Mit diesem Mammutprojekt möchte die Landesregierung nach eigenem Wortlaut „die Gesundheitswirtschaft zu einem der stärksten Motoren unseres Landes machen und sich im medizintechnischen Bereich bundes- und europaweit an die Spitze katapultieren.“

Grund für die erfolgreiche Bewerbung war, dass Bochum laut einer unabhängigen Jury „alle geforderten Kriterien erfülle“. Diese sind, dass Bochum ein durch den Stadtrat abgesegnetes „hohes finanzielles Engagement von sieben bis zehn Millionen Euro, 350 garantierte Ausbildungsplätze, sowie „zwei ideale, sofort verfügbare Standorte“ in Uni-Nähe bereit hält: der schon angelegte, jedoch noch unbebaute BioMedizinPark Bochum und die Fläche des „Campus West“, auf dem sich das „Haus der Freunde“ befindet. Diese beiden Standorte sollen in den kommenden Monaten auf ihre Funktionalität gesichtet werden. Bis Herbst soll die bauliche Planung erfolgen.

Was kommt?

Dabei ist der auferlegte Zeitplan knapp bemessen, und man hat viele Projekte, die im Gesundheitscampus zusammenkommen. Bereits im Wintersemester 2010/2011 soll die je nach Wahl des Grundstückes neu gebaute bundesweit erste „Fachhochschule für Gesundheitsberufe“ ihre Tore öffnen. Bis zu 1000 Studenten könnten hier ein duales Studium mit einem vierjährigen Bachelor nebst Ausbildung zu absolvieren. Damit möchte man laut Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann „neue Berufsausbildungen im Gesundheitswesen kreieren“, um für die zukünftigen Herausforderungen und strukturellen Veränderungen im Gesundheitswesen gewappnet zu sein.

Desweiteren sollen das „Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit“ in Bielefeld, das Krefelder „Zentrum für Telematik im Gesundheitswesen“ und das „Epidemiologische Krebsregister“ mit Sitz in Münster auf den Gesundheitscampus NRW verlagert werden. Geplant ist faktisch auch, dass die gesamte staatliche Gesundheitsverwaltung nach Bochum kommt. Die Maxime des ganzen Gesundheitscampus ist die der „Konzentration gesundheitswirtschaftlicher Kräfte“, um Innovation und Forschung zusammenzubringen (und zu vermarkten). Dadurch „sollen Firmen animiert werden, auf den Campus zu ziehen“, so RUB-Rektor Weiler. Dieser sieht auch Chancen für diverse andere Bereiche der RUB. „Es können beispielsweise I.T.-Sicherheitstechnologien von Tür zu Tür vermarktet werden“.

So weit so gut?

Bei aller Euphorie für den Gesundheitscampus NRW als, so Laumann „klares sichtbares Zeichen des großen NRW“ bleibt jedoch kritisch zu anzumerken, dass durch die Verlagerung der Institute nach Bochum an anderen Standorten bestehende oder neu entstandene medizintechnische Strukturen entschieden geschwächt werden könnten. Allein für den Umzug der Institute sind Summen von 25-30 Millionen Euro eingeplant!

Desweiteren wird es auch auf kommunalpolitischer Ebene altbekannte Reibereien geben, da zum Beispiel der Standort Bochum in seiner Bewerbung um den Gesundheitscampus NRW mit der Uni Witten/Herdecke wirbt. Weil jeder ein Stück vom Kuchen haben will, ist Zwist hier vorprogrammiert. Es bleibt also abzuwarten, ob die Sektkorken nicht doch ins Auge gehen.

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