampagne „Education not for sale“ gegen das bei der ‚World Trade Organization‘ (WTO) ausgehandelte General Agreement on Trade in Services (GATS) sowie jegliche Formen von Gebührenfinanzierung hochschulischer Bildung

Dezember: Protestwoche an der RUB; internationale Großdemonstration in Brüssel am 14.12.; NRW-Landtag beschließt Aufhebung des Graduiertenförderungsgesetzes (19.12.) und ist damit das erste deutsche Bundesland, das jegliche gesetzliche Bindung einer Bereitstellung von Haushaltsmitteln für die Förderung wissenschaftlichen Nachwuchses tilgt

2002

April: Verabschiedung eines neuen HRG (24.4.) schafft (nachträglich) Rechtsgrundlage für bestehende Studiengebührenregelungen, ermöglicht weitere ‚Gebührenmodelle‘ in den einzelnen Bundesländern sowie Ausnahmen vom gebührenfreien Erststudium

Mai: erste Informationen über Pläne der Landesregierung NRW ‚Langzeitstudiengebühren‘ in Höhe von 650 Euro einführen zu wollen; studentische Streiks an einigen NRW-Hochschulen

Juni: am 4.6. beschließt RUB-VV mit über 3.000 TeilnehmerInnen in der Mensa der Ruhr-Uni zunächst auf eine Woche befristeten studentischen Streik auch in Bochum, Protestzug in die Innenstadt mit über 1.000 Studierenden; 5.6.: über 2.000 Studierende beteiligen sich an Protestzug zu den Bochumer Parteibüros der NRW-Regierungsparteien SPD und Grüne; 8.6.: landesweite Proteste erreichen mit Demonstration in Düsseldorf ihren Höhepunkt (ca. 30.000 TeilnehmerInnen); 11.6.: VV mit über 2.000 Studierenden beschließt Fortsetzung des Streiks an der RUB, danach Demonstration mit etwa 1.000 TeilnehmerInnen; 15.6.: ca. 300 Studierende protestieren beim SPD-Landesparteirat in Duisburg;

18.6.: ein Teil einer Demo mit etwa 6.000 TeilnehmerInnen in Düsseldorf dringt zeitweise in die Bannmeile des Landtags vor; 19.6.: RUB-VV erklärt das Sommersemester 2002 zum ‚Aktionssemester‘

Juli: landesweiter bildungspolitischer Aktionstag (3.7.); zeitweilige studentische Besetzung des Bochumer Rathauses (4.7.); ca. 15.000 Unterschriften gegen ein gebührenfinanziertes Studium allein in Bochum

November: RUB-VV im Audimax von rund 1.500 Studierenden besucht; 23.11.: nur knapp 3.000 TeilnehmerInnen an Demonstration gegen Sozialabbau und Studiengebühren in Düsseldorf

2003

Januar: nur noch wenige hundert Demonstrierende vor der Bannmeile des Düsseldorfer Landtags während der Änderung des NRW-Hochschulgesetzes in 2. und 3. Lesung; Parlamentsbeschluss zur Einführung von ‚Studienkonten‘ ab Sommersemester 2004 (22.1.)

Wintersemester 2003/04: um 11 % gestiegene Zahl von Neueinschreibungen bei gleichbleibendem oder sogar teilweise reduziertem Lehrangebot verstärkt chaotische Zustände in Seminaren und Vorlesungen an der RUB

Dezember: von knapp 1.000 Studierenden besuchte RUB-VV (3.12.) beschließt Resolution gegen ‚Studienkonten‘ und -gebühren sowie die Durchführung eines hochschulpolitischen Protesttags (11.12.) an der Ruhr-Uni; 13.12.: bundesweite Demonstration gegen Bildungs- und Sozialabbau in Frankfurt

2004

April: Einreichung von Musterklagen RUB-Studierender gegen das ‚Studienkonten‘-Gesetz NRW beim Verwaltungsgericht Gelsenkirchen

2005
Juni bis September: „Summer of Resistance“ – BildungsaktivistInnen halten vom 13.06.-15.09. das Nordforum besetzt und protestieren mit einer Zeltstadt gegen die geplante Einführung allgemeiner Studiengebühren durch die schwarz-gelbe Landesregierung, organisieren Demonstrationen und stellten ein alternatives Vorlesungsverzeichnis auf die Beine; Gründung des Protestkomitees gegen Studiengebühren

2006

1. April: Ermöglichung einer Einführung allgemeiner Studiengebühren von bis zu 500 Euro in NRW durch Inkrafttreten des sogenannten „Hochschulfinanzierungsgerechtigkeitsgesetzes“ (HFGG)

27. April: Senatsdebatte zur Erstellung einer Gebührenordnung an der RUB wird durch massive Proteste von etwa 2.500 Studierenden und Beschäftigten begleitet; mehrere Hundert bleiben auch nach dem Abbruch der Senatssitzung im Gebäude; nach sechs Stunden wird der Senatssaal z. T. ruppig polizeilich geräumt

2. Mai: öffentliche Podiumsdiskussion mit über 1.500 TeilnehmerInnen im zweitgrößten Hörsaal der RUB; eine in Bereitschaft gehaltene Polizeihundertschaft kommt nicht zum Einsatz

22. Mai: über 2.000 Studierende besuchen im Audimax die öffentliche Fortsetzung der am 27.4. abgebrochenen Senatssitzung; Beschluss zur Erstellung einer Gebührenordnung an der RUB; BildungsaktivistInnen rufen daraufhin die Freie Uni Bochum aus und besetzen das leerstehende Querforum West (ehemalige Übergangsmensa), wo im Sommersemester 2006 über 100 alternative Lehr- und Diskussionsveranstaltungen stattfinden

18. September: massive Proteste bei der Einführung allgemeiner Studiengebühren von 500 Euro an der RUB in der von einer Polizeihundertschaft abgeriegelten Universitätsverwaltung

2007

31. Januar: Räumung der Freien Uni Bochum im besetzten Querforum durch zwei Hundertschaften der Bochumer Bereitschaftspolizei

2008

3. Juni: Linke Mehrheit im hessischen Landtag schafft Studiengebühren ab, nachdem Protestaktionen des zivilen Ungehorsams (Bahnhofsblockaden, Autobahnbesetzungen) auch nach zwei Jahren nicht abgerissen waren

17. Juli: RUB-Senat ringt sich zu einer Gebührensenkung um ganze vier Prozent auf 480 Euro pro Semester durch, obwohl ein Großteil der Studiengebühren nicht ausgegeben wurde und auf den Konten der Uni geparkt wird und verspricht eine Überprüfung der Gebührenverwendung

2009

30. April: Zu einer weiteren Gebührensenkung ist der Senat auch nach über neunmonatiger Prüfung der Verwendung der – inzwischen größtenteils verplanten – Studiengebühren nicht bereit

27. Mai: ca. 400 Studierende beschließen auf uniweiter VV eine Beteiligung der RUB am Bundesweiten Bildungsstreik im Juni; im Anschluss an die VV legen BildungsaktivistInnen zeitweilig den Straßenverkehr vor dem Bochumer Hbf lahm

0 comments

You must be logged in to post a comment.