Der Mars ist das große Ziel der AMSAT-DL. Hinter diesem Kürzel verbirgt sich ein Zusammenschluss von IngenieurInnen, TechnikerInnen, WissenschaftlerInnen, FunkamateurInnen und WeltraumenthusiastInnenen, der seit über 30 Jahren eigene Satelliten entwickelt, baut und betreibt. Gemeinsam wollen sie es schaffen, die erste privat finanzierte und zum Teil ehrenamtlich entwickelte Marssonde auf den Weg zu bringen. Die Sternwarte Bochum soll das Kontrollzentrum sein. Bochum zur Zentrale eines solchen Projekts zu machen, hat eine lange Tradition.

Es begann mit einem Piep

1947 fing alles mit der Gründung der „Volkssternwarte“ an. 1953 betrieb ein Grüppchen ehrenamtlich arbeitender Enthusiasten um Heinz Kaminski immerhin schon ein kleines Observatorium auf dem Dach einer Schule. Der Rest der Welt entdecke erst, dass die Raumfahrt Zukunft hat, als die UdSSR am 4. Oktober 1957 mit Sputnik I den ersten Satelliten ins All schoss, der mit seinen Piepsern den Sieg des Sozialismus verkündete. Schon diese Signale konnte Heinz Kaminski in Bochum empfangen. Er war Chemieingenieur und ehemaliger Marinefunker. In seinem Garten stand eine selbstgebaute Antenne, mit der er als erster Mensch außerhalb des sowjetischen Territoriums die Signale Sputniks empfing.

Wettlauf ins All

Mit der kleinen Metallkugel begann der Wettlauf in den Kosmos, und in Bochum hörte man gespannt zu. Als dann am 12. April 1961 Juri Gagarin als erster Mensch ins All flog und mit dem Raumschiff Wostok 1 in 108 Minuten einmal die Erde umrundete, saß in Bochum Heinz Kaminski in seinem Keller und konnte die gesendeten Signale empfangen. An diesem Tag wurde er von der Weltpresse entdeckt. Sie bevölkerte den Garten des Einfamilienhauses, um einen Blick in den Arbeitsraum im Keller werfen zu können. Erst in Folge dieser Ereignisse beschloss die Stadt Bochum, ein Institutsgebäude zu bauen: Die Sternwarte.
Die neue Sternwarte genoss einen mehr als guten Ruf. John Herschel Glenn Jr., der erste Amerikaner, der 1962 die Erde in einem Raumschiff umkreiste, besuchte sie genauso wie Ludwig Erhard. Der damalige Bundeskanzler nutzte die Bochumer Sendeanlage, um die Astronauten von Gemini V zu grüßen.

Auch das Planetarium ging aus den Bemühungen von Prof. Heinz Kaminski hervor. Doch heute gehören Planetarium und Sternwarte Bochum nicht mehr zusammen. Das Planetarium dient einem anderen Zweck: Es zeigt mit perfekter Technik die Sterne, aber in der Sternwarte wird echte Forschung betrieben.

Geschichte zum Anfassen

Die Ausstellung „Sputnik 50 – Die Geschichte der Raumfahrt in zwei politischen Systemen“ erzählt und zeigt die Entwicklung der Sternwarte Bochum und noch viel mehr in einem mehr als sehenswerten Raum: Im Radom selbst. Dieser kuppelförmige Bau ist 40 Meter hoch, besteht aus Kunststoffverbundfolie und beschützt ein riesiges Teleskop vor Schmutz und auch vor Wind, denn schon eine starke Brise würde beim Senden oder Empfangen stören. Man muss also gar nicht bis in eine südamerikanische Wüste reisen, um eines der großen Teleskope zu sehen. Besonders spannend sind die vollständig erhaltenen Geräte aus der Anfangszeit, die zeigen, unter welchen Bedingungen Prof. Kaminski seine Arbeit aufgenommen und Bochum zu einem Stück Weltraumgeschichte verholfen hat.

Noch ist die erste deutsche Marssonde nicht auf den Weg gebracht worden, wer sich aber schon Mal auf das Thema einstimmen möchte, der ist in der Sternwarte Bochum genau richtig.

Sternwarte Bochum,
Blankensteiner Straße 200a ,
Telefon: 0234/ 4 77 11,
www.sternwarte-bochum.de;
Ausstellung: Sputnik 50 – Die Geschichte der Raumfahrt in zwei politischen Systemen: Sonntags von 11 bis 17 Uhr, Dienstag, mittwochs und freitags von 11 bis 16 Uhr. Studierende 3 Euro, Nicht-Studierende: 4 Euro.
Mehr zur AMSAT-DL:
http://www.amsat-dl.org
Mehr zur Mars-Mission:
http://www.go-mars.org
Mehr zur Venus-Sendung:
http://tiny.cc/Venus

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