Im Sommer 2008 wurde bekannt, dass die Mercator-Stiftung, das Land NRW und die Ruhr-Uni 40 Millionen Euro dafür ausgeben wollen, zwei interdisziplinäre Forschungseinheiten (oder auch:“Cluster“) zu finanzieren, die sich mit Lebens- und Materialwissenschaften beschäftigen. Im vergangenen Januar unterschrieb Weiler dann die Zielvereinbarungen für die Forschungseinheiten (oder auch: „Research Departments“). Wo das nötige Geld ganz genau herkommen soll, wollten die Landesregierung und Rektor Weiler aber bisher nicht verraten.

Ob wir wollen oder nicht

Die Frage, wieviel Geld wofür ausgegeben wird, wo gespart wird und wer darüber entscheidet, ist stets eine knifflige. Wenn es nach der Leitung der Ruhr-Uni geht, wird gern in Repräsentatives, Lukratives und Wettbewerbsförderndes investiert. Die Studierenden, um die es an einer Hochschule ja eigentlich geht, werden eher selten nach ihrer Meinung gefragt. Und so existiert auch eine ominöse Kommission, die über die Details in der Fortführung der Eliteprojekte entscheidet. Sie soll Ideen dafür entwerfen, wie die einzelnen Maßnahmen realisiert werden. Wer Mitglied in der Kommission ist und was dort genau entschieden wird, ist aber offenbar streng geheim: Offiziell taucht sie gar nicht auf. Damit ist sie auch keinerlei demokratischer Kontrolle unterworfen. Das wirft die Frage auf, wer in einer öffentlichen Einrichtung eigentlich was entscheiden darf – und wer von den Entscheidungen profitiert.

In den letzten Jahren ist die Entwicklung hin zu mehr Wettbewerb schneller und der Druck auf die Studierenden größer geworden, und die Ruhr-Uni ist stets vorne mit dabei. Die Studiengänge wurden früh auf Bachelor und Master umgestellt, und 2006 wurden auch gegen den Protest der Studierenden 500 Euro Studiengebühren eingeführt – unter anderem mit dem Argument, man müsse sich auf den Wettbewerb mit anderen Unis einstellen und deshalb davon Abstand nehmen, keine oder geringere Gebühren zu erheben. Allerdings haben es Wettbewerbe so an sich, dass es auch VerliererInnen gibt. Und das sind im Falle der Umstrukturierung der Hochschulen all diejenigen, welche die Studiengebühren nur schwer bezahlen können, deren Fächer abgeschafft werden oder die mit dem erhöhtem Druck nicht zurechtkommen.

Der Kunde im Bockshorn

Zwar soll sich der/die Studierende als „Kunde“ fühlen, seit für das Studium bezahlt werden muss; König sind sie deshalb aber nicht. Sie dürfen zwar Bücher bestellen, am Ende des Semesters per Kreuzchen die Leistung der Lehrenden „evaluieren“ und bekommen, wenn es hoch kommt, längere Öffnungszeiten in der Fachbibliothek. In vielen Gremien sind auch Studierende vertreten (s. unten), allerdings meistens in der Minderheit. Grundsätzliche Entscheidungen werden häufig gänzlich ohne sie gefällt.

Die Teilnahme am Elitewettbewerb ist ein Beispiel dafür. Ob Fachbereiche geschlossen oder stärker gefördert werden, ob in Forschung oder bessere Lehre investiert wird, sind weitere.

Die studentische Mitbestimmung soll nun wohl auch räumlich in den Hintergrund rücken. Schon länger gibt es Pläne, das jetzige Studierendenhaus in ein repräsentatives „Studierenden-Service-Center“ zu verwandeln. Der Allgemeine Studierenden-Ausschuss soll nach diesen Plänen nicht wie bisher direkt sichtbar sein, sondern in die zweite Reihe rücken. Bisher fehlte allerdings das nötige Geld für den Bau. Aus den Konjunkturpaketen, die im Zuge der Wirtschaftskrise verteilt wurden, sollen nun aber auch die Hochschulen Geld erhalten – und das soll an der Ruhr-Uni offenbar auch in den Bau des neuen Gebäudes fließen. „Dass ausnahmsweise Geld für die Hochschulen bereitgestellt wird, ist begrüßenswert. Dass es allerdings in ein Gebäude fließt, dass ausschließlich der Außendarstellung dient, ist nicht sinnvoll und macht den Vorteil des Geldes zunichte“, meint Felix Bremer, AStA-Referent für Hochschulpolitik. „Studentische Strukturen werden durch das SSC langfristig verdrängt. Kurzfrisitig gibt es noch nicht einmal Pläne, wo sie während des Baus untergebracht werden sollen.“

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