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AnisDer Universität Hamburg steht eine große Veränderung bevor: Ihr Standort soll verlagert werden – zurzeit stark im Gespräch ist der Umzug in den Hafenbereich. Die Uni-Präsidentin Monika Auweter-Kurtz will diesen Plan trotz zunehmenden Gegenwinds kompromisslos umsetzen. Doch ihre anmaßende Leitung der Hochschule kommt nicht erst in diesen Tagen zum Vorschein – das Unbehagen gegenüber der Präsidentin war bereits vor ihrem Amtsantritt deutlich zu spüren und betrifft auch andere Bereiche ihres Handlungsspielraums…Â Â Â
Zeitlose Skepsis

Dass sie mit ihrer Überlegung, die Uni als Wirtschaftsstandort auszubauen, lange hinter dem Berg gehalten hätte, ist ihr nicht vorzuwerfen. Bereits in ihrer Bewerbung ließ sie ihre Ansichten von einer modernen Universität verlauten. Rein wirtschaftlich gesehen ist die Umsiedlung der Uni aus der Stadt in das Hafengebiet nicht ausschließlich zu verurteilen: Die Uni ist ausbau- und renovierungsbedürftig. Ein Umzug wäre jedenfalls preiswerter als eine Sanierung. Dagegen steht jedoch der noch ungeklärte Einwand: Wohin mit den Betrieben, deren Standort zurzeit das Hafenareal „Kleiner Grasbrok“ ist?

Hinzu kommt der Werdegang der Physikerin, die zuvor in der Rüstungsindustrie tätig war. Skeptische Stimmen aus der Studierendenschaft und aus den Reihen der ProfessorInnen wurden laut, noch bevor man sie in das PräsidentInnenamt hob.

Langfristig steuert die schwarz-grüne Koalition Hamburgs in Richtung einer weiteren Entdemokratisierung der Hochschulen! Nach dem geplanten „Wissenschaftsförderungsgesetz“ wird den Fakultätsräten bei der Wahl ihrer Dekane das Mitbestimmungsrecht genommen – mit der Konsequenz stärkerer hierarchischer Strukturen. Auweter-Kurtz´ autoritäres Gebaren scheint aus dieser Perspektive fortschrittlich: Ohne konkrete Begründung verweigert sie die Bestätigung des neu gewählten Dekans der geisteswissenschaftlichen Fakultät. Â
Auch die Repräsentation der Hochschule hätte „Raketen-Moni“ gerne ganz in der Hand: Ihr sogenannter „Maulkorb-Erlass“ rät den ProfessorInnen davon ab, sich öffentlich ohne Rückversicherung seitens der universitären Pressestelle zu äußern.

Abwahl eine Frage der Zeit?

Beispiellos ist der erstarkende Gegenwind an Hamburgs Uni: 120 ProfessorInnen unterschrieben kürzlich einen Aufruf zur Abwahl der Präsidentin.
Anfang Juni stärkte der Hochschulrat ihr mit einem öffentlichen Schreiben jedoch den Rücken. Wundern sollte das niemanden, bedenkt man, dass dieser neben dem Vorsitzenden allein aus acht weiteren Mitgliedern besteht – nur vier davon vom Akademischen Senat der Uni gewählt, die übrigen vier vom Senat der Stadt bestimmt. Seine Hauptaufgabe stellt – neben Wahl und Abwahl der Präsidentin – die Genehmigung der Wirtschaftspläne dar.

Die Bestätigung der Wahl der Präsidentin erfolgt durch den Hochschulsenat.

Der Senat darf bei einer Dreiviertel-Mehrheit dem Hochschulrat den Vorschlag zur Abwahl der Präsidentin machen. Letzterer kann ihre Abwahl wiederum durch eine Dreiviertel-Mehrheit beschließen. Abgesehen vom öffentlichen Druck hätte dieser jedoch keinerlei Anlass, einen derartigen Beschluss zu fassen. Â

Das Hauptproblem bei alledem ist die anscheinende Kommunikationsunfähigkeit der Universitätspräsidentin. Zwar behauptet sie, ihre Türen stünden jedermann/-frau und jederzeit offen, doch hört man seitens der Studierendenschaft und weiterer universitärer MitarbeiterInnen völlig andere Töne. Es mag Probleme bei großen Veränderungen geben; dass diese aber von oben gedeckelt werden, sollte nicht zum Maßstab werden. Da bleibt die Frage: Wo will man eine solche Person lieber sitzen haben: in der Rüstungsindustrie oder im PräsidentInnenamt einer Hochschule?

 

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