Am 6. November 2008 waren die Kammerspiele im Schauspielhaus der Ort, an dem gute Geschichten erzählt wurden. Das Macondo Literaturfestival, das dieses Jahr schon zum neunten Jahr in Folge in Bochum statt findet, wurde dort mit einer Lesung des Autors Jan Weiler eröffnet.

Jan Weilers neues Buch

Er begann seine Lesung damit, dass er darüber philosophierte, dass dieser Tag ein „UEFA Tag“ sei, sprich Fußball im Fernsehen laufe, und er wirklich Mitleid mit den mitgeschleiften Männern habe. Daher lese er samstags gar nicht mehr. „Ich habe den Männern gegenüber so ein schlechtes Gewissen. Wegen Sportschau und so.“

Aber im Laufe des Abends sind auch die im Publikum sitzenden Männer nicht nur für ihre Anwesenheit entschädigt worden, sondern wirklich auf ihre Kosten gekommen. Der Schwerpunkt der Lesung lag auf Jan Weilers neuem Buch „Drachensaat“. Dieses Buch handelt von fünf Leuten, die nicht mehr Teil der Gesellschaft sind. Zum Beispiel von einem Briefträger, der 260.000 Briefe bei sich Zuhause lagert, weil er sich nicht mehr traut, sie zuzustellen, oder einer Frau, die meint, sie könne Radiowellen essen. Sie alle landen bei einem Arzt, der denkt, er habe eine neue Krankheit entdeckt. Er glaubt, diese Menschen wollen sich durch Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit heilen. Wieso dieser Arzt will, dass seine Patienten einen öffentlich rechtlichen Fernsehsender erpressen und ob es klappt, muss allerdings jeder selber lesen (Drachensaat, Jan Weiler, Kindler Verlag GmbH, 19,90 Euro).

Antonios neuer Fernseher

Und natürlich gab es ein „Wiederhören“ mit Antonio, bekannt aus „Maria, ihm schmeckt´s nicht“, der sich noch schnell vor dem Heimspiel der Italiener einen neuen „flachen Fernseher“ kaufen möchte, „ganz egal welche Technik, Hauptsache Italien gewinnt in dem Ding.“

Dieter Schornecks Literaturmagazin

Alles in allem ein runder Abend, mit einem zur Höchstform auflaufenden Jan Weiler, der mehr als einmal in seinem Lesefluss innehalten musste, damit das Publikum –und zeitweise er selbst- erst einmal fertig lachen konnte. Ein perfekter Start für ein Festival, das von einem Team organisiert wird, dem die deutsche Literatur wirklich am Herzen liegt.
Das Macondo Literaturfestival wird von Frank Schorneck und Petra Vesper, den Herausgebern des Macondo Literaturmagazins, organisiert. Doch der Schwerpunkt ihrer Arbeit ist das Magazin, das seit 1998 halbjährlich in einer Auflage von 3000 Exemplaren erscheint und über den Buchhandel, den Abonnementversand und den Bahnhofsbuchhandel vertrieben wird. Das Ziel der Arbeit von Schorneck und Vesper ist es, junge und unbekannte deutschsprachige Literatur bekannter zu machen. Das hindert sie allerdings nicht daran, richtig große Namen der aktuellen, deutschen Literatur auf die Gästeliste ihres Festivals zu setzen. Bis zum 26. November 2008 bietet sich jedem noch eine Chance, sich von der hochkarätigen Gästeliste zu überzeugen.

Mehr zum Festival unter:
www.die-lust-am-lesen.de/festival/
Mehr zur Macondo:
www.die-lust-am-lesen.de/

 

Das Programm:

 Mittwoch, 12. November, 20.00 Uhr:
„Wenn ich auf die Lösung stoße, ist der Text zu Ende“ – Antje Rávic Strubel im Gespräch mit Jan Traphan und Thomas Boyken, Moderatorin Monika Eden
Im Prinz Regent Theater, Prinz-Regent-Straße 50 – 60.
AK: 6 Euro.
[www.prinzregenttheater.de]
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Donnerstag, 13. November, 19.30 Uhr:
Die Kulturtechniker nähern sich Nazim Hikmets Roman „Die Romantiker“.
Musisches Zentrum, Ruhr-Universität-Bochum.
AK: 6 Euro/3 Euro erm.
[www.ruhr-uni-bochum.de/mz-theater/]
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Freitag, 14. November, 20.00 Uhr:
Anatol Regnier liest aus seiner Biographie „Frank Wedekind. Eine Männertragödie“.
Buchhandlung Janssen, Brüderstr. 3.
AK: 6 Euro.
[www.janssen-buecher.de]

Sonntag, 16. November, 20.00 Uhr:
Felicia Zeller liest aus ihrem ersten Prosaband „Einsam lehnen am Bekannten“.
Theater unter Tage (TuT), Königsallee 15.
AK: 6,60 Euro.
[www.schauspielhausbochum.de]
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Montag, 17. November, 20.00 Uhr:
Sven Regener liest aus seinem dritten Lehmann-Roman „Der kleine Bruder“.
Zeche Bochum, Prinz-Regent-Straße 50 – 60 .
VVK: 14 Euro, AK: 17 Euro.
[www.zeche.com]

Dienstag, 18. November, 20.00 Uhr:
Feridun Zaimoglu liest aus „Liebesbrand“.
Theater unter Tage (TuT), Königsallee 15.
AK: 6,60 Euro.
[www.schauspielhausbochum.de]
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Donnerstag, 20. November, 20.00 Uhr:
Selim Özdogan liest aus „Die Tochter des Schmieds“.
Bahnhof Langendreer, Wallbaumweg 108.
VVK: 9 Euro, AK: 12 Euro.
[www.bahnhof-langendreer.de]

Samstag, 22. November, 20.00 Uhr:
Debütantenball.
Theater unter Tage (TuT), Königsallee 15
6,60 Euro.
[www.schauspielhausbochum.de]
Im Anschluss: Abschlussparty mit Bene von Randow – „Bene packt aus“

Mittwoch, 26. November, 20.00 Uhr:
Tilman Rammstedt liest aus seinem Bachmannpreis-gekrönten Roman „Der Kaiser von China“.
Theater unter Tage (TuT), Königsallee 15.
AK: 6,60 Euro.
[www.schauspielhausbochum.de]

Mehr zum Festival unter:
www.die-lust-am-lesen.de/festival/
Mehr zur Macondo:
www.die-lust-am-lesen.de/

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